Fragen vor der Anschaffung eines Hundes

shiva

Medium Knochen
Hi Ihr lieben "Neuhundler",

es laufen, nicht nur hier im Forum, viele Gespräche über die Wesenseigenschaften und Bedürfnisse bestimmter Hunderassen.
Die Ansprüche des Menschen an den Hund stehen im Mittelpunkt dieser Gespräche.
Der Hund soll dieses oder jenes tun oder lassen.In Bezug auf den Menschen, wird hierbei meist sein menschliches Auslauf - Ruhe- und Sauberkeitsbedürfnis und der Wunsch nach einem möglichst konfliktfreien Leben erwähnt.
Es ist gurt und wichtig diese Fragen vor der Anschaffung eines Tieres abzuklären, doch reicht dies m. E. noch nicht ganz aus, um einem Hund ein artgerechtes Leben zu ermöglichen.

Welche Charaktereigenschaften braucht ein Mensch, um eine, für den Hund lebenslängliche, Beziehung einzugehen und den Bedürfnissen eines so hochsozialen und sensiblen Wesens über viele, viele Jahre konstant gerecht zu werden ?

Welche menschlichen Wesenseigenschaften tragen dazu bei, daß ein Mensch von einem Hund als Rudelführer anerkannt wird ?

In welchem Maß, ist der zukünftige Hundeführer bereit an sich selbst zu arbeiten, um den hohen psychosozialen Ansprüchen des Hundes an seinen HF bis zu seinem natürlichen Tod gerecht zu werden ?

Rassestandarts hin oder her, Hunde haben sie nicht gelesen und sind oftmals individuell ganz anders.
Was dann ? ab ins Tierheim ?
Was kann ich MIR zu muten, bin ich wirklich bereit mit diesem Tier durch dick und dünn zu gehen, auch, wenn es meinen Vorstellungen nicht oder z.B. im Alter nicht mehr entspricht ?
Sich diese Fragen ehrlich VOR der Anschaffung eines Hundes zu beantworten, dürfte vielen Hunden ein trauriges Ende im Tierheim ersparen.

liebe Grüße
Shiva
 
Liebe Shiva,

Bravo-da kann ich Dir nur beipflichten. Als Kind hab ich meinen Eltern die große Freude bereitet *g* Ihnen alle möglichen herren-und heimatlosen Tiere nach Haus zu bringen. Da wir sehr grenznah wohnten waren das vorallem in der Urlaubszeit immer sehr viele Hunde.
Nun mußte ich mich natürlich von vielen Hunden wieder trennen, wir schafften es meist, ein »gutes« (obwohl ich mir als Kind natürlcih sicher war, dass es nirgends besser sein konnte als bei mir)
zu Hause zu finden..... leider mußten wir zwei Hunde auch mal ins Tierheim bringen, ich werde das nie vergessen, es war so schrecklich.
Daher bin auch ich der Meinung, dass es gut und notwendig wäre, mehr Aufklärung zu betreiben, um den Hunden solch ein Schicksal zu ersparen.
Hundeneulinge und überhaupt JEDER soll sich im Klaren darüber sein, dass es nicht nur Spaß und Freude ist, sein Leben mit einem Hund zu teilen. Mich persönlich stört z.B. am allermeisten, dass ich niemals in Urlaub fahren kann, außer ich hab die Möglichkeit meine Hunde mitzunehmen. Damit fallen für mich in den nächsten Jahren einige Urlaubsziele flach. Aber ich hab dafür täglich meine Lieblinge um mich, und das entschädigt für alles!
So, genug....schließlich bin ich hier im Hundeforum, und es wird wohl kaum wem hier anders gehen! Ich wünsche Euch und Euren Hunden ein schönes WE, liebe Grüße, sana! 8)
 
Hallo Shiva,

wie recht Du hast!!! Leider scheitern die von Dir geforderten Fragen an einer ganz wichtigen Sache: der rosaroten Brille, welche die meisten von uns auf der Nase haben, wenn es um die Einschätzung der eigenen Persönlichkeit geht!

