Wo leben wir eigentlich inzwischen ?
Im Mittelalter ?
knurrige Grüße
Shiva
Hamburger Morgenpost vom 20.11.01
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So wurde Bolet zum Kampfhund
Tierärzte attestieren: Tier ist lammfromm - Polizei
holte ihn trotzdem ab
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Hamburg und die verschärfte Hundeverordnung. Immer
wieder gibt es Ärger. Wegen der Bestimmung der Rassen.
Die Klassifizierung entscheidet über Leben und Tod.
Kampfhunde (Kategorie I) werden eingezogen. Auch
"Bolet" droht die Giftspritze. Obwohl eine handvoll
Tierärzte dem Rüden ein überaus freundliches Wesen
attestierte, seine Rasse nicht feststellen konnte. Ein
Skandal mit amtlichem Segen.
Diana Rafiee kann seit Tagen kaum noch schlafen. Die
Inhaberin einer Modeboutique in der Gänsemarkt-Passage
bangt um ihren "Bolet". Die impulsive Frohnatur - seit
Donnerstag voriger Woche ist sie eine gebrochene Frau.
"Alle lieben ihn, er hat den Geist eines sehr lieben
Menschens", erzählt Rafiee, die das Tier sogar schon
häufig in ihre Laden mitgebracht hat.
Es war kurz nach acht, als es bei der Hundehalterin in
Allermöhe klingelte. Vor der Haustür: Beamte des
Wasserschutzpolizeikommissariats 2 und Mitglieder des
Hundekontrolldienstes. "Die ganze Wohnung voller
Polizei, die Nachbarn müssen gedacht haben, mein Mann
hat mich umgebracht", stöhnt die Mode-Designerin. Mit
brachialer Gewalt hätte der Trupp ihren vier Jahre
alten "Bolet" an der Leine hochgegrissen. "Mein
Chiuwauwa Devil ist völlig durchgedreht, tobte wie
wild um die Männer herum."
Auch Diana Rafiees Sohn (19) wollte nicht wahrhaben,
was sich da abspielte: Laut Polizeibericht stellte er
sich den Beamten in den Weg, drohte, sie abzustechen.
"Quatsch", widerspricht seine Mutter. "Er sagte: Der
kommt nur über meine Leiche mit, ich bring mich um."
Der junge Mann wurde in Handfesseln abgeführt, hat
jetzt eine Anziege wegen Widerstands am Hals.
"Bolet" kam zunächst ins Tierheim Süderstraße, ist
mittlerweile in den Harburger "Hundeknast" verlegt
worden. Dort soll ihn die dreiköpfige
Hundekontrollkommission begutachten. "Bolets" letzte
Chance. Denn: Laut staatsanwaltschaftlichem
Einziehungsbeschluss fällt das Tier unter die
Kategorie I, soll ein Mischling aus Pitbull und
American Staffordshire-Terrier sein.
Merkwürdig: Mehrere Tierärzte, darunter ein amtlicher,
begutachteten den Rüden bereits. Keiner von ihnen
wollte sich bei der Rasse festlegen, zwei hielten eine
Boxer-Mischung (!) für wahrscheinlich. Aber: Alle
waren sich einig, dass "Bolet" ein "außergewöhnlich
freundliches" Tier ist, ein "ausgeprägtes
Sozialverhalten" zeigt, "in keiner Weise aggressiv"
wirkt.
"Mein Bolet ist in der ganzen Straße als Zirkushund
bekannt, weil er so brav ist und gut gehorcht", sagt
Rafiee. Sie hat Rechtsanwalt Michael Rockel auf den
Fall angesetzt. Er holte schon etwa 90 vermeintliche
Kampfhunde aus dem "Hundeknast". "Der
Hundekontrolldienst erweist sich nicht nur immer
wieder als nicht sachkundig, sondern tritt auch extrem
annmaßend bei unschuldigen Hundehaltern auf", sagt
Rockel.
