Haltung von Wölfen und Wolfskreuzungen

Hans Mosser

Medium Knochen
Im Thema "Verschärfung de HV" läuft u.a. eine Diskussion über Haltung von Wölfen und Wolfskreuzungen - dabei ist das ein eigenes sehr heisses und wichtiges Thema.

Die private Haltung von Wölfen (aber auch in Zoos) ist meiner Meinung nach eine Tierquälerei allerersten Ranges. Der Wolf ist ein Wildtier und - im Gegensatz zum Hund - zeit seines Lebens dem Menschen gegenüber scheu. Die Berichte, die es über die Haltung von Wölfen und Kreuzungen von Privatpersonen in den USA gibt, sind schrecklich, denn diese Tiere versuchen lebenslang alles, um ihre Gefangenschaft zu verlassen. Dabei kommen sie dann entweder im Strassenverkehr um, oder werden erschossen. Ich kenne mich da zuwenig aus, aber vielleicht weiß wer im Forum, wie die gesetzliche Lage der Haltung von Wildtieren in Österreich ist. Nichts gegen die Wiedereinwanderung des Canis lupus lupus nach Mitteleuropa, aber alles gegen eine private Wolfshaltung! Mir tut es schon weh, wenn ich die Wölfe im Tiergarten Schönbrunn anschaue.
 
Ein Fachmann der Gesetzeslage bin auch ich nicht, allerdings sind mir einige Fälle bezüglich der Haltung von Wildtieren in Österreich bekannt, die leider ein trauriges Bild zu bestätigen scheinen. So weiss ich um eine Familie, die in ihrem 200qm Garten eine ausgewachsene Löwin hält. Ich sah das Tier das erste mal im Alter von ca. 2 Monaten als wolliges, süsses Löwen-Baby hinter einem gewöhnlichen Maschendrahtzaun. Als Spielgefährten hatte die Löwin einen jungen Bernhardiner. Schon damals habe ich das Halten dieser Wildkatze bedauert, wenngleich es noch nicht derart offensichtlich nach Tierquälerei ausssah, wie es das jetzt tut. Anscheinend gibt es sehr wohl ein Gesetz über die Unterbringung und Haltung von Wildtieren, denn einige Monate später war das gesamte Gartenstück mit 4 meter hohen, nach obenhin eingebogenen Gitterstäben umzäunt.Und die Löwin, inzwischen ausgewachsen, einsam und gelangweilt mitten drin. Ist erlaubt. 200 qm. Für einen Löwen. Solange er ausbruchsicher untergebracht ist.

Zweiter Fall: Eine Freundin von mir studiert Zoologie. Momentan arbeitet sie an einem Forschungsprojekt im Waldviertel mit, es geht dabei um Verhaltensforschung bei Braunbären. Die von ihr zu beobachtenden Tiere sind allesamt keine in der Wildnis, sondern in österreichischer Gefangenschaft geborene oder aufgewachsene Tiere, die an ein »NORMALES« Leben in natürlicher Umgebung gewöhnt werden sollen. Neben zwei Zirkusbären erschütterte sie auch das Schicksal eines männlichen Bären, der 12 Jahre lang auf 30 qm in einer ausbetonierten Grube gehalten wurde. Obendrüber Gitter. Ausbruchsicher und somit anscheinend legal. Die Organisation, (da ich mir nicht sicher bin, möchte ich keine Namen nennen) des Bärenprojektes hat dem früheren Besitzer den Bären abgekauft. Ansonst wäre er wahrscheinlich immer noch dort eingesperrt.

Als letztes Beispiel möchte ich wieder auf den Wolf zurückkommen. Im Alter von 13 bis 16 Jahren bin ich jede Woche einen Wolf (oder Hybrieden) heimlich besuchen gegangen, der 40 kilometer von mir entfernt als »Wachhund(???)« bei einem Schrottplatz gehalten wurde. Gehalten ist gut, er war eingesperrt, in einen ausbetonierten Zwinger, vielleicht 3 x 4 Meter, einziges Inventar:eine Hundehütte.
Dieser wolf (ich nannte ihn immer so, auch wenn es vielleicht ein Mischling war) war ein herzzerreissender Anblick. Völlig gestört lief er den ganzen Tag die drei Meter auf und ab, den Blick starr gerade aus. Hie und da lag er auf dem Dach der Hütte. Den Blick starr gerade aus. Manchmal legt er den Kopf in den Nacken und jaulte stundenlang, ohne Antwort zu bekommen. Ich hab noch nie ein derart trauriges Tier gesehen. Er hatte überhaupt keinen Lebenswillen mehr, er frass wenn überhaupt, aus Langeweile. Drei Jahre lang bin ich jede Woche mit dem Fahrrad oder mit dem Zug die 40 km hin gefahren. Hab mich trotz strengen Verbotes (hatte einmal den Besitzer darauf angesprochen) auf das Gelände geschlichen und bin dort stundenlang gesessen. Ich hab den Tierschutzverein benachrichtigt, doch die sagten, sie können erst rechtliche Schritte einleiten, wenn dem Tier »offensichtliche« körperliche Schäden anzusehen sind. Offensichtlich ist ein dehnbarer Begriff. Kann man einem Wolf Kummer ansehen? Trauer? Nichteinmal der immer schlechter werdende körperliche Zustand war Grund genug, denn der Wolf bekam ja gutes Fressen, er war nur einfach nicht bereit, die Nahrung zu sich zu nehmen...Zwei Tage nach meinem 16ten Geburtstag war der Zwinger leer. Ich habe Gott gedankt.

