Info für Igelfinder Stand Nov. 2012

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Animal-Help-AHA

Super Knochen
Es hat sich seit dem letzten thread 2010 sehr viel an neuen Erfahrungen
angesammelt. Daher hier der aktuelle Stand (2012) der Informationen:

Einen Igel gefunden?
Als erstes folgendes erheben:

Gewicht?
Baby unter 350 g ohne Mutter?
Augen? Offen, verklebt, eingefallen?
Zähne?
Dehydriert?
Ernährungszustand?
Wie sieht der Kot aus?
Unfall? Ein Fundort unweit von einer Straße macht das sehr wahrscheinlich.

Folgende Gewichte sind normal:
Ende September 500 g.
Ende Oktober 600 g.
Ende November 700 g.

Um den Winterschlaf überstehen zu können braucht ein Igel mind. 700 g!
Alle Gewichte darunter können gut gehen, aber leider nur im Ausnahmefall!
Also mit hohem Risiko!

Bitte nach dem Abwiegen NICHT auslassen, bevor Sie eine Igelstation anrufen!
Die Reihenfolge: Einfangen-Abwiegen-Anrufen-nach Absprache ev. Auslassen
unbedingt einhalten!
Leider ist es in letzter Zeit öfter vorgekommen, daß untergewichtige,
hilfsbedürftige Igel nach fälschlichem Auslassen nicht mehr gefunden
werden konnten!

Gut genährt schaut der Igel von oben wie ein Tropfen aus. Sieht er walzenförmig aus, oder sind sogar die Hüftknochen zu sehen, ist Gefahr
in Verzug!

Ist der Igel
stark dehydriert: sofort zum Tierarzt Infusion geben lassen.
leicht dehydriert: RC Rehydration Support in lauwarmen Wasser aufgelöst
geben. Zur Not tut es auch ein kleines bisschen Honig oder
Traubenzucker im Wasser.

Schwache Igel benötigen Wärme!!!! Aber keine Hitze!!!!

Folgender Kot ist normal:
Würstchen der Größe des Igels entsprechend: von Bleistiftminenstärke
bis Kleinfingerdick. Schlammfärbig, braun bis dunkelbraun. Geruch ist
unauffällig, also viel weniger als Katzen- oder Hundekot.

Folgender Kot ist nicht normal:
dunkelgrün (Galle/Leber), schleimig (Darmentzündung), glänzend schwarz
(Blut), breiig, stinkend.

Bei Igeln, die noch Muttermilch trinken, ist der Kot ganz leicht grün
(lindgrün) und in kleinen aneinanderklebenden Perlen. Daran kann man
auch erkennen, was die letzten Mahlzeiten eines gefundenen Babys sind.



Wollen Sie einen hilfsbedürftigen Igel selbst versorgen?

Dazu folgende Tipps:

Grundsätzlich benötigte Ausrüstung:
Eine große Wanne (Mörtelwanne, weiße, große Aufbewahrungsboxen) für
kleine Igel
Meerschweinchen-/Kaninchenkäfig ab ca. 100 cm für größere Igel, die
sich nicht mehr im Gitter erhängen können
Einstreu
Schuhschachtel als Häuschen
1 flache Wasserschale
1 flache Futterschale

Temperatur:
Ein Igel braucht Zimmertemperatur (ca. 20 Grad Celsius) um gedeihen zu
können. Kleine und schwache Igel benötigen zusätzliche Wärme in Form
einer Wärmeflasche oder mit warmen Wasser gefüllten Plastikflasche. Snuggle Safe, Reptilienheizsteine sind langfristig wunderbare Wärmequellen.
Nicht zu empfehlen sind alle Arten von Lampen, die zu Dehydration und
Verbrennungen führen können.

Ungeheizte Keller und Räume ohne Tageslicht sind keine tiergerechten
Unterbringungsorte für Igel!

Einstreu:
Hobelscharten/Presstreu

Wenn ein Igel Verstopfung hat, dann nicht wegen der Hobelscharten!!
Leider hält sich dieses Ammenmärchen noch immer. Besonders kleine oder
kranke und neue Igel wollen sich dringendst vergraben, um ein
Sicherheitsgefühl zu haben. Auf Zeitungspapier haben sie Streß. Wenn
eine Kotprobe genommen werden muss, oder man ihn beobachten will, kann
man kurzfristig auch zerrissenes Küchenpapier, WC-Papier verwenden.

