Sehr geehrte Damen und Herren,
soeben habe ich einen Begleitartikel zu Ihrer Kampagne gegen "Einzelhaft" gelesen. Ich halte diese grundsätzlich für wichtig, da immernoch viele soziale Tiere alleine gehalten werden.
In diesem Artikel auf news.at werden allerdings auch Hamster in der Aufzählung der Gruppentierarten genannt. Dies ist so nicht korrekt: Goldhamster müssen sogar per Gesetz einzeln gehalten werden. Hiermit bitte ich Sie, auf solche Formulierungen zu achten, da unwissende Halter sich daran orientieren - im Falle des Goldhamsters als absolutem Einzelgänger wäre das ein wahres Drama in vielen Kinderzimmern.
Ich hatte sie ebenso bereits darauf hingewiesen, daß auch Zwerghamster nach meiner und anderer Halter Erfahrungen alleine gehalten werden sollten, da die natürlichen Gruppen in Gefangenschaft nicht nachempfunden werden können. Zwar leben die Kleinen in der Natur in Gruppen, jedoch bestehen diese meist aus Elternpaar und Nachwuchs und verteilen sich auf mehrere Quadratmeter Bau und Revier, nur selten leben sie in rein gleichgeschlechtlichen Gruppen (meist mindestens ein Weibchen und mehrere Männchen). Dies ist in der Heimhaltung schlicht nicht möglich, da selbst engagierte Halter den nötigen Platz nicht zur Verfügung stellen können - bei (laut Ihren Angaben "nach der Natur") völlig korrekter Haltung käme es zudem zu einer unkontrollierbaren Vermehrung der Tiere, was nicht im Sinne Ihrer Organisation sein kann!
Daher bitte ich Sie, Ihre Haltung zu Hamstern und Zwerghamstern bezüglich der "Einzelhaft"-Kampagne noch einmal zu überdenken. Die Tiere leiden nicht unter Einzelhaltung, im Gegenteil - bedenkt man die durchschnittliche Hamsterkäfiggröße (meist trotz Empfehlungen unter 80x50xcm), so ist es für die Tiere eher gefährlich, sie in Gruppen zu vermitteln, da zuwenig Platz zu Streß und eben in vielen Fällen zu Kämpfen führt, die oft zu spät erkannt werden.
Auch wenn es wünschenswert wäre, daß alle Halter sich zuerst informieren und die empfohlenen Mindestgrößen einhalten bzw größere Gehege anbieten, dem ist leider nicht so. Zwerghamster grundsätzlich als Gruppentiere zu vermitteln ist daher nicht im Sinne der Tiere und verantwortungslos.
Ich zitiere aus Ihrer Mail:
"heimtierhaltung ist immer ein kompromiss, jedoch müssen die
grundbedürfnisse der tierart immer erfüllt werden! Und wenn das einen
verzicht auf die haltung einzelner tierarten bedeutet"
Fakt ist, daß in unserem Land immernoch zu viele Hamster unter nicht artgerechten Bedingungen gehalten werden, weil viele Halter sich nicht ausreichend informieren und den äußerst fragwürdigen Angaben vieler Zoohandelsmitarbeiter blind glauben. Ebenso werden immernoch Käfige angeboten, die selbst für einzelne Hamster viel zu klein sind. Die Leute, die auf die Haltung im Zweifel verzichten, sind immer die, die den Platz und die Kenntnisse hätten - die Unwissenden aber nicht.
Mit pauschalen Aussagen zur Gruppenhaltung bei Hamstern bringen Sie daher die Tiere in Lebensgefahr, denn Sie werden viele Zwerghamster (und mit dem o.g. Artikel auch Goldhamster) unzumutbaren Zuständen aussetzen.
Sobald per Gesetz und Strafe eine Mindestgröße für Zwerghamstergehege von 140x60 oder mehr festgelegt ist und eine Kastration zur Unterbindung unerwünschten (weil überflüssigen) Nachwuchses möglich ist, bin auch ich gerne bereit, Zwerghamster als Gruppentiere in Heimhaltung zu vermitteln. Bis dahin werden Sie aber mit Ihrer Kampagne lediglich fördern, daß Zwerghamstergruppen in Käfigen unter 80x50cm auf engstem Raum leben und sich früher oder später gegenseitig umbringen.
Denn sind wir mal ehrlich: Verbieten kann man keinem die Heimtierhaltung, also sollte der Kompromiß doch das Leben der Tiere schützen, da wir die Menschen nicht alle zu Kompromissen bewegen können (welcher durchschnittliche Halter hat schon ein Ausweichgehege, falls es zu Beißereien kommt? Oder gar zwei oder drei, bei größeren Gruppen?).
Gruppenhaltung als Ausnahme ja, pauschal sollte aber Einzelhaltung empfohlen werden, da sonst schlicht viele kleine Leben in Gefahr sind.
Ich hoffe, Sie überdenken Ihre Angaben noch einmal, bitte gehen Sie nicht vom kompetenten, engagierten Hamsterhalter aus, sondern von der Masse der uninformierten Zoogeschäftkunden - und diese sind wortwörtlich der Tod für die Tiere, wenn ihnen Gruppenhaltung als artgerecht vermittelt wird.
Mit besten Grüßen
xxx
engagierte Hamsterhalterin