Gruß
Inge
 
Hallo Shiva
Ja, da kann man sich Dir wirklich nur anschliessen. Aber nicht nur die "Neuhundler" sollten sich diese Fragen stellen. Auch wir "Bereits-jetzt-schon-Hundebesitzer" sollten uns stets wieder aufs neue hinterfragen !
Ich staune
eek.gif
immer wieder, mit wieviel Engagement Du hier Beiträge schreibst. Bei Dir kann sich Hund ja nur wohl fühlen...
wink.gif

Gruss Maria
 
Hi Inge,

"Neuhundlern" sollte man auf die eventuell nicht ganz erwünschten Konsequenzen hinweisen.

"Wer herrschen will, muß bei sich selbst beginnen"
Es hilft nur eines:
der gelbe Sack für rosarote Brillen!

Wenn die Anschaffung des Traumhundes bedeutet, einen gnadenlos objektiven Psychospiegels um sich zu haben, überlegt man es sich vielleicht doch zweimal, ob man die nächsten 10-20 Jahre wirklich mit solch einem Wesen verbringen möchte.

Es wäre doch schon einmal ein Anfang, etwas Neugierde oder Abneigung zu wecken für ein Leben oben ohne -

ohne rosarote Brille lebte es sich vielleicht ja auch viel leichter ?!

liebe Grüße
Shiva
 
Hallo Shiva!
Du hast wieder einmal den Nagel auf den Kopf getroffen: Mensch sollte VOR "Anschaffung" des Hundes prüfen, ob er den Anforderungen des Tieres gewachsen ist, ob er dem Hund das geben kann, was er braucht!
Übrigens: auch ich danke Dir für Deine g'scheiten Kommentare hier im Forum, die mich immer wieder zum Nachdenken bringen!
lg
Helga
 
Hallo Shiwa!

ich kann dir nur voll und ganz zustimmen. jeder mensch macht sich sehr viele gedanken ob und in welcher art allerlei unbelebte dinge zu ihm passen oder er sie benötigt oder er es sich leisten kann, etc. - nur bei so hochsozialisierten tieren wie unseren hunden erfolgt dies eher selten. man stellt immer wieder mit erstaunen fest wie unverstanden man wird, wenn es darum geht seinen tieren ein artgerechtes leben zu ermöglichen und zeit zu widmen. gerade deshalb finde ich es auch gut wenn sich zukünftige hf gedanken machen welche rasse zu ihnen passt, denn dies zeigt doch schon , daß sie sich damit auseinandersetzen ob es ihnen möglich ist ihrem zukünftigen hund artgerecht zu halten. es gibt so viele menschen die sich hunde nur nach aussehen "zulegen" und dann mit den bedürfnissen dieser rassen nicht zurecht kommen, ihre eigenen gewohnheiten zugunsten ihrer tiere nicht verändern wollen und dann leider verhaltensgestörte und leidende hunde besitzen die zu guter letzt nach durchgang mehrerer besitzer im tierheimen landen.
ich finde es auch sehr gut diese thematik hier zu erörtern, fände es aber auch gut wenn wir alle mehr mit potentiellen hundebesitzern persönlich darüber sprechen würden.
ich versuche dies im rahmen von vorträgen in schwesternschulen zu tun. dort erzähle ich nicht nur über tiertherapie (gehe mit meinem leo in pflegheime) sondern auch über die bedürfnisse meines hundes und seine artgerechte haltung. die jungen menschen staunen immer wieder wieviel zeit man für sein tier benötigt.
diese rosarote brille die du meinst tragen mehr leute als man glaubt.
liebe grüße
susi
 
Auch ich trage eine rosarote Brille. Ich habe zwei Hunde, die nicht nur wunderbar folgen, sondern, wie ich oft meine, jedes meiner Worte verstehen. Sie sind bereits in einem angenehmen Alter (5 und 6 Jahre) und wirklich wohlerzogen. Also hatte ich ein ruhiges, schönes Leben...bis gestern.