Bei der Pflege auf Hobelscharten/Pressstreu kommt es auch nicht so oft
zur Eigeninfektion. Denn auf Zeitungspapier laufen die Tiere immer
wieder durch die eigenen Exkremente und lecken sich dann die Pfoten. So oft kann man das Papier gar nicht wechseln, dass dies nicht der Fall wäre.
Bei Hobelscharten wird der Kot und Urin gleich ein bisschen aufgesaugt
und abgedeckt und somit ist kein starker direkter Kontakt mehr gegeben.

In den Hobelscharten kann auch sehr gut die natürliche Futtersuche
nach Würmern geübt werden. Das ist gleichzeitig eine nette
Beschäftigung für den Igel.

Bitte keine Katzenstreu verwenden!!! Auch Laub, Stroh und Heu sind für
die Aufzucht und besonders in der ersten Zeit der Pflege nicht geeignet!

Futter:
Ein hochwertiges Katzenwelpen(Kitten)-Trockenfutter in Wasser aufgeweicht. Dieses beinhaltet alle nötigen Nährstoffe wie Eiweiß, Kalk, Vitamine und Ballaststoffe in ausreichender und richtiger Kombination.

Dieses Futter entspricht aufgrund der Zusammensetzung noch am ehesten
der natürlichen und damit artgerechten Ernährung eines Igels und wird
gut vertragen.

Wenn schon Zähne vorhanden sind, kann man zusätzlich Mehlwürmer, wenn
er größer und kräftig ist, zusätzlich Zophobas füttern. Diese bei kleineren Igeln nur geköpft geben!!!

Wenn es ein sehr kranker Igel ist, der Medikamente bekommt, und/oder
schlecht frisst:
Aufbaunahrung auf Fleischbasis vom Tierarzt. Diese wird in Dosen und
Schälchen angeboten, ist hochkalorisch und leicht verdaulich.

Alles andere (Ei, Kalk, etc): kein Bedarf, da im Katzenwelpen/Kitten-Futter alles drinnen ist!

KEIN Igelfutter feucht oder trocken: ist nur teuer, und aus unserer Sicht nicht empfehlenswert! Jedenfalls ist es nicht als Alleinfutter geeignet und kann getrost weggelassen werden. Wenn man die Inhaltstoffe ansieht, weiß man spätestens bei "Bäckereinebenerzeugnisse" warum.

KEIN Faschiertes/Frischfleisch: dieses verdirbt bei Zimmertemperatur
sehr schnell und ist damit eine extreme Krankheitsquelle (Bakterien,
Pilze)

KEIN Katzendosen/-feuchtfutter. Dieses führt sehr oft zu Durchfall, weil der
Darm sowieso von den Würmern geschädigt/entzündet ist.

KEINE Hundewurst: WÜRDEN SIE DIESE IHREM HUND FÜTTERN????? Hoffentlich nicht! Wieso dann dem Igelchen????

KEIN Hundefutter: ist nicht geeignet, da zuwenig Fett und Eiweiss darin
enthalten ist.

KEINE Haferflocken, Bananen, Nüsse, Äpfel, Rosinen, Avocados, Käse etc:
Igel sind reine Fleisch- und Insektenfresser. Sie können diese
Nahrungsquellen nicht oder nur ganz schlecht aufschliessen.

Früher dachte man, man tut den Igeln damit Gutes. Manche stehen auf
den Standpunkt "das haben wir immer so gemacht". Aber ein Blick in
die Natur müsste jeden davon überzeugen, dass diese Nahrung für einen
wildlebenden Igel durchwegs unerreichbar ist. In den Supermarkt
einkaufen gehen die Igel wohl nicht, oder?

Einwand: Katzenfutter ist auch nicht natürlich!
Stimmt! Aber im Gegensatz zu anderem Ersatzfutter ist es durch
Futterstellen von z.B. Streunerkatzen für Igel jederzeit erreichbar!

Fallobst interessiert Igel hauptsächlich wegen der darauf und darin
befindlichen Insekten!

Gestocktes Ei: ist ein reines NOT-Futter, wenn wirklich gar nichts anderes
zur Hand ist. Aber da bei fast jeder Tankstelle Katzenfutter
erhältlich ist, sollte auch am Wochenende und nachts die Beschaffung
besserer Nahrung als Ei und dergleichen, selbst für tierlose
Haushalte, kein großes Problem darstellen.

Wichtig:
Wenn Sie aufgeweichtes Katzenwelpen(Kitten)-Futter füttern, stinkt der
Igel nicht! Anders ist es bei Naßfutter etc.! Sollten Sie bisher
Naßfutter verwenden: probieren Sie es - Sie werden den Unterschied sehr
rasch merken!

