Eine Weihnachtsgeschichte

I

Irish

Guest
Der Nachthimmel. Drei Kamele, Silhouetten vor
den hellen Sternen am mondlosen Firmament,
ziehen langsam über den Horizont. Ein Stern führt
sie gen Bethlehem. Die drei Weisen reiten durch
das Tor der schlafenden Stadt und weiter durch
die menschenleeren Straßen. Ein Hund knurrt sie
an. Sie nähern sich einem erleuchteten Stall; Licht
strömt ihnen entgegen. Sie sitzen ab, treten ein
und finden die typische Szene vor, mit einem
Kindlein, in einer roh gezimmerten Krippe auf Stroh
gebettet, und geduldig herumstehenden Tieren.
Die Mutter döst neben dem Kind. Plötzlich schreckt
sie aus ihrem Nickerchen, sieht die Weisen,
kreischt auf und fällt rücklings von ihrem Stroh-
haufen herunter. Blitzschnell hat sie sich wieder
aufgerappelt und blickt die drei argwöhnisch an.
Sie ist eine Schreckschraube.

Mandy: Huch! Wer seid ihr?
Erster Weiser: Wir sind die heiligen drei Könige.
Mandy: Waas?
Zweiter Weiser: Wir sind drei Weise aus dem
Morgenland.
Mandy: Und dann schleicht ihr morgens um zwei in
einem Kuhstall herum als hättet ihr nichts besseres
zu tun? Was soll denn daran weise sein?
Mandy: Verschwindet und preist irgendein anderes
Gör.
Erster Weiser: Wir folgten einem Stern.
Mandy: Sternhagelvoll seid ihr. Verpißt Euch!
Zweiter Weiser: Nein wir müssen ihn sehen. Wir
haben Geschenke mitgebracht.
Mandy: Waas?
Dritter Weiser: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Mandy macht eine aalglatte Wende.

Mandy: Soo? Das hätten Sie aber auch gleich sagen
können. Er liegt da drüben. Entschuldigen Sie, aber
ch bin noch nicht zum Aufräumen gekommen.
Sagen Sie mal, was ist denn Myrrhe für ein Zeug?
Erster Weiser: Das ist ein wertvoller Balsam.
Mandy: Ein Balsam? Ich will nicht hoffen, daß das
was ansteckendes ist, euer Balsam.
Zweiter Weiser: Was?
Mandy: Keuchhusten und Masern kenn ich, aber
Balsam klingt gefährlich.
Erster Weiser: Das ist es nicht.
Mandy: Ich hörte von Bazillen, die Fühler haben
und beißen.
Erster Weiser: Nein nein nein. Es ist eine Salbe.
Mandy: Ich glaube, ich habe von so'ner Krankheit
gehört. Oder habe ich das nur geträumt? So. Ihr
seid also Astrologen, wie? Also was ist er?
Dritter Weiser: Hmm?
Mandy: Was für'n Tierkreiszeichen er ist.
Zweiter Weiser: mn, Steinbock
Mandy: Aha. Steinbock. Ahmmm. Wie sind die so?
Dritter Weiser: Oh, er ist der Sohn Gottes -
unser Messias.
Erster Weiser: König der Juden.
Mandy: Sind alle Steinböcke Könige?
Zweiter Weiser: Nein nein nein nein. Das ist nur er.
Mandy: Ach so. Ich meinte ja nur, weil es jede Menge
Steinböcke gibt.

Dritter Weiser: Welchen Namen soll er einmal tragen?
Mandy: hm. Brian.
Die drei Weisen: Wir beten dich an, oh Brian, der du
der Herr über uns alle bist. Gelobet seiest du, Brian,
und der gütige Herr unser Vater. Amen.
Mandy: Macht ihr sowas öfter?
Dritter Weiser: Was?
Mandy: Na dieses Preisen.
Erster Weiser: Nein nein.
Mandy: Na gut. Wenn Sie mal wieder hier in der Ge-
gend sind, können Sie ja auf'n Sprung vorbeikom-
men. Und vielen Dank für das Gold und den Weih-
rauch, ja? Aber dieses Myrrhe-Zeug, das könnt ihr
Euch das nächste Mal in die Haare schmieren. Also
Shalom dann. Tschüß. Servus. Ciao.
Mandy (zu Brian): Wer sagt´s denn? Die waren doch
ganz nett, die Jungs. Total bescheuert, aber naja...
trotzdem. Sieh dir das nur an...

Im Hintergrund sehen wir die drei Weisen vor einer
Tür innehalten, wo sie in ein sanftes Strahlen ge-
taucht werden. Sie sehen einander an, beraten sich,
um dann wieder hereinzustürzen, Mandy die Ge-
schenke wegzugrapschen und sich wieder davonzu-
machen, wobei sie Mandy über den Haufen rennen.
Mandy: Hey! Hey! Geschenkt ist geschenkt. Wieder-
holen ist gestohlen.

Schnitt zurück nach draußen, auf die Straße nach
Bethlehem. Die drei Weisen treten aus dem Stall und
in ein sanftes Licht. Sie blicken in die Richtung, aus
der das Licht erstrahlt, und ein Schwenk enthüllt uns
die archetypische Krippenszene mit Maria, Joseph
und dem Jesuskind. Die drei Weisen treten ins Bild
und fallen auf die Knie. Schnitt zurück zu Mandy und
ihrem Gör. Es brüllt. Mandy scheuert ihm eine.

Aus: Das Leben des Brian von Monty Phyton
 
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