gedanken zu hunde-/katzenlernverhalten und clicker (lang)

arakis

Super Knochen
wird jetzt leider a bisserl länger, aber ich muss das (mit)teilen, weil's mich echt fasziniert hat. vielleicht hat ja auch jemand was dazu schreiben:

seid die userin namens "hausente" über ihre clickererfahrungen berichtet hat, hat's mich gereizt mit dem ty auch wieder mehr zu "shapen", was er ja früher immer sehr geliebt hatte. aber mir waren irgendwie die ideen ausgegangen, also hab ich meistens medleys aus bekannten tricks abgefragt, einzelne verbessert oder überhaupt eher gespielt und suchspiele betrieben.
nun hab ich wieder mit dem shapen angefangen und der wuffzack verlangt ziemlich vehement mind. eine tägliche ausgiebige trainingseinheit, was ihm ja auch zusteht.

und dabei sind mir ein paar erstaunliche dinge aufgefallen, die mich auch nach so langem zusammenleben noch überrascht haben:
wenn er etwas neues lernt und den gesamten trickablauf plötzlich kapiert hat; er bietet es mehrfach in folge richtig an, man merkt, er checkts also gerade wirklich, zeigt er plötzlich mehr oder weniger abgewandelte alternativhandlungen. man ist total erstaunt, unmerklich gehen für eine millisekunde die mundwinkel herunter, weil: er wußte es ja gerade, wieso macht er etwas anderes? und dann begreift man und lächelt gleich wieder zustimmend freundlich: denn was er da macht ist wirklich klug.
er beobachtet genau die kleinste regung von mir und steckt ab, wie weit ist richtig und wo hört richtig auf, wie soll der trick also genau aussehen. er wiederholt also nicht stur den ganzen, erfolgreichen bewegungsablauf immer wieder und shaped sich zB. unnötigerweise eine erhobene pfote ins kong-in-den-kübel-werfen mit rein, sondern findet heraus, was genau zum ablauf gehört und was beiwerk war.

die zweite erstaunliche sache ist das jetzt häufig ein kater, arakis, mitmacht. die beiden katzen können jeweils 3-4 basic-tricks. immer einzeln eingelernt, da sie sich leichter ablenken lassen. sie mögens enorm gerne, sind aber eben nicht besonders straight in ihrem lernverhalten. daher seltener mit ihnen geshaped, aber häufig gemeinsame trickabfrage schulter an schulter mit dem hund. hierb ei wird jeder einzeln angesprochen, zeigt leichtes grund-repertoire, wird belohnt, dann kommt der nächste dran, usw. abgeschlossen wird jeweils super-positiv und schlussendlich mit einem "beendingungswort". es ging mir dabei ums gemeinsame erleben und erarbeiten, frustrationsgrenzen abbau, warten können lernen, etc.

seid längerem schließt sich nun arakis, der jahrelang keinen hundekontakt wünschte, sehr eng an den wuffzack an.
er ist nun auch häufig bei clicker-sessions dabei und normalerweise würde man da ja eher allein und ungestört arbeiten, deshalb hat mich sehr verwundert, wie die beiden in ihrem arbeitsverhalten teilweise profitieren und welche beobachtungen ich sonst noch machte.
ty, der hund, arbeitet viel schneller und motivierter. er hört auf viel leisere/verhaltenere sicht-/hörkommandos. normalerweise arbeitet er äußerst träge aber sehr genau. zu zweit zeigt er mehr offene begeisterung, macht aber auch eher fehler, bietet nicht abgefragte tricks an oder überspringt eine stufe einer möglichen abfolge. er zeigt gleichzeitig aber auch eine besonders schöne ausführung, d.h zB. sehr hoch gehobene pfoten beim spanischen schritt statt etwas schlampigen schlurfen.

arakis der kater (weit geringeres trainingslevel) versteht hörkommandos deutlich schlechter als sichtkommandos und kann es gar nicht ausführen, wenn ich mit der anderen hand die gleiche geste mache. er schnurrt extrem während der übungen, wird gerne auch mal zwischendurch als zusatzbelohnung gestreichelt. ty würde von soetwas nichts halten. er dagegen liebt aber eine zusätzliche mündliche begeisterungsbekundung bei besonderen leistungen oder auch einen anerkennenden klaps auf die schulter.

wenn er gerade nicht dran ist, sitzt er interessiert da und beobachtet, steht aber niemals auf und stört. auch die katze unterbricht nie die trainingseinheit des hundes, steht aber gerne auf, schnurrt, rollt, freut sich. finde ich interessant, dass sie sich nicht gegenseitig vordrängen, hätte hier auch nicht eingegriffen, sondern höchstens den warten-sollenden ignoriert.
beide können gemeinsam länger motiviert arbeiten als alleine, jedoch zeigt sich dann am ende schon durchaus eine höhere fehleranfälligkeit, allseits positiver abschluss ist natürlich selbstverständlich.

nach übungseinheiten liegen beide tiere relativ nah beieinander.
blixa, der andere kater könnte nicht ohne die anderen zu stören beim shapen mitmachen, er wäre unter dieser ablenkung wohl zu aufgeregt um etwas neues zu lernen. wenn er sich anschließen würde, fände man aber sicher auch für ihn eine "mitspiel-möglichkeit", interessanterweise schließt er sich dabei aber nicht an (bei den medleys schon), obwohl eigentlich über die jahre enger als arakis mit dem hund befreundet.

hmm, wie gesagt, ich fand es wirklich faszinierend, die viecherl in letzer zeit beim lernen und interagieren zu beobachte, v.a. das ich nach so langer zeit noch was neues bemerke.

