extremes Verhalten

Biggi

Super Knochen
ich weiß nicht genau wie ich den Titel hätte schreiben sollen.
Aber ich hab jetzt die Berichte über die beißwütigen Hunde gelesen. Und da ist mir etwas eingefallen, was ich mal bei Leni beobachtet hab: ich hab im Haus mit ihr geschimpft. Daraufhin hat sich Gerhard eingemischt. Es kam zu einem kleinen Streit und meine Stimme wurde lauter. Leni war echt fustriert. ich hab sie dann in den Garten gelassen und sie ist voll Streß (oder was das war) herumgefetzt und hat einen Ast vom Flieder runtergerissen.
Und deswegen denk ich mir, das (meistens) irgend etwas vor solchen Angriffen vorher vorgefallen sein muß. Etwas, das dem Hund Streß verursacht hat und er ihn abbauen mußte. Egal wo und bei wem. Wenn dann da ein Kind steht und vielleicht auch noch laut ist, dann kann es eben zu solchen Angriffen kommen.
Ich finde man sollte deswegen immer vor dem Fortgehen schauen, ob alles ok ist, Hund streßfrei ist und vielleicht auch ihm vorher zeigen (durch tätscheln) das alles in Ordnung ist. So Sitationen können auch jederzeit mit dem eigenen Hund passieren. Wir können leider in diese Hundeköpfe nicht reinschauen.
Aber man sollte sich viel mehr mit dem Hund abgeben. Ihn beobachten und nicht nur "Gassi gehen" und knuddeln, Sport betreiben und das wars. Es gibt noch andere Seiten vom Hund. Und auf die sollte man ganz besonders achten.
Ist natürlich auf niemanden von diesem Forum bezogen. Ich sag das nur allgemein.
Das ist halt das, was ich mir so denk.

Liebe Grüße Biggi und Leni
 
Grüß dich Biggi,

Turid Rugaas, Norwegische Hundetrainerin (Beschreibt Calming Signals bei Hunden), bestättigt in ihren Seminaren deine Beobachtung.

Turid Rugaas erklärt den Zusammenhang zwischen Stress - Hormonausschüttung - Auswirkung auf Verhalten des Hundes folgendermaßen:

Streß bewirkt unter anderem, dass im Körper das Hormon Adrenalin produziert wird.
(Abbau dauert 2 - 6 Stunden)
Dadurch werden einige Körperfunktionen angeregt z. B.
=> Stoffwechsel wird beeinflußt (vermehrtes Harnen, weicher Stuhl, ......)
=> Kreislauf und Atmung verändern sich
=> Produktion weiterer Hormone wird angeregt, z.B Cortison, Cortisol
- diese beiden haben den Maximalwert nach mehr als 12 Stunden erreicht​
- der vollständige Abbau ist erst nach 4 - 6 TAGEN!!!!​

Tiere verhalten sich anders mit einem erhöhten Hormonspiegel,
vorallem die Reizschwelle und die Belastbarkeit ist reduziert.

Der Hund befindet sich in einem Ausnahmezustand.
Jeder weitere Stress erhöht den Hormonspiegel und verzögert den Abbauprozeß.

In Norwegen gibt es eine Gruppe, die in der Regel Hunde vor dem behördlich angeordneten Einschläfern untersuchen.
Turid Rugaas gibt an, dass in den meisten Fällen in der Zeit der letzten 2 Tage für das auffällige Tier eine starke Belastung zu erkennen ist.
Durch diese Erkenntnisse, ist es möglich eine gezielte Beratung aufzubauen.

lg
Herbst
 
mir ist es eben deswegen aufgefallen, weil Leni überhaupt kein Zornpinkel ist. Aber ganz einfach damals nicht wußte, wie sie den Streß abbauen soll.
Ich hab ja das Buch und das Video von Tuurid, aber nur über Calming Signals und diese Signals beherrscht Leni super.