Laut Gesetz, laut Gesetz...mir schwirren Gesetzesauszüge im Kopf herum, in denen Tiere als Ware betitelt werden, als Waffe oder als Wertgegenstand. Ein Gesetzbuch für das »LEBEWESEN« Tier muss wohl leider erst geschrieben werden.
 
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Hans Mosser:
Im Thema "Verschärfung de HV" läuft u.a. eine Diskussion über Haltung von Wölfen und Wolfskreuzungen - dabei ist das ein eigenes sehr heisses und wichtiges Thema.

Die private Haltung von Wölfen (aber auch in Zoos) ist meiner Meinung nach eine Tierquälerei allerersten Ranges. ...
Die Berichte, die es über die Haltung von Wölfen und Kreuzungen von Privatpersonen in den USA gibt, sind schrecklich, denn diese Tiere versuchen lebenslang alles, um ihre Gefangenschaft zu verlassen. ....
Nichts gegen die Wiedereinwanderung des Canis lupus lupus nach Mitteleuropa, aber alles gegen eine private Wolfshaltung! Mir tut es schon weh, wenn ich die Wölfe im Tiergarten Schönbrunn anschaue.
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Ja, uneingeschränkt !!!

Leider ist es mit der Wiedereinwanderung von Wölfen auch problematisch, denn wir haben ja schon keinen ausreichenden artgemäßen Lebensraum für unsere "Wölfe im Hundepelz".

Im Land Brandenburg begrüßt die Jägerschaft freudig die Rückkehr der Wölfe, doch für Hunde gilt strenger Leinenzwang:
für mich eine Idiotie!
Sollen so auch andere "Walduser" mittels Angst vor dem bösen Wolf vertrieben werden ?
Die Jäger schlottern ja schon vor Angst um ihre geliebte Jagdbeute, wenn sie einen unangeleinten Hund sichten, und Dank der Hundehysterie auch Wanderer etc.
Hunde können im Wald sehr wohl frei geFÜHRT werden ohne, dass es zu einem Gemetzel kommt, doch dies müssen Hund und HF auch erlernen.
Dies scheitert am Jagdgesetz, das jede Beunruhigung von Wild untersagt, schon photographieren gilt als Wilderei.Und in der GRD kann ein Jäger mit vorgehaltener Büchse das Vorzeigen des Ausweises verlangen, wenn er den Verdacht auf Wilderei hegt!(außer in Schonungen, da ist der Förster zuständing, also ab über den Zaun!)
Durch was sich Wild beunruhigt fühlt wird durch Jäger unwiderlegbar vermutet.
Wie die Untersuchungen aus Graubünden CH zeigen, sind für Wildtiere z.B. Paragleiter ein schwerwiegendes Problem.
Auch Wölfe sind anpassunsfähiger als vermutet, doch wir müßten wohl selbst viel naturnäher denken, fühlen und leben lernen, bis wir Wölfen wieder echte Lebens- und nicht nur Überlebenschancen in unserer Nähe einräumen können, leider.

Bei unserem nicht sehr natürlichen, sondern nur nach jagdlichem Interesse ausgerichteten Wildbestand ist die Wiedereingliederung von Wölfen kaum möglich und m.E. nur die Sucht nach neuen Trophähen zuzuschreiben.
Traurige Welt!

Gruß
Shiva
 
In Niederösterreich haben 2 Jäger vor einigen Monaten zwei alte Haflingerpferde, die in der Koppel eines Bauern das Gnadenbrot lebten, abgeschossen, weil sie die Tiere für Rotwild hielten. Beide haben mittlerweile keinen Jagdschein mehr. Aber so werden die Jäger auch die Wölfe abschiessen, weil sie sie für Füchse halten werden. Und dieser "Fehler" wird mE sicher nicht ganz unabsichtlich sein und da wird wohl auch keiner den Jagdschein verlieren.
 
Original erstellt von Hans Mosser:

Die private Haltung von Wölfen (aber auch in Zoos) ist meiner Meinung nach eine Tierquälerei allerersten Ranges. Der Wolf ist ein Wildtier und - im Gegensatz zum Hund - zeit seines Lebens dem Menschen gegenüber scheu. Ich kenne mich da zuwenig aus, aber vielleicht weiß wer im Forum, wie die gesetzliche Lage der Haltung von Wildtieren in Österreich ist.

Hallo Hans,
Über umfangreiche, auch internationale Erfahrungen mit Großtieren verfügt hingegen das wildlife management". Es stellt sich daher die Frage, ob und in welchem Maße die
konzeptionellen Ansätze des wildlife management" und der Erfahrungsschatz bei der
Bewältigung von Artenschutzkonflikten helfen kann. Bereits die erste Annäherung lässt
deutliche Unterschiede in der Methodik und Arbeitsweise von Naturschutz und
Wildtiermanagement erkennen.
Aldo Leopold, der deutschstämmige Begründer des wildlife managements"-Gedankens in den
USA , brachte es schon in den dreißiger Jahren auf den Punkt:
"Wildtiere zu managen ist nicht schwierig. Das Problem ist das Management der Menschen, die mit diesen Tieren zu tun haben!"

Der Wolf steht weltweit unter Artenschutz.

Gruss
Ilselore
 
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