Gestern im SWR /Kreuzug gegen fremde Tiere

Pitzelpatz

Super Knochen
Kreuzzug gegen fremde Tiere

Nirgendwo sonst gibt es so viele putzige Tiere wie in Australien. Viele scheinen den Phantasien von Kinderbuchautoren entsprungen zu sein. Auf dem Jahrmillionen von den anderen Erdteilen isolierten fünften Kontinent entwickelten sich Tierarten wie zum Beispiel die Beuteltiere. Die australische Fauna und Flora sind einzigartig. Doch mit der Ankunft der Europäer wurde das ökologische Gleichgewicht nachhaltig gestört. Sie brachten fremde Tiere und Pflanzen auf die riesige Insel. Und viele dieser eingeführten Tiere verdrängten und verdrängen die einheimischen.

Jagd auf Katzen

So geschah es mit den Kaninchen, die zur Plage wurden, den Hauskatzen, oder auch den Eseln. Jahrzehntelang führten die Australier einen richtigen Krieg gegen die von ihren Vorfahren eingeführten Tieren und schossen, vergifteten oder schlachteten sie, wo sie ihrer nur habhaft werden konnten. Nicht immer mit dem erhofften Erfolg.

Krötenplage
Aga-Kröte

Das jüngste Beispiel dieser Entwicklung: die Aga-Kröte, mit wissenschaftlichem Namen Bufo marinus. Sie ist so giftig, dass sogar Krokodile oder Giftschlangen, die sie verschlingen, an dem in ihrer Haut eingelagerten Gift sterben. Eingeführt wurde sie in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts um Schädlinge in den Zuckerrohrpflanzungen zu vertilgen. Doch anstatt sich auf diese von den Menschen ihr zugedachten "Aufgabe" zu beschränken, verließ sie bald die Zuckerrohrplantagen und breitete sich immer weiter aus. Inzwischen hat sie den Kakadu-Nationalpark erreicht, der zum Weltnaturerbe gehört. Da die Aga-Kröte in Australien keine natürlichen Feinde hat befürchtet man schlimmste Auswirkungen für die einzigartige Tierwelt im Nationalpark.

Mit Gentech gegen Tiere
Nun hat die australische Regierung eine Art Kreuzzug gegen fremde Tiere initiiert, das alles in den Schatten stellt, was früher unternommen wurde. Dabei wird auf gentechnologische Verfahren gesetzt um ganze Populationen eingeführter Tiere auszurotten. Durch Veränderung der Erbanlagen sollen sie an der Fortpflanzung gehindert werden. Es sind auch Überlegungen im Gange, in Australien längst ausgestorbene Tiere (wie den tasmanischen Tiger) ebenfalls durch Gentech-Verfahren wieder zum Leben zu "erwecken" und so einheimische Feinde für die eingeführten Tierarten aus der Retorte zu erzeugen.

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Faktisch bedeutet das, dass gegenwärtig - in Australien und außerhalb des Landes bislang weitgehend unbemerkt - das wohl größte gentechnologische Experiment weltweit stattfindet - mit ungewissem Ausgang. Denn auch die Wissenschaftler können nicht garantieren, dass diese Eingriffe in die Natur den gewünschten Erfolg haben und nicht außer Kontrolle geraten. Das Unternehmen der Australier, ein von "fremden" Tieren freies Australien wiederherzustellen, erinnert an den Versuch, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Der durch die europäische Einwanderung erfolgte Eingriff in das ökologische Gleichgewicht des Kontinents soll paradoxerweise durch einen möglicherweise noch gravierenderen Einschnitt rückgängig gemacht werden.

QUELLE:
/www.swr.de
 
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