Nicht normal sozialisierte Tiere sagt Frau Dr. Feddersen

Ilselore

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Medium Knochen
Die Hundeexpertin Feddersen-Petersen
sagte im Kampfhunde-Prozess aus
von Peter Riesbeck, 19. Dezember 2000

HAMBURG, 18. Dezember. Ein Wort kommt nicht
vor im Gutachten der Expertin. Das Wort
Kampfhund erwähnt Dorit Feddersen-Petersen
nicht in ihrer Stellungnahme vor dem Hamburger Landgericht. Die Tierpsychologin spricht vielmehr von "gefährlichen Hunden". Und ihr Fazit lautet:
Nicht bestimmte Hunderassen sind gefährlich,
entscheidend für die Verhalten eines Tieres ist die Erziehung und damit das Gespann von Halter und Hund.
Dorit Feddersen-Petersen lehrt und forscht am
Institut für Haustierkunde der Universität Kiel. Dort befasst sie sich speziell mit dem Verhalten von Hunden. Am Montag ist die Forscherin als Gutachterin geladen im so genannten Hamburger Kampfhundeprozess.
Dorit Feddersen-Petersen erläutert ausführlich die "Sozialpartnerschaft von Hund und Mensch".
Aggression, sagt die Wissenschaftlerin, sei ein sozialtypisches Verhalten in der langen
Entwicklungsgeschichte des Hundes. Der Halter
aber müsse die Aggression durch Erziehung und
Einweisung eindämmen können: "Eine Leine allein vewirkt da gar nichts, wichtig ist die Bindung an den Halter."
Die Wissenschaftlerin zitiert Studien, wonach Hunde am häufigsten in den Bereich von Beinen und Armen beißen. Angriffe gegen Kopf und Hals seien untypisch und nur im "Ernstkampf etwa um Beute zu beobachten". Volkan wurde laut Aussage des Gerichtsmediziners hauptsächlich durch Bisse in den
Kopfbereich verletzt, der Junge starb durch einen Biss in den Hals, der die Schlagader durchtrennte.
"Kein normal sozialisierter Hund beißt so", sagt Feddersen-Petersen dazu. "Ein Angriff im Bereich von Hals und Kopf", formuliert die Forscherin in der Sprache der Wissenschaft, "deutet auf eine entsprechende Verpaarung (Züchtung) und ein entsprechendes Training hin."
Das Training von Zeus etwa sah so aus: Der fast 40 Kilogramm schwere Hund, eine Kreuzung aus American Staffordshire und Pitbull, schleppte ein kiloschweres Eisengewicht um den Hals. "Damit er nicht schlapp wird", hatte Silja W. dazu vor Gericht
erklärt. Weitere Zeugen hatten vor Gericht zuvor ausgesagt, dass sich Zeus in die Sitzfläche einer Kinderschaukel verbissen und spezielle Sprungübungen gemacht habe. Dazu sagte Dorit Feddersen-Petersen: "Es gibt Punkte im Verhalten von Zeus, die auf eine entsprechende Kampf-Konditionierung hinweisen."
Laut Aussagen des Tiermediziners Dietrich
Zander-Schmidt vom Hamburger Hygiene-Institut
waren beide Hund "ausgesprochen muskulös".
Bissnarben von Hundekämpfen konnte er nicht
entdecken. Das Gebiss von Zeus weise jedoch an den Fangzähnen "Abnutzungserscheinungen" auf. Zander-Schmidt wollte sich jedoch nicht festlegen, ob diese Spuren von speziellem Training herrühren. Die Kieler Hundeexpertin Dorit Feddersen-Petersen kommt vor dem Landgericht zu einem deutlicheren Schluss: "Die Hunde wurden auf eine Art und Weise
trainiert, die dem normalen Hundetraining nicht entspricht." Von "Dressur, vielleicht auch einer schlechten Zucht" ist bei ihr die Rede. "Diese Tiere waren gefährlich, weil sie gefährlich gemacht wurden. Diese Hunde waren verhaltensgestört. Das Verhalten der Tiere fällt völlig aus dem Rahmen."
Der Prozess wird am 21. Dezember fortgesetzt.
http://www.berlinonline.de/aktuelles/berliner_zeitung/vermischtes/.html/19artik113917.html
 
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