Der Tsunami Witz

Pitzelpatz

Super Knochen
Der Tsunami-Witz

Natürlich bieten Katastrophen wie die Flutwelle in Südostasien keinerlei Grund zum Witzigsein. Was nach so einer Katastrophe so alles kommt, ist manchmal leider schon ein Witz.

Viele Menschen leisten Großartiges in diesen Tagen. Die großen Hilfsorganisationen, die sich gegen das erdrückende Elend stellen, die vielen kleinen privaten Initiativen, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten Not zu lindern versuchen. Die Spendenbereitschaft in allen Ländern und sozialen Schichten ist beeindruckend und auch den Hollywood und Popstars wollen wir glauben, dass sie nicht in teure Eigen-PR investieren, sondern von Herzen helfen wollen.

Aber auch die anderen Mechanismen menschlicher Verhaltensmuster kommen in Gang. Und so nimmt auch die Flutwelle den Weg aller irdischen Katastrophen und mündet irgendwo in Kommerz und merkwürdigem Humor.

Den ersten Lacher produzierten jene, die geglaubt haben, es würde besinnlichen Silvester geben. Da blieb keine Rakete am Boden, kein Fest und schon gar keine Megaparty ungefeiert. Die Kracher-Industrie hätte auch längst aufgeschrieen, wäre ihr das wichtigste Geschäft des Jahres von Toten verdorben worden.

Jede halbwegs ambitionierte Internetseite hat die Videos der hereinbrechenden Todeswelle den Usern zum Download bereitgestellt. Dass die Davonhetzenden nicht wie Moorhühner gejagt werden können, dürfte eher ein technisches Problem sein.

In Hollywood rauchen bestimmt schon die Köpfe, wie man das Thema würdigen könnte.

BBC hat wertvolle Vorarbeit geleistet. Der als seriös und wissenschaftlich verschriene englische öffentliche Sender bringt unter tapferer Hinnahme gesteigerter Einschaltquoten eine Dokumentation mit dem Titel "Mega-Tsunami". Darin wird, unter dem Motto "kann überall passieren" computeranimiert gezeigt, wie es aussieht wenn europäische Urlauberhochburgen wie etwa die Insel Rhodos überflutet werden. Perfekt und preisverdächtig gemacht. Aber wozu? War das echte Video schon zu fad? Was will man dem Urlauber, der seinem hartverdienten Aufenthalt am Meer entgegenhackelt damit sagen? Dass er gefälligst zu Hause bleiben soll, statt seine Familie aus Leichtsinn und Vergnügungssucht in Lebensgefahr zu bringen? Die Chance auf einer Autofahrt ins steirische Thermenland auf der Pack-Autobahn plattgemacht zu werden, ist immer noch um eine tausendfaches größer.

Auch das Dilemma der modernen Kabelfernsehen-Medienlandschaft zeigt sich wie gehabt. Wochenlang tägliche, stundenlange Sonderberichte. So zynisch das klingen mag, aber auch die größte Katastrophe gibt das nicht her. Irgendwann, und zwar relativ bald, sind alle Fakten erzählt, alle Perspektiven eingenommen und alle Experten gefragt. Was dann folgt ist Katastrophen-Entertainment und die Statements im 44. Sonderbericht des hintersten Kabelsenders kommen irgendwann von Lothar Mattheus und Verona Feldbusch.

Und irgendwann kommt auch er. So wie die nächste Katastrophe irgendwann, irgendwo auf der Welt kommt, so unabwendbar kommt auch er auf uns zu.

Der erste Tsunami-Witz. So in der Art von:..was macht ein Steirer wenn ein Tsunami kommt... oder:..was ist der Unterschied zwischen Tsunami und Tzaziki.Er wird kommen. So sicher wie Judenwitze und Bin Laden Wortspielchen.


Quelle: Münchhausen.at

Traurig..aber wahr.
 
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