Denn ich habe mir eingebildet, dass wieder ein wenig Leben in die Bude gehört und weil es doch so viele arme Hunde gibt...nun ja, ich habe halt einen entdeckt, der, wie ich meinte, optimal zu meinen dazupasst.

Seit gestern ist sie da, ein Jahr jung und wie es scheint, 24 Stunden am Tag munter. Sie kommt nicht zur Ruhe und stellt die ganze Wohnung auf den Kopf. 5 Stunden war ich heute spazieren, meine zwei anderen Hunde liegen völlig erledigt herum, nur die Kleine nicht, die will spielen.

Irgendwie hab ich mir zwar gedacht, dass sie lustig und lebendig ist, aber halt nur draußen und nach einer gewissen Zeit an Auslauf ist sie dann ruhig und zufrieden. Aber das ist sie nicht, sie ist aktiv und das ständig.

Allerdings habe ich heute auch eine Freude in mir gespürt, die ich schon lange nicht mehr erlebt habe, immer dann, wenn ich ihren Namen rief (den sie erst heute bekommen hat) und sie blieb stehen und kam zu mir. Oder wenn ich ihr zusah, wie sie über die Wiese tobte, so voller Lebensfreude, einfach nur rennen, rennen...

Sie war nämlich einige Monate in einem Tierheim, in einem engen Zwinger, ohne Auslauf, ohne viel menschlichen Kontakt.

Es ist/wird sicher nicht leicht mit ihr, sie hat Null Erziehung und ich muß erst wieder meine Erinnerungen hervorkramen, wie man Hunde überhaupt erzieht. Aber sie gehört bereits zur Familie und ich hoffe zumindest für 15 Jahre.
 
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Villa Bunterhund:
Hallo Shiva
Ich staune
eek.gif
immer wieder, mit wieviel Engagement Du hier Beiträge schreibst. Bei Dir kann sich Hund ja nur wohl fühlen...
wink.gif

Gruss Maria
[/quote]

Hi Maria und ...,

Dir und all den anderen,
Danke für die Blumen!

"Man muß das Unmögliche anschauen,
bis es möglich ist.
Das Wunder ist eine Sache des Trainings" Carl Einstein

Ich "übersetze" eigentlich nur, was ich tagsüber zu "hören" bekomme.

Da wir sehr oft zu Zweit arbeiten, und ich mit meinen beiden dann den "Hundepart" übernehme, bekomme ich einiges zu "hören".

Hat der Mensch eine eher schlechte Meinung über seinen Hund, "erzählt" mir Hund auch nicht viel Gutes über seine Menschen.

Glücklicherweise sind Hunde sehr anpassungsfähige Wesen, so daß sich mit Hund oft leichter ein Kompromis aushandeln läßt, wenn der Konsens schon nicht möglich ist, als mit seinen Menschen.

Was erzählen Dir "Deine" Hunde über Ihre HFs bei der Arbeit ?

Welche Anforderungen stellt Hund an Mensch, um sich bei ihm als Rudelführer geborgen fühlen zu können ?

liebe Grüße
Ute


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[Dieser Beitrag wurde von shiva am 08. Mai 2001 editiert.]
 
Hallo Shiva,

als wir uns nach einer hundelosen Zeit (wegen Wohnung mitten in der Stadt) nach dem Umzug aufs Land wieder Hunde in unsere Familie aufnehmen wollten, haben wir ein "Pflichtenheft" erstellt. Da gab es eine Spalte, in die wir alle Eigenschaften aufschrieben, die wir uns von unserem Traumhund wünschten bzw. nicht haben wollten und es gab eine Spalte, in welcher wir notierten, was WIR einem Hund bieten bzw. nicht bieten können.

Mit dieser Liste haben wir uns dann an ein sehr umfangreiches Hunderassenbuch begeben und so durch Ausschlussverfahren die für uns geeignete Rasse (Dalmatiner) gefunden. Seit 4 Jahren leben wir nun mit Dalmis (davor waren es DSH) und wir haben es nicht eine Minute bereut - wir passen wirklich super zusammen!

