Die Grundbedürfnisse des Hundes

calimero+aaron

Super Knochen
Ausgehend vom Buch "Wer denken will, muss fühlen" von Elisabeth Beck, welches ich gerade lese, möchte ich das als Anlass zur Diskussion nehmen...

sie führt in ihrem Buch drei Grundbedürfnisse an:

Das Bedürfnis nach Lustgewinn und Vermeiden von Unlust (Schmerz usw.)
Das Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle (Sicherheit)
Das Bedürfnis nach Bindung (im Sinne einer emotionalen Beziehung)

Das erste Bedürfnis dürfte uns allen klar sein. Kein Hund will geschlagen werden, keiner leiden.
Beim zweiten Bedürfnis sieht die Sache schon anders aus.
"Kontrolle"...nein, der Hund will uns nicht kontrollieren. Was er will, ist, dass er uns einschätzen kann. Im Buch kommt das Wort "Orientierung" vor...er will sich orientieren, wie wir handeln, was wir vorhaben.
Auch Stress ist nicht schlecht - wenn die Situation vom Hund gehandhabt werden kann. Wenn er die Situation beeinflussen kann.

Zur Bindung gibt es im Buch Interessantes zu lesen...eine sichere Bindung geht mit Neugier, Entdeckerfreude und Selbständigkeit einher.
Also nicht die Hunde, die am Hundehalter regelrecht kleben, haben eine gute Bindung. Das ist nämlich ein Irrglaube.
"Klebende" Hunde entstehen auch dadurch, dass der Umgang unzuverlässig ist. Heißt, Zuckerbrot und Peitsche.
Das Beispiel, welches im Buch gebracht wird (hinsichtlich Trainingsmethode) hat mich sehr zum Denken gebracht. Weil es auch mich betrifft, bzw. betroffen hat. (nein, Aaron klebt nicht, ich war aber nicht einschätzbar)
Die Technik nennt sich "Wechseltechnik" und ist nichts Anderes, als zuerst ein unerwünschtes Verhalten zu bestrafen, wird das gewünschte Verhalten dann gezeigt, sofortiges Umschwenken in Lob oder Belohnung. Zuerst die Peitsche, dann das Zuckerbrot...
Also - zuerst Leinenruck, damit Hund aufmerksam auf Hundehalter wird, dann, bei Aufmerksamkeit, Lob und Belohnung.
Ich wurde dadurch für meinen Hund nicht mehr durchschaubar. Bindung und das Bedürfnis nach Orientierung und Einschätzung, bzw. Kontrolle, litten. Was mir den Schnapper damals im November eingebracht hat. (zu dieser Zeit waren wir grad beim Trainer und arbeiteten mit der Wechselmethode...)

Abschließend möchte ich jetzt noch das Buch von Grewe: "Hunde brauchen klare Grenzen" hernehmen...ja, was heißt das denn?
Auch hier wieder.....durch klare Grenzen, Ansagen - Vorhersehbarkeit, Durchschaubarkeit, Kontrolle, Sicherheit für den Hund.
 
Gruindbedürfnisse meiner Hunde:

- Ein sicherer Schlafplatz.
- Ausreichende Ernährung.
- Freilauf.
- Sinnvolle Aufgaben.
- Klare Grenzen.

Das Vermeiden von Unlust und Schmerz würde ich sehr relativ sehen. Nicht unbedingt bezogen auf deine Trainingserfahrung, sondern allgemein. Bei deiner Trainigserfahrung würde ich fast meinen, nicht der Schmerz des Leinenrucks war das Problem, sondern die wiederkehrende Ungerechtigkeit.

Schmerz ist unvermeidlich. Jeder lernt Schmerz kennen, guten Schmerz und schlechten Schmerz.
Schmerz ist außerdem für jeden etwas anderes und sehr stark von Erfahrungswerten abhängig. Je weniger Schmerz und Unlust jemand erlebt hat, desto schlimmer scheinen ihm selbst leichter Schmerz und leichtes Unbehagen.
Extremes Vermeiden solcher Gefühle mindert die Fähigkeit zum Überleben, das Ertragen-können steigert sie. Es ist nicht sinnvoll, Schmerz, Unlust und Disstress völlig auszuschalten.

Die lädierte Kralle meines Hundes schaut häßlich aus und ich hoffe, sie kann bald gezogen werden. Die Abstoßungsreaktion des Körpers hat bereits begonnen, aber noch sitzt sie leider fest.

