Wer sich kaum bewegt, wird eher nicht gebissen

Natasha

Super Knochen
Wer sich kaum bewegt, wird eher nicht gebissen
Hundebesitzer zum Einhalten von Gesetzen zu bewegen ist ein schwieriger Prozess - und auch der "Hundeführerschein"


Wien - Ulli Sima bittet um Gerechtigkeit. "Was meine Vorgängerin gemacht hat", erklärte die Wiener Umweltstadträtin Mittwochmorgen im Palais Auersperg, "will ich nicht bewerten." Sie jedoch, betonte Sima im Gespräch mit dem STANDARD am Rande der Enquete "Reden wir darüber. Ohne Maulkorb", habe keine Scheu davor, sich unpopulären Probleme zu stellen: Hunde und ihre Halter, so Sima, würden schließlich "auch mich ärgern, wenn Hunde auf Kinderspielplätzen frei herumlaufen und die Halter keinerlei Einsicht zeigen".

Bewusstseinsbildende Maßnahmen

Doch weil man Einsicht Menschen nicht einbläuen könne, will Sima zum einen auf exemplarisch-auffällige, zum anderen aber auf bewusstseinsbildende Maßnahmen setzen. Ersteres, so Sima, wären etwa die zuletzt durchgeführten (nun wieder eingestellten) Kontrollen der Beißkorb- und Leinenpflicht in Wiener Parks gewesen.

Die Hundeenquete dagegen falle unter "bewusstseinsbildend": Menschen- und Hundeexperten (unter anderen Krone-Tierexpertin Maggie Entenfellner) referierten (Bekanntes) zum Thema. Ende der Woche wird eine Arbeitsgruppe "Hundeführerschein" gebildet, die im Frühjahr Ergebnisse vorlegen soll.


Ungelöste Fragen

Schließlich, so Sima, würde die Einführung eines Hundeführerscheins ja auch Fragen aufwerfen: "Wer soll das kontrollieren? Die personelle Situation der Wiener Polizei dürfte bekannt sein." Und: "Darf die Tochter eines Halters noch mit dem Hund Gassi gehen?" Oder: "Was passiert mit einem Hund, wenn der Halter den Hundeführerschein nicht schafft?"

Hundelobby

Derartige Fragen, erklärte indes der nordrhein-westfälischen Hundeverordnungsexperte Michael Hülsenbusch, sei in Deutschland ausdiskutiert: Gefährliche Hunde dürften ausschließlich von überprüften und zuverlässigen Personen gehalten (und Gassi geführt) werden. Das durchzusetzen, so Hülsenbusch, sei nicht einfach gewesen: Erst als ein Sechsjähriger im Jahr 2000 von Pitbull-Terriern zerfleischt worden war, wagte es die Politik, sich mit der Hundelobby anzulegen. "Die Landesumweltministerin bekam Morddrohungen und musste unter Polizeischutz gestellt werden."

Doch was die Kontrolle von Verordnungen angehe, ließ der deutsche Experte durchklingen, sei letztlich einzig das politische Wollen ausschlaggebend: Sobald der gesellschaftliche Druck groß genug gewesen sei, habe sich sogar hier eine Lösung gefunden: "Die Kommunen mussten Personal einstellen." (Thomas Rottenberg, DER STANDARD Printausgabe 14.10.2004)


Quelle: Der Standard
 
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