Als ich dieses "Auswahlverfahren" mal einer hundehaltenden Bekannten gegenüber erwähnte, stieß ich auf völliges Unverständnis. Sie meinte, man dürfe einen Hund nur mit "dem Herzen" auswählen, eine so "vernunft-gesteuerte" Auswahl konnte sie nicht nachvollziehen.

Nun, ihre Hunde sind mit "dem Herzen" ausgewählt - und kommen nicht von der Leine, da völlig unsozialisiert und unverträglich, ungehorsam usw. Und damit der Streit mit den Nachbarn wegen Dauerbellens aufhörte sah sie sich sogar genötigt, in die Einöde umzuziehen.

Tja, vielleicht hätte ihr ein wenig mehr Vernunft bei der Auswahl der Rasse gutgetan...
 
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Inge + BC:
Hallo Shiva,

als wir uns nach einer hundelosen Zeit (wegen Wohnung mitten in der Stadt) nach dem Umzug aufs Land wieder Hunde in unsere Familie aufnehmen wollten, haben wir ein "Pflichtenheft" erstellt. Da gab es eine Spalte, in die wir alle Eigenschaften aufschrieben, die wir uns von unserem Traumhund wünschten bzw. nicht haben wollten und es gab eine Spalte, in welcher wir notierten, was WIR einem Hund bieten bzw. nicht bieten können.

[/quote]

Hallo Inge,

Superidee !
Habt Ihr Eure Liste noch ?
Auswahl mit Herz und Verstand !
Wäre doch etwas für das INFO-Forum.

Du schreibst jedoch auch, daß Ihr zuvor schon Hunde hattet, also wußtet Ihr, was auf Euch zu kommt.
Mir geht es jedoch auch um bessere Infos für Neulinge, denn hier wird m.E. zu früh an die Rasse gedacht und zu wenig daran, welche Verantwortung ich durch die Haltung eines Tieres übernehme und welche besonderen Anforderungen und Bedürfnisse ein Hund beliebiger Rasse an sein Rudel hat.

Du schreibst :
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>
"... ihre Hunde sind mit "dem Herzen" ausgewählt - und kommen nicht von der Leine, da völlig unsozialisiert und unverträglich, ungehorsam usw. "
[/quote]
Welche Eigenschaften muß ich als Mensch haben und wie muß ich mich verhalten, damit dies nicht passiert !
Bei mir schrillen immer alle Alarmglocken, wenn es in den Tiervermittlungssendungen im Fernsehen immer und immer wieder heißt, der Hund bräuchte " halt nur noch ein bischen Erziehung". Das hört sich für mich an, wie " ein bischen schwanger".
Der ganze Hundeführerscheinkram hört sich auch nicht viel besser an, denn es werden falsche Assoziationen geweckt.
So wie ich ein Auto "führe",
Führerschein machen, kaufen, tanken, Ölwechsel, Reifendruck,... ab und zu putzen und zur Inspektion geben,
so kann ICH mit einem Lebewesen nicht umgehen, leider tun dies aber viel zu Viele und die Tiere, Meerschweinchen, Exoten,Pferde und auch Hunde beliebiger Rasse, haben diese Suppe dann auszulöffeln.
Irgend wie müßten die Leute bei der Anschaffung eines beliebigen Tiweres wenigstens verpflichtet werden lebenslänglich Unterhalt bezahlen zu müssen, wenn sie Tiere "umständehalber" abgeben.

Mit der Anschaffung eines Tieres gehe ich als Mensch eine lebenslängliche Partnerschaft zu einem Wesen ein,
das ohne mich nichts ist.

Ganz altmodisch konservativ ausgedrückt:
..." in guten und in schlechten Tagen, bis daß der Tod Euch scheidet !", doch das Tier kann sich noch nicht einmal scheiden lassen, ist mir als Mensch völlig ausgeliefert.

Heute gibt es mehr Argumente dagegen als dafür, auf dieser Basis eine Beziehung zu einem Menschen einzugehen.
Wie soll es dann bei einer artübergreifende Beziehung besser funktionieren ?

liebe Grüße
Shiva

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