Trinken:
Nur Wasser!! Viele Igel verdursten eher, als dass sie verhungern.
Besonders bei Durchfall, Entzündungsprozessen (Fieber) etc. braucht
der Körper sehr viel Flüssigkeit. Rein über die Nahrung, auch wenn sie
noch so feucht/naß angeboten wird, kann dieser Bedarf NICHT gedeckt
werden! Wer einem Igel Wasser vorenthält, handelt unverantwortlich bis
tierquälerisch!

Zusätzlich bei Babys unter 150 g:
Aufzuchtmilch = Mutterersatzmilch für Kätzchen anbieten.
Diese wird immer als Pulver zum Auflösen in heißem Wasser (besser
Fencheltee) im Handel oder beim Tierarzt angeboten. Also bitte nicht
mit anderen Katzenmilch-Produkten verwechseln, die nicht gegeben
werden dürfen!

Achten Sie bitte bei Muttermilchersatz auf hohen Eiweiß- und
Fettgehalt, aber niedrigen Laktosegehalt. Ist letzterer auf der
Verpackung nicht angegeben, fragen Sie bitte bei Igelstationen nach
empfehlenswerten Produkten nach.

Wenn der Igel aber schon Zähne hat und sich einrollen kann ist er
(UNABHÄNGIG VOM GEWICHT) schon ca. 3 Wochen und wird vermutlich keine Milch mehr nehmen, da zwischen Trennung von der Mutter und
Fundzeitpunkt oft schon Tage vergangen sind, und die
Milch-Verdauungsenzyme nur so lange produziert werden, wie
kontinuierlich Muttermilch getrunken wird.

Achten Sie bitte auf den ersten Kot.
Ist er lindgrün, ist die letzte Muttermilchmahlzeit noch nicht lange her!
Ist der Kot braun, kann man je nach Gewicht des Igels auf
Muttermilchersatz verzichten oder mit einer starken Verdünnung wieder
beginnen.

Entwurmen:
Es gibt neue Erfahrungswerte und neue Medikamente. Da hat sich sehr
viel geändert. Die Dosierung und die Präparate sind vom Gewicht und
natürlich der Verwurmungsart abhängig. Bitte bei der nächsten Igelstation oder einen von der Igelstation/uns empfohlenen Tierarzt fragen.

Es gibt Lungenwürmer, Lungenhaarwürmer, Darmwürmer, Darmhaarwürmer,
Bandwürmer, Kratzwürmer etc. und jeweils geeignete Präparate.

Bei den Weißbrustigeln (Ostösterreich) ist leider vermehrt die Tendenz zu
einem Befall mit Riesenkratzwürmern
(http://de.wikipedia.org/wiki/Riesenkratzer) festzustellen, während
die Braunbrustigel (Westösterreich) mehr von Lungenhaarwürmern befallen sind.

Wichtig:
ES DARF KEIN MITTEL GESPRITZT WERDEN!
ES DARF KEIN ÜBLICHES SPOT-ON PRÄPARAT AUFGETROPFT WERDEN!

Diverse für Katzen oder Hunde geeignete Mittel zum Auftropfen (egal ob
gegen Flöhe oder Würmer) werden sehr oft, auch bei exakter und
vorsichtiger Dosierung NICHT VERTRAGEN UND KÖNNEN ZUM TOD FÜHREN!!!!
Da die Probleme (Leberversagen) meistens erst nach 3 - 4 Wochen
auftreten, werden sie leider sehr oft nicht in Zusammenhang mit diesen
Spot-on-Präparaten in Verbindung gebracht.

Bedauerlicherweise richten sich noch immer viele Tierärzte lieber nach den
Empfehlungen der Pharmaindustrie, statt aus den oft negativen
Erfahrungen der Igelpfleger/Igelstationen zu lernen. Dabei gibt es gut
verträgliche Alternativen!

Sollte dem Igel trotz Abratens ein solches Präparat verabreicht worden
sein, wechseln Sie bitte unverzüglich den Tierarzt und beginnen Sie
unverzüglich mit einer Leberschutztherapie bei einem versierten Tierarzt.

Wichtig:
Machen Sie jeden Tag eine Gewichtskontrolle!
Wenn keine deutliche Zunahme erfolgt oder sogar eine Abnahme
stattfindet, ist Gefahr in Verzug!