Loki galoppiert, springt und spielt, als ob nichts wäre. Nur mir gegenüber zeigt er beim Verarzten, dass ihm die Stelle arg weh tut. Nicht durch Knurren oder Schnappen, sondern durch eine Leidensmiene und Ankuscheln.
Er hat an dieser ersten negativen Schmerzerfahrung gelernt, Schmerz nicht immer zu zeigen. Eine wichtige Fähigkeit.
Er hat auch gelernt, dass ihm manchmal noch mehr Schmerz zugefügt wird, es aber trotzdem gut gemeint ist. Das Vertrauen zu seinen Tierärzten hat unter den wiederholten Untersuchungen nicht sichtbar gelitten. Er klettert ihnen immer noch auf die Schoß. *seufz*
 
Aber gern. :rolleyes:

Missempfindungen beim Zahnen, Muskelkater nach viel Bewegung, Spannungsschmerz und Juckreiz während der Abheilung einer Verletzung, Wehenschmerz bei einer allfälligen Geburt.

Auch der Schmerz, wenn beim wilden Spielen der beste Freund mal etwas zu fest kneift, wenn zwei übereinander kullern, der Schmerz durch die Gegenwehr einer gefangenen Beute, die trotzdem festgehalten werden muss. (Ob sie das in ihrer momentanen Aufregung spüren?)

Schmerzerfahrungen sind unvermeidlich und nicht jeder Schmerz wird durch negative Prozesse oder böswillige Einwirkungen verursacht.
Nicht jeder Schmerz fühlt sich schlecht an.
Generell auf jeden Schmerz und jede Missempfindung mit Panik und Meideverhalten zu reagieren, ist eine ernste Verhaltensstörung.

Warum sollten Hunde das anders empfinden als wir, liebe/r chess? :rolleyes:
Glaubst du wirklich, dass es sich für sie gleich anfühlt, wenn
A, sie ein frisch gebrochenes Bein haben.
B, das Bein gerade vom Tierarzt versorgt wird.
C, unter dem Verband oder Gips die Heilungsprozesse im Gange sind, inklusive Schwellungen und Spannungen.
D, die Muskulatur nach Entfernen der Schiene langsam wieder in Gang kommen muss.

Wann fühlt sich das wirklich schlecht an? Doch nur solange, bis der Arzt da ist und sich darum kümmert! Nur solange meldet der Körper, es sei etwas wirklich Böses passiert und man empfindet Angst/Stress! Danach heißt der Schmerz nur: "Gib Ruhe - hier wird ein Bein repariert!" oder "Langsam, langsam, jetzt haben wir Muskeln 4 Wochen nichts gearbeitet."
Das ist KEIN negatives Gefühl und ich glauber nicht, dass Hunde dass anders bemerken als wir. Übermäßige Weicheier, die nicht gelernt haben, zwischen Aua und Aua zu differenzieren, sitzen um Wochen länger beim Rehab-Turnen, haben viel länger Fehlhaltungen und haben u.U. Folgeschäden. Solche Patienten gibts in jedem Spital und jeder Tierarztpraxis. Dort ist dann meistens der Besitzer schuld, der jedes Zwicken von Hundi fernhalten wollte und dem Hundi soooo leid tut.

Selbst die morgendliche Gliedersteifigkeit des höheren Alters würde ich als positiven Schmerz einstufen. Altern ist ebenfalls ein unvermeidlicher Prozess. Die Missempfindungen gehören dazu und sorgen dafür, dass sich der Oldie nicht überlastet.
Kaum ein Arzt, weder Menschenarzt noch Tierarzt, wird deswegen altersentsprechende Wehwehchen ständig niederspritzen.

Bist du so überempfindlich, dass für dich jedes Zwicken schlecht und Schmerz immer etwas Negatives ist? Das ist aber schade für dich und verursacht dir unnötiges Leid. Hoffentlich ist dein Hund nicht so.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke Schmerz kann man nicht vermeiden, weder Mensch noch Tier kann Schmerz vermeiden.
Wobei man unterscheiden muss, zwischen Schmerzen die unvermeidlich sind, also bei Krankheiten und Verletzungen und Schmerzen die willkürlich zugefügt werden, wahrscheinlich können Tiere sehr wohl unterscheiden.

Meiner Erfahrung nach gibt es Hunde die sehr wehleidig sind und Hunde die "hart im Nehmen" sind, liegt an der Rasse.
Wir haben Goldies und diese Hunde sind echt hart im Nehmen, bis die Schmerzen zeigen dauert es lange.

