Ich hatte da mehr so die Art vor Augen, die 30 cm kurz gehalten sind und wo der Hund, sobald jemand entgegen kommt, sofort in eine Nische, Nebenstraße oder Einfahrt geschleppt wird und mit beiden Händen festgehalten wird.
Ned
Immer mal langsam mit den Vorurteilen!
Weil wenn du uns begegnest könntest du meinen, wir wären solche, weil ich wenn du uns mit 2 Flats entgegenkommst wahrscheinlich noch bevor du uns bemerkst meine Ella kurz nehme und die erstbeste Nische, Nebenstraße oder Einfahrt nützen werde, um meiner unsicheren Hündin die 2-4 Meter Abstand und evtl. auch körperliche "Deckung" zu geben, die sie braucht um sich fremde Hunde in Ruhe angucken zu können und nicht in ein "bleibts bloß weg, ich kenn euch nicht, kommts ja nicht näher!!!"-geknurrbelle zu verfallen. Sollte einer deiner Hund dann beschließen, dass das Ellatier interessant ist und zb. stehenbleiben und sie länger angucken, kann es sein, dass sie beschließt, dass ihr die 4 Meter nicht reichen und doch zu keiffen anfangen. Dann wirst du denken, ich habe einen schlecht erzogenen unverträglichen Hund der keine Freiheiten haben kann. (Und ich "geh doch endlich weiter, du Dodl!"
Aber wie gut, dass es diesen Thread gibt, weil Tatsache ist:
Ella ist dreineinhalb und wird gerade langsam aber doch erwachsen. Sie ist in vielen Situationen noch unsicher, aber wir arbeiten daran, diese Situationen so zu managen, dass sie nicht in ihrer Angst bestätigt wird, sondern merkt, dass wir auf sie aufpassen. (eben zb. durch Abstandhalten zu fremden Hunden).
Wir haben sie mit 6 Monaten aus dem Auslandstierschutz übernommen, rückblickend würde ich sagen wir waren doch recht naiv, haben sicher in der ersten Zeit erziehungstechnisch Vieles falsch gemacht, hatten aber insgesamt natürlich ganz viel Glück, dass Ella bei uns gelandet ist.
Sie ist definitiv NICHT in allen Situationen verlässlich abrufbar, mit etwas Management und richtigem Einschätzen von Situationen bekommt sie aber trotzdem fast täglich ihren Freilauf, manchmal ganz ohne Leine, manchmal an der Schlepp, manchmal mit nachschleifender 2-m-Leine. Wir arbeiten weiterhin mit Kontrolle und Bestätigung am Rückruf und es wird besser. Ein richtiger "Verlasshund" wird sie wohl nie werden, aber was solls!
Sie ist skeptisch bis ängstlich bei fremden Hunden und Menschen und zeigt das auch, sie ist manchmal spontan territorial und verbellt - wenn nicht kontrolliert - Menschen und Hunde in der Öffentlichkeit ("auf diesem Waldweg spiele ich mit Frauli, hier darfst du nicht Joggen" "du gehörst nicht zu unserer Gruppe, wir kannst du es wagen auf den Agilityplatz zu kommen"). Ich würde sie trotzdem nie als "unverträglich" bezeichnen.
Sie ist die Geduld in Person mit Kindern, solange diese sich ihr ruhig nähern. Sind sie laut oder nervig geht sie einfach weg. Sie lässt sich nicht von jedem gleich angreifen, hat man sich ihre Zuneigung aber erarbeitet, ist sie immer liebevoll und herzlich, auch wenn sie jemanden nur alle paar Wochen sieht.
Sie kann schlecht mit Kritik umgehen und wenn sie keine Lust hat, lässt sie mich mit "Training" eiskalt abblitzen. Sie ist sicher sehr schlau, lernt aber langsam und kann manchmal so begriffsstutzig sein, dass es mich rasend macht.
Ich habe ihr einmal vor lauter Zorn (weil sie nicht so wollte wie ich, sondern lieber jetzgleichspielen!!!!) den Clicker nachgeworfen.
Sie ist meine hartnäckigster Lehrerin in Sachen Geduld.
Sie muss mehrmals die Woche stundenweise alleine bleiben und jetzt gerade schreibe ich diesen Post anstatt endlich mit ihr rauszugehen. Es regnet und sie schläft und wahrscheinlich gehen wir nachher nur kurz Lacki-Gacki und kuscheln uns dann wieder ein.
Sie bekommt das Trockenfutter vom Hofer, jede Woche 1-2 mal frisches Fleisch oder Knochen dazu und zwischendurch mal Nudeln, Erdäpfel, Joghurt, Rahm, Ei, ausgekochtes Suppengemüse oder was sonst übrigbleibt und nicht überwürzt ist. Und den letzten Bissen von jedem Käse- oder Wurstbrot.
Mein Freund und ich sind sicher nicht die besten, fähigsten, gebildetsten Hundehalter auf dem Planeten, trotzdem haben wir eine Hündin, die verängstigt und schlecht sozialisiert als Halbjährling zu uns kam, und die jetzt im Alltag problemlos zu führen ist (wenn man weiß, wie), die uns in Restaurants und zu Freunden begleitet, zu Familienfeiern und Hochzeiten, die bei allen gern gesehen ist und schon mehreren Personen ihre Hundeangst genommen hat.
Eine Hündin, die zwar bei Begegnungen an der Leine gemanagt werden muss, sich aber fast anmacht vor Freude, wenn sie ihre Hundefreunde zum spielen trifft und gerade gern gesehene "strenge Welpentante" für die freche kleine Maus einer Bekannten ist.
Eine Hündin, die am glücklichsten ist, wenn wir zu dritt durch den Wald streifen, auf deren 92 Punkte beim Erstantritt in der BGH1 ich wahnsinnig stolz bin und die mir vielleicht irgendwann mal die Freude macht, das zu wiederholen oder in Agility mit mir zu starten.
Ist mir ehrlich gesagt auch egal, was irgendwer über uns und Ella denkt (auch der hypothetische Ned, der uns mit 2 Flats entgegenkommt

), ich bin überzeugt davon, dass wir ein gutes Leben miteinander haben, unabhängig davon, was irgendjemand meint, wie man dieses oder jenes mit einem Hund "machen sollte".
Danke an Tatze für diese tolle Idee, eine Lanze für die "unperfekten" zu brechen. Weil wer ist schon perfekt? Ein Hund sicher nicht!

Und wer liest schon gern immer nur von Menschen, die alles wissen und richtig machen...
PS:
--> Der Freund der Cousine, meines Chefs kennt einen Mann der bei Starbucks arbeitet und darum weiß ich das.
Ich habe von Oktober 2001 bis Juni 2002 beim Starbucks auf der Kärntnerstraße gearbeitet (das war bitte der allererste Starbucks-Store in Ö und ICH war beim Opening dabei!), also wenn es dahingehende Fragen gibt, gerne an mich! Ihr könnt euch Starbuckstechnisch natürlich gern jederzeit auf mich berufen, allerdings wüßte ich nicht, welche herausragenden Erkenntnisse oder Fähigkeiten ich dort erworben habe, außer "so tun als wär ich super drauf obwohl ich denke leckt's mich doch alle am a*****".