Bei zusätzlichen Fragen oder im Akutfall bitte die nächste Igelstation die 0 - 24 Uhr erreichbar ist, anrufen! Bitte warten Sie nicht!
Der Zustand eines Igels kann sich rasch und sehr dramatisch verändern.

Ein Anruf auch mitten in der Nacht kostet Sie weder Kopf noch Euros!
Aber er kann dem Igel unter Umständen das Leben retten! Und in den
Igelstationen ist meistens in der Nacht sowieso aufgrund der
nachtaktiven Pfleglinge Hochbetrieb.


FAQs:

Unsere Tierärztin, die auch Kollegen gerne mit Rat und Tat zur
Verfügung steht:


Dr. Med. Vet. Christine Plattner
Pragerstraße 16
2011 Sierndorf
Montag, Dienstag, Mittwoch 17 Uhr - 20 Uhr
Donnerstag, Freitag 10 Uhr - 12 Uhr
oder nach Terminvereinbarung unter: 0664 / 180 39 32
Bei Nichterreichen (z.B. nachts) unter Nr: 0900 / 37 00 20

Wir verwenden seit Jahren mit sehr gutem Erfolg folgendes Futter:
"Zoe-Katzenwelpen", TroFu in Wassern aufgeweicht
http://www.zoe-tiernahrung.at/index.php?option=com_content&view=article&id=52&Itemid=54

Wir entflohen mit:
Bioschutz

Winterschlaf:
ist unabhängig vom Monat zwischen November und März.
Auschlaggebend für den Antritt ist die Gesundheit und das Mindestgewicht von ca. 700 g. Wird das Gewicht erst im Jänner erreicht, wird der Igel halt im Jänner zur Ruhe, also kühl bis kalt, gebettet. Achtung: der Winterschlaf muß trotzdem unter kontrollierten Bedingungen, z.B. Käfig in ein Gartenhaus stellen, erfolgen. NICHT den Igel einfach in den Garten setzen!!!

Eine Darmentleerung wie bei Reptilien ist NICHT erforderlich, da Igel
schlafen und nicht in eine Starre verfallen. Beim Winterschlaf wird die Körpertemperatur auf 1 - 9 Grad gedrosselt, Reptilien nehmen die Umgebungstemperatur an. Diese können somit auch erfrieren.

Schlafen auch kleine Igel ein?
Ja, aber sie haben durch das Aufrechterhalten der Körpertemperatur und
dem dafür notwendigen Energieverbrauch zu wenig Reserven, um wieder
aufwachen zu können. Deshalb sterben sie, wenn sie mit zuwenig Gewicht
einschlafen.

Wo gibt es Igelstationen in Österreich:
Wer übernimmt Igel, je nach freier Kapazität?

Ostösterreich:
Animal Help Austria
www.animal-help.at
0676 740 40 60 (0 - 24 Uhr)

Eulen- und Greifvogelstation Haringsee
http://www.egsoesterreich.org/

Tierheim Parndorf
http://www.tierheim-parndorf.at/

Wiener Tierschutzverein
http://www.wr-tierschutzverein.org/

Veterinärmedizinische Universität
http://www.vu-wien.ac.at/

Westösterreich:
Igelhilfe Österreich,
Station Mondsee, St. Lorenz
Gabriele Reisinger
0664 111 56 42 (0 - 24 Uhr)
http://danielaogris.at/igelhilfe.at.tc/Willkommen.html

Steiermark:
Franziska PAIL
Graz
Tel. +43 (0)316 822 494

Fr. Gössler
Vasoldsberg
Tel. +43 (0)3135 47024

Wildtiere in Not
Graz
http://www.wildtiere-in-not.at/

Zusätzlich gibt es ein paar Private, die Igel übernehmen, aber nicht
im Internet genannt werden möchten, da sie jeweils nur wenige Igel
übernehmen können. Diese sind meistens über das nächstgelegene
Tierheim zu erfragen.

Welche Igelstation ist empfehlenswert?
Das muß jeder selber entscheiden. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie
die Igel verwahrt, gepflegt und gefüttert werden. Erkundigen Sie sich,
wer was wie macht, und entscheiden Sie dann, wo Sie Ihren Findling am
liebsten unterbringen möchten.

Bedenken Sie auch, daß jede Station nur eine bestimmte Anzahl
aufnehmen und finanzieren kann. Ein Igel kostet druchschnittlich 150
Euro in der Aufzucht, zuzügl. Medikamente, bei Verletzungen auch OPs,
etc. Vielleicht können Sie dafür zumindest einen Teil der
Verantwortung übernehmen und die Station Ihrer Wahl unterstützen?

