Hallo Angel,
sorry fürs lange nicht zurückposten, ich war auf Kurzurlaub....
So, nun zu deinen Fragen: Ich persönlich finde drei Monate Kurs viel zu kurz. Es gibt wohl Hunde die nach drei Monaten eine Prüfung ablegen können, allerdings denke ich das genau hierfür dann mit Bestrafungsmethoden geaerbeitet wird. Dazu gehört für mich auch der Leinenruck, der eine nicht ganz so scharfe Form der Bestrafung ist (ausser man verwendet Würger oder gar Kettenwürger, aber das wäre dann in meinen Augen wirklich Tierquälerei!), aber eben eindeutig Bestrafung.
Ich selbst habe mit meiner ersten Hündin (Jagdhund/Colli-Dalamtiner-MIx) die Prüfung mit V bestanden, aber nicht weil ich drei Monate trainiert hatte, sondern weil ich sie 9 Monate trainiert hatte. Meiner Hündin waren Sitz/Platz und bei Fuß gehen längst bekannt und vertraut, und so konnnte ich mich in den drei Monaten Kurszeit darauf konzentrieren, sie alle Befehle für die BGH1 sehr sauber und vor allem enthusiastisch ausführen zu lassen. Ich hatte bei meiner Prüfung einen 11 Monate alten Hund an meiner Seite, der die ganze Prüfung hindurch schwanzwedelnd und freudig neben mir herlief, sich auf ein geflüstertes »Platz« auf den Boden warf, Kopf auf die Pfoten, und dort liegen blieb, sogar wenn andere Hunde an ihr schnüffelten.
Tut mir leid dass ich abschweife, wenn ich von dieser Hündin rede, krieg ich immer ganz feuchte Augen, das war tatsächlichein Traumhund den ich nur in höchsten Tönen loben kann. Ich hatte sie von fast klein auf, mit zwei monaten kam sie zu uns. In den zwei monaten davor war sie geschlagen, getreten und gequält worden, ihre Mutter war das ängstlichste Tier, dass ich je zu Gesicht bekommen hatte, die Besitzer wurden von mir angezeigt, nachdem wir den Welpen hatten. Man kann nicht behaupten, dass dieser Welpe ein »einfacher« Erstlingshund war.
Momentan besitze ich zwei Hunde, die nicht als Welpen in mein Haus kamen.
Mir zu Füßen liegt mein dreijähriger Dobermann, ein Prachtkerl, in den ich mich damals auf Anhieb verliebt habe. Es ist sein fünftes Zuhause bei mir, und es wird sein letztes sein. Er ist extrem dominant, ein echter Alpharüde. Als ich ihn zu mir nahm wog der Hund 42 Kilo und kannte weder seinen Namen(wie auch, er hieß ja ständig anders) noch irgendeinen Befehl noch konnte er an der Leine gehen noch wurde er jemals von der leine gelassen. Er hatte auch keinerlei Kontakt zu anderen Hunden gehabt, zu gar keinen Lebewesen eigentlich. Sein Hauptaufenthaltsort war die Rückbank eines kleinen Zweitürers gewesen. Ich denke, zu einem solchen Hund würde man Problemhund sagen.
Er war von klein auf mit Kettenwürger und Leinenruck »erzogen« worden, das Ergebnis war ein kräftiger, am Hals völlig unsensibler Hund, der an der Leine zog bis ihm die Zunge blau und angeschwollen aus dem Maul hing. Am ersten Tag bekam er von mir ein dickes, weich gepolstertes Lederhalsband.
Wenn wir spazieren giungen, war das für die Leute sicher ein sehr komischer Anblick, für den Rüfden bedeutete angeleint zu sein, dass er ziehen müsse, was das Zeug hält. Schließlich war er es so gewohnt . Ich begann ihn mit Leckereien zu belohnen, wenn die Leine mal nicht gestrafft war. Ich begann ihn an andere Hunde heranzuführen, vorallem Hündinnen mochte er gut leiden, wie sich bald herausstellte. Ich ließ ihn oft und lange von der Leine, bei jedem Spaziergang. Er sollte den Unterschied von an der Leine gehen und nicht an der Leine gehen kennenlernen, und erkennen, dass beides »spazieren« war. Ich begann ihn zu loben, wenn er zu mir kam, egal ob ich ihn gerufen hatte oder nicht. Ich lobte ihn, wenn ich ihn anleinte, ich lobte ihn, wenn er angeleint irgendwo schnüffelte. Schon nach kurzer Zeit hatte er herausen, dass es gut für ihn war, wenn ich mit ihm zufrieden war. Ich hatte niemals Dominanzprobleme mit ihm, obwohl die letzten 2 Vorbesitzer mich gewaarnt hatten, dass man sehr streng sein müsse und ihm gleich zeigen solle, wer der Boss, ist, denn er würde die Rolle sofort in Frage stellen und hätte auch beide schon angeknurrt.
Wie gesagt, mich hat dieser Hund noch nie angeknurrt.