"trainiert" hier auch sonstwer mit seiner katze? welche erfahrungen habt ihr gemacht? was findet ihr spannend im lernverhalten eurer tiere. wo haben sie euch sehr überrascht ?

lg!
jasmin
 
monique hat mich einmal sehr erstaunt...
ich habe die hunde geclickert...sie sollen den target mit der nase berühren....
nachdem sie uns beobache hat kam sie plötzlich dazu berührte den target mit der nase holte sich click und leckerli und verschwand dann wieder:D
 
Meine Erfahrungen sind ganz ähnlich. Nämlich, dass Beobachtungslernen gemeinhin stark unterschätzt wird, und dass die Tiere im allgemeinen ganz gut unterscheiden können, wer grade "dran" ist, und das sich das Clickergeräusch dadurch - wie ja immer zu lesen ist - keineswegs abnutzt.

Auch das mit den Hörzeichen bei Katzen kann ich bestätigen. Ich übe ja schon länger Hördiskrimination mit Felipe und es ist - wie soll ich sagen - ziemlich zach (so schnell geb' ich nicht auf, wir bleiben dran). Wobei ich das "Problem" hab', dass er vorerst ja nur zwei Gegenstände unterscheiden können soll (Handy und Schlüssel) und so der Umweg nicht wirklich lang ist (wenn's das eine nicht ist, wird's wohl das andere sein) und die Motivation sich da wirklich zu bemühen also eher gering ist. Bei einem Fehler dann den zweiten Versuch gar nicht mehr zu bestätigen ist zu frustierend das hab' ich schon versucht, was ich noch nicht konsequent (nur ansatzweise) probiert habe ist mit verschiedenen Leckerliqualitäten zu experimentieren. Das muss ich vielleicht noch forcieren...

Obwohl, ich habe damals vor ca. 4 Jahren ahnungslos und lerntheoretisch quasi gänzlich unverbilden das "sitz" komplett ohne Sichtzeichen (und ohne Clicker) beigebracht, und das funktioniert auch noch heute so wunderbar (allerdings zugegebenermassen auch nur im Kontext einer Übungssituation, also bei Verfügbarkeit von Eßbarem).

Zum Beobachtungslernen: Felipe hat für das freiwillige in die Transportbox gehen ca. zwei Monate gebraucht (war gleichzeitig eine Desensibilisierung). Nun hat es sich neulich so ergeben, dass der eigentlich nur Urlaubssitting-Kater auch bleiben wird, weil nicht mehr gewollt (naja). Beim ersten TA- Besuch hab' ich gesehen, dass der sowas auch dringend nötig hat, also umgehend Training begonnen. Also Käfigtür auf, Blickkontakt bestätigt - unter den Blicken des mit Argusaugen beobachtenden Felipe, dieser drängt sich schließlich vor, geht in die Box, Tür zu, C+B. Andere Boxtür auf, mit Picasso weiter geübt, Felipe immer wieder in der Box weiter gefüttert, usw. Nach drei Sessions ging auch Picasso in die Box. Da war ich schon ziemlich hingerissen.

Was bei meinen Katzen nicht so funktioniert ist das "freie Formen", die sind da relativ passiv (vielleicht war es ein Fehler, immer mit dem "Sitz" zu beginnen?), bieten kaum etwas an, und wenn doch bleiben sie beharrlich beim einmal bestätigten Verhalten.

Würde mich sehr interessieren, ob da jemand gegenteilige oder andere Erfahrungen gemacht hat?

lg
Tina
 
vielen dank für eure antworten! sehr interessant und ich habe auch jeweils ähnliches verhalten bei meinen katzen beobachtet:
dass das bestätigen und belohnen einer handlung wohlwollend angenommen wurde und diese aktion trotzdem nicht gleich wieder gezeigt wurde.
oder dass die katzen ihre tricks kaum weiterentwickeln. schnelligkeit kommt erst mit sehr häufigem üben, kann nicht gezielt bestätigt werden und auch wenn es meistens rasch klappt, kann es dennoch sein, dass das nächste mal trotzdem vorher rumgekugelt, gekuschlt oder ähnliches werden muss.
variationen des tricks werden nicht angeboten; es dauerte ewig bis das männchen endlich etwas in der luft gehalten wurde.
kleinsthandlungen (zu etwas hinschauen, um zB das kopf hineinstecken als endtrick zu entwickeln) werden von der katze nicht registriert und daher nicht wiederholt, bestätigung sinnlos.
target-übungen gelingen scheinbar leicht; natürliches verhalten der katze (duftdrüsen reiben)?
auf alle fälle sind die beiden eine lustige übungsgruppe.
lg!
jasmin
 
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