Aber ich glaub, das die Hunde heutzutage viel mehr Streß ausgesetzt sind. Ich merk es ja immer wieder. Oft kommen die Hunde gar nicht zur Ruhe vor lauter Spielen und Sporteln etc.
Ich kann mich erinnern, als ich meinen ersten Hund hatte. Mit dem hab ich natürlich auch gespielt, Unterordnung gemacht etc. Aber wir habens alleine gemacht. Da war kein Konkurenzkampf dabei.
Irgend was wird manchmal falsch gemacht. Vielleicht gehen wir auch manchmal zu schroff mit dem Wuffis um. Wir wollen ja, das sie PERFEKT sind und verlangen vielleicht manchmal wirklich zu viel.
Ich weiß es nicht.

Lg Biggi und Leni
 
Status-Symbol Hund

Grüß dich Biggi!

Ich geb dir recht, Hunde sind sehr vielen Eindrücken ausgesetzt.
Hunde werden als Status-Symbol herumgereicht. Das könnte einer der Gründe sein, dass Besitzer versuchen alles richtig zu machen.
Ich kann mir vorstellen, dass der gesellschaftliche Druck wegen möglicher Rückschlüsse vom Verhalten des Hundes auf das Wesen des Besitzers ein Antrieb für ergeizige Übungseinheiten sein kann. Leistung hat halt auch in die Freizeit ihren Einzug gehalten.
Ich bin immer wieder erfreut, wenn ich eine gemütliche Mensch-Hunde-Beziehung beobachten kann. Ein Trend vergeht, wenn die Mode sich weiterentwickelt hat. Ein guter Freund für die Freizeit bleibt immer.

Viel Spass mit Leni

Herbst
 
Danke für diese tolle Aufklärung lieber Herbst! Etwas was ich noch nicht wirklich wußte. Solche Fachwissen-Erkenntnisse lese ich besonders gerne!! :)
 
AW: Status-Symbol Hund

Herbst schrieb:
Grüß dich Biggi!

Ich geb dir recht, Hunde sind sehr vielen Eindrücken ausgesetzt.
Hunde werden als Status-Symbol herumgereicht. Das könnte einer der Gründe sein, dass Besitzer versuchen alles richtig zu machen.
Ich kann mir vorstellen, dass der gesellschaftliche Druck wegen möglicher Rückschlüsse vom Verhalten des Hundes auf das Wesen des Besitzers ein Antrieb für ergeizige Übungseinheiten sein kann. Leistung hat halt auch in die Freizeit ihren Einzug gehalten.
Ich bin immer wieder erfreut, wenn ich eine gemütliche Mensch-Hunde-Beziehung beobachten kann. Ein Trend vergeht, wenn die Mode sich weiterentwickelt hat. Ein guter Freund für die Freizeit bleibt immer.

Viel Spass mit Leni

Herbst

Auch von uns ein von Herzen kommendes DANKE für deine kompetenten Kommentare! Besonders der letzte Satz ... hmmmm.... - der geht "eini"!!!

lg
Helga und Kiwi
 
Steßabbau

Hallo Biggi,

Deine Leni hat sich genau richtig verhalten:
Alle Lebewesen bauen Streß durch zwei Arten ab.
1. über Bewegung
2. über Kauen

Leni suchte sich gezielt einen Gegenstand zum Zerkauen aus, dieser durfte auch kein normales Spielzeug sein (zum Streßabbau werden neutrale Gegenstände gesucht). Nur wenn ein Hund in Streß-Situationen unkontrolliert in das Nächstgelegene (dann ist es ihm gleichgültig ob in Mensch, Tier, Holz usw.) hineinbeißt zeigt er Verhaltensauffälligkeiten.

