Der große Fehler vieler Tierfreunde

Ore-sama

Gesperrt
Super Knochen
Mir fällt immer wieder bei Tierfreunden ein Phänomen auf, das man vielleicht als Masochismus bezeichnen kann: sie können es nicht lassen, sich Bilder, Filme und Berichte über Tierquälerei reinzuziehen und sich dann gegenseitig mit entsetzten Reaktionen zu überbieten, als wäre es ein Wettbewerb: wer kann sich als schockiertester und damit bester Tierfreund rüberbringen?

Videos und Bilder von grausam zu Tode gequälten Kätzchen, Hunde, die totgeprügelt werden, angezündete Kaninchen.

Ich sage mal, es gibt 2 Arten von Tierquälerei: die, die man durch beispielsweise Boykott der daraus gewonnenen Produkte VIELLEICHT bekämpfen kann weil es eben um Geld und Handel dabei geht und dann aber die, die rein aus Spaß von Verrückten begangen wird - gegen die man NICHTS tun kann, schon gar nicht, wenn diejenigen in China oder sonstwo unerreichbar oder in einer anderen Gesetzgebung/Kultur leben. Wenn es im eigenen Land passiert, kann man vielleicht versuchen, die Behörden drauf aufmerksam zu machen, aber das wars auch schon.
Dass man die als erstes erwähnte Form von Tierquälerei, also die Gewinngerichtete, verbreitet und so Aufklärung und Boykott betreibt - gut. Das kann was nützen.

Aber die zweite Form? Was bringt es, die zu verbreiten? 2 Dinge: Trauma für die Betrachter, ein Grinsen für die Erschaffer. MEHR NICHT. Ich frag mich, was manche sich sowas auch noch bis zum Ende angucken, also ich schon lange nicht mehr. Was bringt es irgendwem, wenn ich mir ansehe, wie ein Kätzchen in Stücke gerissen wird? Ich sag euch, was es mir gebracht hat, als ich das letzte!! Mal so dumm war: seit Monaten überleg ich, es mir bei einem Hypnosespezialisten aus dem Gedächtnis löschen zu lassen, denn das gesehen zu haben, ermöglicht mir nicht, eine weitere solche Gräueltat zu verhindern, also warum sollte ich mir das reinziehen? Auch das Kätzchen im nichtexistenten Katzenhimmel freut sich nicht, dass andere sein Leid sehen und einen Schock fürs Leben davontragen.
Das einzige, was es gebracht hat, das noch zu verbreiten, ist ein Mordsspaß für den Täter, denn der hat jetzt alle Aufmerksamkeit, alle schreien, weinen und zittern wegen ihm. Super :) /sarcasm

Wirklich, oft hab ich das Gefühl, dass manche Tierquälerei brauchen (zum ansehen, nicht selber praktizieren), um sich einen Emotionskick oder so zu holen oder um sich daran zu erinnern, dass sie bessere Menschen sind (wer dazu ne Erinnerung braucht, kann sich eh wegschmeißen). Warum sonst zieht man sich sowas noch rein? Manche scheinen sich echt auf masochistische Weise an sowas zu ergötzen oder wenigstens mal wieder Schmerz abzulassen und lachen im selben Atemzug über Ritzer. Also, wenn ich mal wieder richtig mitfiebern will, guck ich nen Film. Da is wenigstens alles nicht echt und keiner kam wirklich zu Schaden.

Kurz: Tierfreunde, die bei sowas sofort alles stehen und liegen lassen, um sich zu entsetzen und es nur möglichst schnell berühmt zu machen, SIND DER NÄHRBODEN UND DIE BELOHNUNG FÜR DERARTIGE GRAUSAMKEITEN UND DER HAUPTGRUND, WARUM SIE NICHT ENDEN!!!

Überlegt mal, warum sowas auf Video oder Fotos landet, anstatt dass diese Leute ihre Perversionen einfach für sich behalten... nicht das Leid der Tiere geilt sie auf, EUER MITLEID!!


Also wenn nochmal jemand eine sinnlose Grausamkeit entdeckt und die Gesetzgebung des Ursprungslandes kennt, an die Behörden weiterleiten und hoffen, dass die was tun können und DAS IST ALLES WAS IHR TUN KÖNNT.
 
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Gut gebrüllt, Löwe! Eine gute Bekannte von mir ist immer ganz verschnupft, wenn ich ihr sage, dass ich ihre Kettenmails mit Bildern von Tierquälereien aus Asien etc. gar nicht erst öffne. Nicht, weil ich tierfeindlich oder hartherzig bin, sondern weil ich diese Sucht nach Grausamkeiten nicht teile. Dasselbe gilt für die Diskussionen um Kindersoldaten in Afrika, und so weiter.

Ich unterstütze Institutionen, die sich im Kampf gegen diese Missstände engagieren, mehr kann ich nciht tun. Das fassungslose Anglotzen grausamer Bilder ändert daran nichts. Anders ist die Lage, wenn sich z.B. rausstellt, dass der harmlose Schuppen in der Nachbarschaft tatsächlich eine Legebatterie, mit alle den damit verbundenen Quälereien ist. Dagegen kann ich einen Beitrag leisten, das interessiert mich sehr wohl.

Marcus
 
Kann Dir nur beipflichten. Aber die Beweggründe, warum man sich so etwas anschaut, sind vielschichtig. Man hat ja auch immer im Hinterkopf, dass man die Augen vor dem Elend nicht verschließen darf. Und man lernt, zu welchem Grausamkeiten unsere Spezies eigentlich fähig ist.
Aber wie gesagt, Du hast Recht, wenn einem sowieso die Hände gebunden sind, verkommt man mit diesen Videos sehr schnell zur geistigen Müllkippe.