Selbstverständlich ist auch mir schon mal die Hand ausgerutscht, und ich hab ihm schon das eine oder andere mal eine am Hintern geklatscht, wenn er im Moment grad von mir bei was erwischt wurde. Als er z.B mein Handy zerkauend auf meinem Bett lag. Das war eben »menschlich«, er selbst wußte sicher nicht, warum ich ihm jetzt eins übergebraten hab. Andererseits hat er seit damals auch nie mehr an Handys herumgekaut, aber ich denke das hat andere Gründe.
Ich versuche meine Hunde zu verstehen, und dafür bilde ich mich ständig weiter, ich lese sehr viel, ich probiere viel aus, ich lasse »nichts« unversucht. Schon nach kurzer zeit wurde mir klar, dass viele Erziehungsmethoden, die ich im Kurs miterlebte, falsch waren.
Wenn man zB einen 60 Kilo Rottweiler, der zwar ein gutmütiger Lackel ist, aber sitzen will er nicht, solange mit aller Kraft hinten runter drückt, während man ihn am Halsband hoch zieht, dazu ein ständig deutlicher werdendes »Sitz« , dann wunderts mich nicht, das dieser Hund eine Aversion gegen diesen Befehl aufbaut. Oft wird nicht unterschieden, ob ein Hund nicht will oder nicht kann.
Zu aller erst muss man den Hund motivieren, man muss eine Leidenschaft in ihm entdecken, die ausbaufähig und erweiterbar ist. Ob das jetzt Leckerlis oder ein Spielzeug ist, oder Streicheleinheiten....jeder Hund reagiert da anders.
Man sollte dem Hund Dinge so lange beibringen, bis er sie VERSTEHT, dann erst sollte man daran gehen, das Verstandene zu trainieren, bis es auch auf Befehl gut funktioniert. Rückschläge muss man einstecken können, weil man immer wieder Fehler macht. Übertrainieren zum Beispiel. Oder einen noch nicht genug gefestigten Befehl in unangebrachter Umgebung zu trainieren (zB zu viel Ablenkung).
Das ganze verlangt Zeit, Geduld und Konsequenz, aber es ist in meinen Augen der richtige Weg.
Nun noch ganz kurz ein paar Zeilen zu meinem zweiten Hund, er wurde an einem Strick angebunden und mußte mind. drei Tage auf ihre Rettung warten.
er war auch sehr ungestüm und wild, natürlich unerzogen, und da er gute Ansätze machte, wollte ich mit ihm nochmal eine Hundeschule besuchen. er war am Platz sehr gut, leicht zu motivieren, schnell verstand er und vorallem war er sehr auf mich fixiert, sodass ich das in Gegenwart anderer Hunde ausnützen konnte.
Als ich ihn vor dem Clubhaus anhängen musste, tat es mir im Herzen weh, da ich wußte, wie sehr er das angebunden sein hasste. ich hatte schon ca. drei monate vorher damit begonnen, ihn darauf zu konditionieren, anbinden, kleinens Stück entfernen, wieder losbinden. immer etwas weiter weg ,immer etwas länger. als ich den Hundekurs begonn, konnte man ihn ca. 4 minuten alleine angebunden lassen, dann verfiel er in Panik und versuchte sich schreiend und jaulend zu befreien.
Ich bat daher im Clubhaus, meine Formalitäten schnell zu erledigen, da ich den Hund nur kurze zeit alleine lassen konnte. Ich wurde von umstehenden Experten fast ausgelacht, ich solle den Hund einfach eine Weile jaulen lassen, das würde ihm schon nicht schaden.
Das war mein letzter Tag auf diesem Abrichteplatz.
Wo soviel Unverstand ist, kann ich nichts mehr lernen. Schade um Zeit und Geld, dort hin zugehen.
Ich betrachte mich nicht als Fachmann, im gegenteil, ich komm ständig drauf, dass es noch eine Menge mehr zu lernen und zu wissen gibt. Aber in meinen augen gibt es eine Menge Leute die sich als Fachmann betiteln, und noch weniger wissen als ich.
so, jetzt ist das eh schon ein so ein langes Posting, dass es wohl kaum einer lesen wird, daher zeit für einen Schluß.
Also Angel (und alle anderen natürlich auch!), ich wäre sehr interessiert auch von dir Erfahrungen zu lesen. Warum es dir zB gefällt, in deiner Hundeschule, wie die Methoden dort sind und warum du glaubst (oder weißt) , dass sie richtig sind. Welchen Hundeabrichteplatz du empfehlen kannst, und welche »Gerüchte« das sind, die du noch nirgends vorgefunden hast. Wie du zu Kettenwürgern und Stachelbändern stehst.
Wieso Du einerseits sagts, die Leute würden die Sprache der Hunde nicht kennen, und andererseits deinen Hund unterwerfen musst, nachdem du ihm in die Augen schaust.(???in diesem Punkt finde ich wirklich, dass du dir selbst widersprichst, vielleicht kannst du etwas licht in die sache bringen).
Ich wünsche jedenfalls einen gelungenen Wochenbeginn und freu mich schon auf interessante Postings, mfg, sana