Gruß
Wolf
 
Hallo Wolf,

eben und deswegen meine ich, das wenn oft Hunde unkontrolliert Menschen anfallen, das vorher irgendwas Streßiges passiert sein könnte. Und da ja dann natürlich geschrien wird, streßt das den Hund noch mehr.
Oft ist es auch bei Hunden so, die ihresgleichen anfallen. Diese Hunde sind , so glaub ich halt (muß ja nicht immer so sein) nicht genügend ausgelastet.
Aber nicht in dem Sinn von Ausgelastet mit Spielen oder Agility oder sonst was. Sondern ausgelastet im Wesen und Entfaltung. Das klingt jetzt vielleicht ein bisserl verwirrend und hochgestochen, aber ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll.
Mein erster Hund (Border Mix) war ein leidenschaftlicher Rangler. Nicht richtig raufen, sondern, er hatte Spaß am Catchen. Ist nie was passiert und auch er wurde in 12 Jahren nie gebissen.
Meine vorige Hündin war ein Lamperl. Der wäre so was nie eingefallen. Und auch sie wurde nie gebissen oder sonst was.
Leni wurde mit 6 Monaten von einer Hündin gebissen, aber da war ich teilweise schuld. Und trotzdem ist sie vom Raufen oder mobben weit entfernt und geht jedem Streit sofort aus dem Weg.
Was ich damit sagen will, ist, das meine Hunde ein ruhiges ausgeglichenes Leben hatten und haben. Ohne Streß oder extreme Anforderungen.
Ich bin sehr für Sport für Hunde (Leni mags leider nicht), nur sollte das mehr dem Hund Spaß machen als den Besitzern. Und ich hab schon des öfteren gesehen, das die Hunde manchmal direkt dazu gezwungen werden nochmals über einen Parcour zu rennen, obwohl die Konzentration und der Spaß gar nicht mehr da sind. Und das ist meiner Meinung nach, dann eine Streßsituation für den Hund. Er kann sich ja nicht dagegen wehren.
Oje, jetzt ists lang geworden, aber streichen mag ich auch nix :)

Lg Biggi und Leni
 
Artgerechte Beschäftigung

Hi Biggi,

"eben und deswegen meine ich, das wenn oft Hunde unkontrolliert Menschen anfallen, das vorher irgendwas Streßiges passiert sein könnte. Und da ja dann natürlich geschrien wird, streßt das den Hund noch mehr.
Oft ist es auch bei Hunden so, die ihresgleichen anfallen. Diese Hunde sind , so glaub ich halt (muß ja nicht immer so sein) nicht genügend ausgelastet.
Aber nicht in dem Sinn von Ausgelastet mit Spielen oder Agility oder sonst was. Sondern ausgelastet im Wesen und Entfaltung. Das klingt jetzt vielleicht ein bisserl verwirrend und hochgestochen, aber ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll"

Das klingt für mich überhaupt nicht verwirrend - sondern recht sinnvoll.
Die meisten Hunde sind überhaupt nicht artgerecht ausgelastet.
Artgerecht bedeutet nicht, dass der Hund seine 2 Stunden täglich "gassigeht" und / oder mit anderen herumtoben darf.
Artgerecht bedeutet, dass er - je nach Hunderasse - ausgelastet wird und zwar so, dass er nicht nur körperlich müde ist, sondern sich auch hirnmäßig so richtig ausgepowert hat. Nasenarbeit ist z.B. für alle Hunde sehr anstrengend - nur sind einige mehr, andere Rassen weniger davon begeistert. Dafür sind Hunderassen wie die Apportierer bzw. Stöberer von Dummyarbeit begeistert, wenn dies richtig aufgebaut wurde.
Jeder Hundehalter sollte sich Gedanken darüber machen, für was sein Hund früher gezüchtet und eingesetzt wurde, dann sind die artgerechten Beschäftigungsmöglichkeiten auch leicht zu finden. Bei Mischlingen muss halt erst mal ausgetestet werden, welche Eigenschaften vorherrschend sind - oftmals ganz andere, als von phänotypischen Erscheinungsbild.
Zufriedene Hunde rasten niemals derart aus, dass sie anderen Hunden bzw. Menschen gefährlich werden.

Viele Grüße
Wolf
 
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