Matthias Onken
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Im Mittelalter ?
knurrige Grüße
Shiva
Hamburger Morgenpost vom 20.11.01
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So wurde Bolet zum Kampfhund
Tierärzte attestieren: Tier ist lammfromm - Polizei
holte ihn trotzdem ab
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Hamburg und die verschärfte Hundeverordnung. Immer
wieder gibt es Ärger. Wegen der Bestimmung der Rassen.
Die Klassifizierung entscheidet über Leben und Tod.
Kampfhunde (Kategorie I) werden eingezogen. Auch
"Bolet" droht die Giftspritze. Obwohl eine handvoll
Tierärzte dem Rüden ein überaus freundliches Wesen
attestierte, seine Rasse nicht feststellen konnte. Ein
Skandal mit amtlichem Segen.
Diana Rafiee kann seit Tagen kaum noch schlafen. Die
Inhaberin einer Modeboutique in der Gänsemarkt-Passage
bangt um ihren "Bolet". Die impulsive Frohnatur - seit
Donnerstag voriger Woche ist sie eine gebrochene Frau.
"Alle lieben ihn, er hat den Geist eines sehr lieben
Menschens", erzählt Rafiee, die das Tier sogar schon
häufig in ihre Laden mitgebracht hat.
Es war kurz nach acht, als es bei der Hundehalterin in
Allermöhe klingelte. Vor der Haustür: Beamte des
Wasserschutzpolizeikommissariats 2 und Mitglieder des
Hundekontrolldienstes. "Die ganze Wohnung voller
Polizei, die Nachbarn müssen gedacht haben, mein Mann
hat mich umgebracht", stöhnt die Mode-Designerin. Mit
brachialer Gewalt hätte der Trupp ihren vier Jahre
alten "Bolet" an der Leine hochgegrissen. "Mein
Chiuwauwa Devil ist völlig durchgedreht, tobte wie
wild um die Männer herum."
Auch Diana Rafiees Sohn (19) wollte nicht wahrhaben,
was sich da abspielte: Laut Polizeibericht stellte er
sich den Beamten in den Weg, drohte, sie abzustechen.
"Quatsch", widerspricht seine Mutter. "Er sagte: Der
kommt nur über meine Leiche mit, ich bring mich um."
Der junge Mann wurde in Handfesseln abgeführt, hat
jetzt eine Anziege wegen Widerstands am Hals.
"Bolet" kam zunächst ins Tierheim Süderstraße, ist
mittlerweile in den Harburger "Hundeknast" verlegt
worden. Dort soll ihn die dreiköpfige
Hundekontrollkommission begutachten. "Bolets" letzte
Chance. Denn: Laut staatsanwaltschaftlichem
Einziehungsbeschluss fällt das Tier unter die
Kategorie I, soll ein Mischling aus Pitbull und
American Staffordshire-Terrier sein.
Merkwürdig: Mehrere Tierärzte, darunter ein amtlicher,
begutachteten den Rüden bereits. Keiner von ihnen
wollte sich bei der Rasse festlegen, zwei hielten eine
Boxer-Mischung (!) für wahrscheinlich. Aber: Alle
waren sich einig, dass "Bolet" ein "außergewöhnlich
freundliches" Tier ist, ein "ausgeprägtes
Sozialverhalten" zeigt, "in keiner Weise aggressiv"
wirkt.
"Mein Bolet ist in der ganzen Straße als Zirkushund
bekannt, weil er so brav ist und gut gehorcht", sagt
Rafiee. Sie hat Rechtsanwalt Michael Rockel auf den
Fall angesetzt. Er holte schon etwa 90 vermeintliche
Kampfhunde aus dem "Hundeknast". "Der
Hundekontrolldienst erweist sich nicht nur immer
wieder als nicht sachkundig, sondern tritt auch extrem
annmaßend bei unschuldigen Hundehaltern auf", sagt
Rockel.
Matthias Onken
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