Zitate aus Büchern

Nimeesha

Profi Knochen
Kennt ihr vl. Zitate aus Büchern die euch besondersn in erinnerung geblieben sind,euch bewegen, oder einfach nur schön sind und zum nachdenken anregen ? Dann her damit :)

"Wir glaubten, wir haetten furchtbare Probleme. Wie sollten wir wissen, dass wir gluecklich waren?"

(Margaret Atwood, Der Report der Magd )

Wenn es so ist, daß wir nur einen kleinen Teil von dem leben können, was in uns ist - was geschieht dann mit dem Rest?

(Pascal Mercier)

... Das verloren zu haben, was einem am liebsten ist, ohne es jemals besessen zu haben, das ist mir widerfahren und damit habe ich zu leben, wenn ich leben will...

(Aus: Die Liebe der Fische, Steinunn Sigurdadóttir)

Der schwedische Frühling! Kalt und dürftig ist er, aber so schön, dass es einem das Herz zerreißt.

(Astrid Lindgren, Ferien auf Saltkrokan )

Er wusste, dass sie nur noch in seinen Erinnerungen existierten. Wenn er nicht mehr da war, würde nichts mehr davon bleiben. Wenn er nicht mehr da war, würde alles so sein, als wäre es nie gewesen ...

("Frostnacht" von Arnaldur Indridason)

und jetzt seit ihr dran :)
 
Ich könnte hier das ganze Buch reinschmeißen, so beeindruckt bin ich davon. Ich rede von Jean Genets "Tagebuch eines Diebes". Genet schreibt hier von seinem Leben als Bettler, Dieb, Päderast, Schmuggler, Hehler, Verräter, Betrüger, Prostituierter, der auch an Mord dachte. Er tat (fast) alles, um dem Verfall und dem Negativen so nahe wie möglich zu kommen, um so seine Interprätation vollkommener Schönheit und Eleganz zu erlangen. Frei nach dem Motto: wenn ich mir keine Juwelen leisten kann, schmücke ich mich mit Scheiße mindestens genauso auffällig.

So ganz in Worte fassen kann ich sein Genie nicht, aber wenn ich ihn lese, stoß ich auch auf Aspekte von mir selbst.

Sein Stil ist auch exzentrisch... Einen ewig langen Satz schreibt er gehoben und Kitschig, zB "Stilitano stand vor mir wie eine von Rosen beklommene Mauer, auf der Engel saßen und eine süße Melodie spielten. Umhüllt von seinem lieblichen Duft, war mir danach, seine Fresse einzuschlagen".
Der Satz existiert nicht, aber so schreibt er... "Sülz kitsch schnulz schwall - scheiße kotze".

Hier mal eine lustige Passage darüber, wie sein junger Lover, Lucien, sein gekränktes Seelchen an Jean auslässt:

Kaum hatte sich Lucien neben mir auf dem Bett ausgestreckt, sein Gesicht getrocknet, als er sich schon daran machte, mein Ohr aus seinen Nähten zu reißen. Er zog es nach allen Seiten, rollte es ein und aus.
"Es bekommt eine häßliche Falte", meinte er.
Er ließ von meinem Ohr ab, um meine Wange, meine Stirn, mit seinen grausamen Fingern in Falten zu legen. (Seine Finger kneten meine Haut mit strenger Präzision. Seine Bewegungen sind nicht mechanisch. Lucien achtet sehr auf das, was er tut.) Er schien mir mehrere Gesichter auszuprobieren, von denen keines ihn zufriedenstellte. Ich ließ mich weiter von dem Jungen bearbeiten, denn das Spiel erlaubte ihm, einen Rest an Kummer zu befreien. Es amüsierte ihn, diese Falten, Vertiefungen, Wölbungen zu ersinnen, doch anscheinend war es ihm ernst mit diesem Spaß. Er lachte nicht. Unter so erfinderischen Fingern spürte ich seine Gutmütigkeit. Sie ließ es mich als Segen empfinden, so geknetet und so bearbeitet zu werden, was die Materie dem an Liebe entgegenbringen muß, der sie mit so viel Freude gestaltet...
"Was stellst du mit meiner Backe an?"
Meine Frage kommt wie von fern. Wo bin ich? Was geht vor in diesem Hotelzimmer, auf einem kupfernen Bett? Wo bin ich? Es ist mir gleichgültig, was er tut. Mein Geist ruht aus. Gleich wird dieses brummende Flugzeug am Boden zerschellen. Da werde ich bleiben und mein Gesicht wird endlich in seinem Hals stecken. Ich werde in der Liebe stecken bleiben, so wie man im Eis, im Schlamm, in der Angst stecken bleibt.
Lucien walkte und rieb meine Haut, meine Augenbrauen, mein Kinn, meine Wangen. Ich schlug meine Augen noch weiter auf, blickte in an und fragte ihn traurig, ohne zu lächeln, denn dazu fehlte es mir an Kraft (so wie ich nicht mehr die Kraft fand, den Ausdruck zu wechseln):
"Was stellst du mit meiner Backe an?"
"Ich mache Knoten hinein."
Er drückte sich einfach aus, so wie man von einer ganz natürlichen Angelegenheit zu jemanden, der sie verstehen müßte, spricht, falls er nicht eine so einfache, so geheimnissvolle Sache niemals verstehen wird. Seine Stimme war etwas gedämpft. Als er meine Braue nach oben schob, um sie zu kneten, wandte ich ein wenig den Kopf. Er streckte seine Hände aus, um ihn wieder an sich zu ziehen.
Ich wendete ihn noch weiter ab. Er hob die Arme und weinerlich, fast so wie ein kleines Kind, rief er:
"Jean, bitte, laß' mich!"
"Du tust mir weh."
"Nur ein bißchen, mein kleiner Jean, nur ein bißchen Deiner kleinen Augenbraue!"
 
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