Unser Großer hatte schon sehr viele schmerzhafte Erkrankungen und zur Zeit leidet er nach einer Bänderläsion und dem Entfernen vom Fixateur ebenfalls an Schmerzen.
Er wird behandelt, aber ich kann ihm die Schmerzen nicht nehmen, so leid mir das auch tut.
Aber, er geht immer noch freudig zum TA, lässt alles geduldig über sich ergehen, ohne zu Murren oder zu Schnappen, ich bin dabei bei den Behandlungen und das zeigt ihm, dass alles in Ordnung ist und er hat die Sicherheit, dass ihm nichts Böses passiert wenn ich dabei bin, denn ich passe auf ihn auf, das ist für mich Bindung und Grundvertrauen ins Frauli.

Ansonsten denke ich, dass die Grundbedürfnisse eines Hundes wohl allen klar sein sollten.
Wobei es auch an der Rasse liegt, ein Herdenschutzhund hat das Bedürfnis etwas bewachen zu können, ein Nordischer das Bedürfnis zu laufen, meine Goldies das Bedürfnis zu apportieren und zu schwimmen.
Wenn man darauf Rücksicht nimmt, dem Hund Sicherheit und Liebe gibt, dann hat man einen glücklichen Hund. Dann wird es den Hund auch nicht in seinen Grundfesten erschüttern, wenn ich ihm z.B. mal einen Leinenruck gebe, weil die Situation es einfach erfordert.
LG Ingrid
 
Ich wurde dadurch für meinen Hund nicht mehr durchschaubar. Bindung und das Bedürfnis nach Orientierung und Einschätzung, bzw. Kontrolle, litten. Was mir den Schnapper damals im November eingebracht hat. (zu dieser Zeit waren wir grad beim Trainer und arbeiteten mit der Wechselmethode...)

Abschließend möchte ich jetzt noch das Buch von Grewe: "Hunde brauchen klare Grenzen" hernehmen...ja, was heißt das denn?
Auch hier wieder.....durch klare Grenzen, Ansagen - Vorhersehbarkeit, Durchschaubarkeit, Kontrolle, Sicherheit für den Hund.

Da bist du nicht die erste und wirst auch nicht die letzte sein, genau das ist ein sehr weit verbreitetes problem und basis vieler der bekannten Hunde unarten !

Aber es zu lesen / wissen ist komplett was anderes als es zu leben, gerade im training bekommt das kaum einer alleine hin !

Die Technik nennt sich "Wechseltechnik" und ist nichts Anderes, als zuerst ein unerwünschtes Verhalten zu bestrafen, wird das gewünschte Verhalten dann gezeigt, sofortiges Umschwenken in Lob oder Belohnung. Zuerst die Peitsche, dann das Zuckerbrot...
Also - zuerst Leinenruck, damit Hund aufmerksam auf Hundehalter wird, dann, bei Aufmerksamkeit, Lob und Belohnung.

... und "missverstehst" du das auch nur ansatzweise oder missinterptierst das auch nur leicht überzogen , verkehrst du das ganze um und wirst nur noch undurchschaubarer !
 
Zuletzt bearbeitet:
..ich denke das die grundbedürfnisse von hund zu hund unterschiedlich stark sind.....(abhängig von alter, vorgeschichte,rasse..)
ich würde sie eher in
körperliche
psychische
und seelische bedürfnisse teilen...
 
Gehen wir noch ein paar Schritte weiter und denken über eine
"Maslow'sche Bedürfnispyramide" für Hunde nach...ich mein, das kann man vergleichen...

Zuunterst....die physiologischen Bedürfnisse.
Fressen, Trinken, Schlafen, usw.

Dann....Sicherheit. (da gehört eben jene genannte Kontrollmöglichkeit usw. dazu)

Soziale Bedürfnisse...Bindung. Sozialkontakte, egal, welcher Art.

Individualbedürfnisse...da tu ich mir beim Hund schon etwas schwerer...

und bei der Selbstverwirklichung steig ich beim Hund aus.
Möglicherweise sind die letzten zwei Punkte wirklich nur beim Menschen anwendbar.
 
Gehen wir noch ein paar Schritte weiter und denken über eine
"Maslow'sche Bedürfnispyramide" für Hunde nach...ich mein, das kann man vergleichen...

Zuunterst....die physiologischen Bedürfnisse.
Fressen, Trinken, Schlafen, usw.

Dann....Sicherheit. (da gehört eben jene genannte Kontrollmöglichkeit usw. dazu)

Soziale Bedürfnisse...Bindung. Sozialkontakte, egal, welcher Art.

Individualbedürfnisse...da tu ich mir beim Hund schon etwas schwerer...

und bei der Selbstverwirklichung steig ich beim Hund aus.
Möglicherweise sind die letzten zwei Punkte wirklich nur beim Menschen anwendbar.

Bei Soziale Bedürfnisse würde ich noch Arteigene Kommunikation hinzufügen. Oder Kommunikation allgemein.
 
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