juka
Super Knochen
Servus alle miteinander!
Da ich sehr gerne Geschichten über selbst Erlebtes mit Tieren schreibe (habe schon ein kleines Büchel verfaßt) und annehme, dass es unter Euch auch viele gibt, die auch gerne schreiben, möchte ich diesen Thread eröffnen. Sollte es schon einen diesbezüglichen geben, verzeiht bitte.
Die folgende Geschichte, die ich als Kind vor 51 Jahren erlebte, ist mir so sehr im Gedächtnis geblieben, dass es gestern hätte sein können.... immer wieder sehe ich die Augen des Hundes vor mir....
Ich kam also von der Schule nachhause und fand ein riesiges schwarzes Etwas vor, das sich so gebärdete, als wäre es schon immer Mitglied unserer Familie gewesen. Der Funke zwischen Sitta und mir sprang sofort über. In ihr erwachte der mütterliche Beschützerinstinkt, in mir das Urvertrauen, dass ich nun vor nichts und niemand mehr Angst zu haben brauchte.
Eines schönen Wochenendtages fuhren meine Eltern mit dem Rest der Familie in die Neunkirchner Allee zwecks Befriedigung des übermäßigen Bewegungsdranges von Kind und Hund. Sitta verschwand plötzlich im Föhrenwald. Wir wußten vorerst nicht, dass sie diesen Drang bei einer Jagd nach einem Hasen auslebte, bis sie nach einiger, für uns banger Zeit mit blutverschmierter Schnauze zurück kam. Die folgende Standpauke überhörte sie geflissentlich. Hunde können ja ab und zu an plötzlicher Taubheit leiden...
Am Ende dieses glimpflich verlaufenen Nachmittags - schließlich hätte dem Hund ja nicht nur ein Hase, sondern auch ein Jäger vor die Schnauze laufen können - beschlossen wir, den Tag bei einer guten Jause in einem nahe gelegenen Gasthaus ausklingen zu lassen. Da es warm war, saßen wir im Freien, Sitta lag halb unter dem Tisch und war von ihrem jagdlichen Erfolg sichtlich müde.
Eine Frau betrat den Gastgarten, von der äußeren Erscheinung her als "Dame" zu bezeichnen - um nicht zu sagen, sie war etwas aufgetakelt. Sie ging bei unserem Tisch vorbei, stutzte, drehte sich um, kam zurück, schaute auf den Boden und sagte: "Der Hund sieht aus wie meine Sitta!" Der Hund rührte sich nicht. Meiner Mutter gefror sichtbar vor Wut das Blut in den Adern, sie wurde nämlich leichenblass - schien dies doch jene "Dame" zu sein, die die alte Hündin samt Jungen ins Tierheim abgeschoben hatte. Eigenartigerweise zügelte ich - ob es wohl Instinkt war? - meinen kindlichen Stolz und platze nicht mit den Worten heraus, die ich mir dachte, nämlich dass dieser Hund Sitta ist.
Wenn es um Unrecht ging, das an Tieren begangen wurde, konnte meine Mutter zur Berserkerin werden. Sie hatte also sofort begriffen und antwortete unwirsch: "Das ist nicht Sitta. Und wie kommen Sie überhaupt darauf?" Der Hund rührte sich nicht. Die Antwort meiner Mutter hätte die Dame stutzig machen können, sie ging jedoch ob des rüden Tones meiner Mutter wortlos weiter.
Ich schaute zu dem Hund hinunter. Er lag noch immer regungslos da. Nur die Augen verfolgten die Dame, bis sie außer Sichtweite war. Und dann - dann hob Sitta ganz, ganz langsam, wie in Zeitlupe, ihren Kopf, sah meine Mutter mit einem Blick an, den ich nie im Leben vergessen werde. Es fehlte nur noch, dass sie zu sprechen begann: "Danke. Danke, dass du mich nicht verraten hast".
Manchmal träume ich noch heute von dieser "Szene" und sehe die Augen des Hundes vor mir, aus denen so viel Liebe und Dankbarkeit strahlte. (copyright by juka)
Da ich sehr gerne Geschichten über selbst Erlebtes mit Tieren schreibe (habe schon ein kleines Büchel verfaßt) und annehme, dass es unter Euch auch viele gibt, die auch gerne schreiben, möchte ich diesen Thread eröffnen. Sollte es schon einen diesbezüglichen geben, verzeiht bitte.
