Unter Überzüchtung verstehe auch ich Übertypisierung - d.h. das überzüchten eines Merkmales, das sich meiner Meinung nach bei einigen Rassen noch in einem gutem Rahmen hält (Collies, Retriever,...), bei anderen Rassen (Mops, Dt. Schäfer, teilweise Chihuahua...) besteht jedoch durch das gewünschte Merkmal ein riesen Großes Problem in der Rasse, und das ist dann eine Überzüchtung. Und wenn soetwas von den Rassehaltern nicht erkannt wird, und trotzdem so weiter gezüchtet wird, halte ich es für Qualzuchten.
Anders ist es mit Inzucht oder Linienzucht. Ich bin selbst zwar eher ein Outcross-Fan (also zwei unverwandte Linien), aber es kommt auf die Situation drauf an. Die Großmutter meines Nando stammt aus einer sehr engen Verpaarung (Enkel-Großmutter - beide an sich Outcross!), aber die Züchterin kannte ihre Linien gut und hat mit dieser Verpaarung erreicht, dass man den Typ Hund noch bei Nando sieht - also bereits 2 Generationen später. Nando's Vater selbst ist wieder aus einer Outcross Verpaarung, und Nando auch.
Wie stark ein Rassehund an Inzucht leidet, kann man ja anhand des Inzuchtkoeffizienten berechnen. Bei Nando sind es auf 10 Generationen ca. 5% - das ist praktisch nichts. Bei den meisten Golden heute liegt der COI (Inzuchtkoeffizient) zwischen 10-20% auf 10 Generationen.
Die Inzucht alleine für Krankheiten verantwortlich zu machen ist sicherlich nicht richtig. Gerade bei der HD gibt es auch Outcrossverpaarungen auch immer wieder schlechte Ergebnisse, weil HD eben nicht so einfach und linear (HD-frei x HD-frei ist NICHT automatisch HD-frei) vererbt wird, wie eigentlich die meisten Krankheiten.
Besonders wenn man seine Linien gut kennt und eine an sich gesunde Linie hat kann Linienzucht durchaus sinnvoll sein.
Direkte Verpaarungen von Mutter-Sohn oder Geschwistern verbieten die meisten Rassehundeclubs aber ohnedies.
Es ist auch auf jeden Fall ein Fehler zu glauben, dass Mischlinge automatisch gesünder sind. Das ist zwar ein Volksglaube, der aber meiner Meinung nach nur besteht, weil Mischlinge lange nicht so gut untersucht werden wie Rassehunde. Bei denen gibt es oft schon Risikokrankheit auf die man den Hund untersuchen lässt, beim Mischling tut man sowas erst auf Veranlassung, z.B. lahmen. Gerade leichte Formen der HD, ED, OCD oder anderer Krankheiten können aber ein Leben lang unbemerkt bleiben. Da Mischlinge auch selten von kontrollierten Eltern abstammen, ist meines Erachtens ihr Risiko zu erkranken manchmal sogar größer. Denn egal ob Rassehund oder nicht, wenn einer der Eltern diese Kranheit (unbemerkt) hat, dann gibt er sie sehr wahrscheinlich auch weiter.
Kontrollierte Krezungen zwischen Golden - Labradoren und Labradoren - Collies haben sogar etwas interessantes hervorgebracht. Kreuzt man diese Rassehunde (alle untersucht und gesund), ist die erste Generation (F1) gesünder. Kreuzt man aber F1 x F1 oder aber F1 mit einer der beiden Ausgangshunderassen (es ensteht also z.B. 3/4 Golden, 1/4 Labrador) sind diese Hunde wesenmäßig sehr schwach und haben zumeist sehr schlimme Krankheiten. Warum das so ist, weiß man aber nicht.