Prinzipiell kann sich jeder Finder auch selbst um "seinen" Igel kümmern.
Deshalb bieten sowohl wir als auch die Igelhilfe Österreich eine
telefonische Unterstützung dafür an, egal zu welcher Tages- oder
Nachtzeit.

Eine Ausnahme besteht nur bei Igel, die deutlich unter 300 g haben. Da ist Erfahrung sehr von Vorteil und besonders rasche und intensive Hilfe notwendig.
 
Allgemeine Infos:

"Gestatten, mein Name ist Wunzig", Buch mit 75 Seiten über die
Aufzucht, Pflege, Tipps für den Garten und vielen Fotos. Erlös kommt zu
100 % unserem Verein zugute:
http://animal-help.at/cms/index.php?option=com_content&view=article&id=126&Itemid=41

Eine sehr umfangreiche Info-Seite, wo z.B. auch Listen für die
tägliche Aufzeichnung der Gewichte etc. herunterzuladen sind:
http://proigel.de/

Zur Ernährungs-Information ein Auszug aus "Das Igel-Bulletin, offizielle
Publikation des Vereins Pro Igel e.V."

Etliche "Igel-Experten" treiben mit ihren Rezepten, deren umfangreiche
Zutatenliste jeden Spitzenkoch vor Neid erblassen ließe, gutgläubige
Igelpfleger schier zur Verzweiflung. Es seien hier nur einige dieser
Beigaben aufgezählt:
Nüsse aller Art, Rosinen, Apfel- und Bananenstücke, Avocados, Honig,
Quark, Käse, Joghurt, Fisch (schwarzer Heilbutt!), Butterkekse.

Dazu kommt, dass diese Zutaten nach dem Wunsch der Erfinder solcher
Rezepte auf ganz bestimmte Weise verabreicht werden müssen; es gilt
also etwa, Erdnüsse zu vierteln oder Apfelwürfel abzuzählen, den
Teelöffel Quark nur einmal, den Fisch aber zweimal wöchentlich
beizufügen.

Die Urheber solcher Fütterungsanweisungen haben niemals ausgerechnet, welche Nährstoffzusammensetzung eigentlich aus diesem Konglomerat von Einzelstoffen resultiert und können deshalb nicht begründen, weshalb der Igel diese oder jene Substanz angeblich unbedingt braucht.

Da viele Igel, die zur Pflege aufgenommen werden, Probleme mit Magen
und Darm haben, ist es umso unsinniger, ihnen alles mögliches unter
das Futter zu mischen: Es lässt sich dann nicht feststellen, ob z.B.
der grüne Kot ein Zeichen für eine Darmentzündung ist, oder nur die
Folge einer Quarkgabe.

Nach dem Motto «Obst ist gesund» werden dem Futter oft Früchte, also
Äpfel, Rosinen, Bananen, Avocados, Birnen und Trauben, beigegeben.

Sie gehören jedoch nicht zum Nahrungsspektrum der Igel. Dies sollte
jedem schon allein deshalb einleuchten, weil Obst nur kurze Zeit im
Herbst verfügbar ist und z.B. Bananen oder Avocados bei uns überhaupt
nicht vorkommen.

Viele Säugetiere, auch Igel, schätzen Süßes. Das ist ein Grund dafür, warum Igel z.B. reife Bananen oder Birnen in kleinen Mengen nicht verachten.
Sieht man jedoch einen Igel in der Natur an einem Apfel, klaubt er dort meist nur die Insekten ab. In Zeiten, in denen Insektennahrung rar ist, wird
ein Stacheltier mit knurrendem Magen vielleicht auch einmal an
Fallobst nagen, so wie hungernde Menschen in Notzeiten an Gras oder
Baumrinde kauen.

Igel sind nun mal keine Pflanzen- sondern Insektenfresser. Deutlich
wird dies vor allem, wenn man die Darmlängen verschiedener Säugetiere
vergleicht:
Um die Nährstoffe pflanzlicher Nahrung aufzuschließen, ist ein langer
Darm nötig; Fleisch- und Insektenfresser haben kurze Därme.


Liebe Grüße
Ursula Hofer
Obfrau

Animal Help Austria
ZVR-Zahl: 381834007
www.animal-help.at
Tel: 0676 7404060 (0-24 Uhr)

Spendenkonto Nr.: 8.004.996
Raiffeisenbank BLZ.: 32 842
IBAN: AT47 3284 2000 0800 4996
BIC: RLNWATWWSTO
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Oben