Die folgende Geschichte, die ich als Kind vor 51 Jahren erlebte, ist mir so sehr im Gedächtnis geblieben, dass es gestern hätte sein können.... immer wieder sehe ich die Augen des Hundes vor mir....
Sitta und die Dame
Als ich 7 Jahre alt war, holten meine Eltern aus dem Wiener Tierschutzhaus eine - welch ein Zufall! - 7jährige reinrassige Riesenschnauzerhündin, die von ihrer Vorbesitzerin, einer "Dame", wie sich die Pflegerin damals ausdrückte, samt ihren fünf Jungen mit dem Hinweis abgegeben wurde, sie könne und wolle weder für die Jungen noch weiterhin für die Mutterhündin sorgen. Was das Abschieben eines 7jährigen Hundes, dem es bis dahin nicht schlecht ging, ins Heim bedeutet, brauche ich nicht weiter zu erläutern. Die Jungen fanden einen Platz, übrig blieb die alte Hündin.Ich kam also von der Schule nachhause und fand ein riesiges schwarzes Etwas vor, das sich so gebärdete, als wäre es schon immer Mitglied unserer Familie gewesen. Der Funke zwischen Sitta und mir sprang sofort über. In ihr erwachte der mütterliche Beschützerinstinkt, in mir das Urvertrauen, dass ich nun vor nichts und niemand mehr Angst zu haben brauchte.
Eines schönen Wochenendtages fuhren meine Eltern mit dem Rest der Familie in die Neunkirchner Allee zwecks Befriedigung des übermäßigen Bewegungsdranges von Kind und Hund. Sitta verschwand plötzlich im Föhrenwald. Wir wußten vorerst nicht, dass sie diesen Drang bei einer Jagd nach einem Hasen auslebte, bis sie nach einiger, für uns banger Zeit mit blutverschmierter Schnauze zurück kam. Die folgende Standpauke überhörte sie geflissentlich. Hunde können ja ab und zu an plötzlicher Taubheit leiden...
Am Ende dieses glimpflich verlaufenen Nachmittags - schließlich hätte dem Hund ja nicht nur ein Hase, sondern auch ein Jäger vor die Schnauze laufen können - beschlossen wir, den Tag bei einer guten Jause in einem nahe gelegenen Gasthaus ausklingen zu lassen. Da es warm war, saßen wir im Freien, Sitta lag halb unter dem Tisch und war von ihrem jagdlichen Erfolg sichtlich müde.
Eine Frau betrat den Gastgarten, von der äußeren Erscheinung her als "Dame" zu bezeichnen - um nicht zu sagen, sie war etwas aufgetakelt. Sie ging bei unserem Tisch vorbei, stutzte, drehte sich um, kam zurück, schaute auf den Boden und sagte: "Der Hund sieht aus wie meine Sitta!" Der Hund rührte sich nicht. Meiner Mutter gefror sichtbar vor Wut das Blut in den Adern, sie wurde nämlich leichenblass - schien dies doch jene "Dame" zu sein, die die alte Hündin samt Jungen ins Tierheim abgeschoben hatte. Eigenartigerweise zügelte ich - ob es wohl Instinkt war? - meinen kindlichen Stolz und platze nicht mit den Worten heraus, die ich mir dachte, nämlich dass dieser Hund Sitta ist.
Wenn es um Unrecht ging, das an Tieren begangen wurde, konnte meine Mutter zur Berserkerin werden. Sie hatte also sofort begriffen und antwortete unwirsch: "Das ist nicht Sitta. Und wie kommen Sie überhaupt darauf?" Der Hund rührte sich nicht. Die Antwort meiner Mutter hätte die Dame stutzig machen können, sie ging jedoch ob des rüden Tones meiner Mutter wortlos weiter.
Ich schaute zu dem Hund hinunter. Er lag noch immer regungslos da. Nur die Augen verfolgten die Dame, bis sie außer Sichtweite war. Und dann - dann hob Sitta ganz, ganz langsam, wie in Zeitlupe, ihren Kopf, sah meine Mutter mit einem Blick an, den ich nie im Leben vergessen werde. Es fehlte nur noch, dass sie zu sprechen begann: "Danke. Danke, dass du mich nicht verraten hast".
Manchmal träume ich noch heute von dieser "Szene" und sehe die Augen des Hundes vor mir, aus denen so viel Liebe und Dankbarkeit strahlte. (copyright by juka)
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