Mittlerweile geht es mir mit Filmen aber ähnlich. Woran liegt es, dass wir von Gewalt und Gewaltverherrlichung dermaßen fasziniert sind? Weil es ein "Urinstinkt" des Menschen ist, den wir nicht mehr oder nur sehr beschränkt ausleben dürfen, weil die gesellschaftlichen Normen das so vorsehen?
Wenn ich kurz Revue passieren lasse, was ich schon alles an Gewalt an Menschen und Tieren gesehen habe, wird mir schlecht. Manche Bilder bekomme ich auch nicht mehr aus dem Kopf (ich sag nur: Vergewaltigungsszene in "irreversible" -> http://www.dvd-forum.at/2129/film_review_detail.htm) und sie machen mir Angst. Und doch besteht die Faszination. Wie krank ist diese Welt eigentlich?

Eli Roth, der Regisseur von Hostel und Hostel 2, meint, dass man im Leben dauernd tough sein muss, Stärke beweisen. Dass man sich im Kino aber fürchten darf. Und dass er eben aus einer idyllischen Umgebung kommt, und einfach die andere Seite zeigen wollte. Das ganze Interview: http://www.filmering.at/content/view/969/560/

Schon eine seltsame Welt in der wir leben...
 
Hall @ all,

und @ore-sama:

seit ich mir - bis zum Schluss - ohne Genuss aber mit viel Reue - das seit langer Zeit kursierende "chinese-fur-farms" von peta reingezogen habe, seitdem bin ich beim ansehen auch "vorsichtig".

Die Bilder gehen niemals mehr aus dem Kopf, der Schock sitzt tief - und ja ich denke viele wollen andere mit noch schlimmeren Bildern übertrumpfen.

Früher mal, dachte ich, ich muss der Wahrheit ins Auge blicken, muss wissen was los ist. Heute geb ich mir das auch nicht mehr, weil ich es nicht ansehen mag. Weil ich hier 15 Tiere habe, die auch Elend hinter sich haben, darauf konzentriert sich meine Kraft.

Früher mal, dachte ich, ich muss die Bilder wirken lassen um noch mehr tun zu müssen, aber heute weiss ich: ich tue und mache ohne Bilder auch, einfach weil es notwendig ist.

Und ja: ich weinte oft und war down, wenn ich Videos oder Bilder etc. sah, die mich dann verfolgten. Ich mach das kaum mehr, dass ich mir das ansehe und wenn leg ich mir vorher eine "Mauer" zu.

Diese Mauer - die emotionale - ist allerdings bei allen Menschen absolutes Muss, die länger und aktiv im Tierschutz tätig sind - nicht um gefühllos zu werden, sondern um mit Kraft und Energie weiter zu arbeiten und nicht emotional zu versinken. Emotionen sind wichtig, aber diese muss man grade bei solchen Dingen öfter Mal hinten an stellen, weil die wenigsten Tiere was davon haben, sondern nur von Handlungen, aktiv, passiv - wie auch immer.

Dass es überall Elend und Leiden gibt ist gewiss, ich persönlich möchte diese Bilder nicht jedesmal sehen.

Schön wäre: nicht nur die Schreckensmeldungen zu bringen, sondern auch die tollen Happy-End-Storys - aber die sind meist nicht so interessant.

Wie immer halt............................

lg
Tanja u Bande
 
das wissen um die greuel hat so manche tierschutzaktivität erst ins rollen gebracht und kann zb. produktkauf- und urlaubsentscheidungen beeinflussen.

inwieweit jeder helfen mag oder kann ist sehr individuell. bewusster umgang und wissen um diverse problematiken darf aber durchaus vom "reinziehen" diverser bilder unterschieden werden.
 
Diese Mauer - die emotionale - ist allerdings bei allen Menschen absolutes Muss, die länger und aktiv im Tierschutz tätig sind - nicht um gefühllos zu werden, sondern um mit Kraft und Energie weiter zu arbeiten und nicht emotional zu versinken. Emotionen sind wichtig, aber diese muss man grade bei solchen Dingen öfter Mal hinten an stellen, weil die wenigsten Tiere was davon haben, sondern nur von Handlungen, aktiv, passiv - wie auch immer.

*zustimm*

Ich weiß nicht, warum sich andere diese Videos und Bilder ansehen... aber ich kann dir sagen, warum ich es tue...

Ich möchte vor dem Grauen nicht die Augen verschließen... ich möchte WISSEN und mit eigenen Augen SEHEN was, wann, wo und wie passiert. Ich möchte es sehen um zu begreifen... Wenn jeder wegschaut und sagt: "Ich kann/will das nicht sehen".... wird sich auch nie etwas daran ändern.

Ich möchte das alle Leute die sich Kosmetika kaufen einige Videos über Tierversuche anschauen... Leute die sich unbedingt einen Nerz kaufen wollen sollten sich mal das Fur Farm Video ansehen... ich möchte dass jemand, der sagt solche Dinge passieren nicht, sich ein Video einer Tötungsstation unserer Nachbarn (Ungarn z.B.) anschaut....

Es gibt leider soviel Ignoranz und Unglaube, der meine Arbeit erschwert. Wenn man mir unterstellt es gäbe keine Tötungsstationen, die Tiere werden nicht bei lebendigem Leib gehäutet und die Kosmetikindustrie führt keine Tierversuche mehr durch... könnt ich kotzen... und außerhalb des Internets sind diese Meinungen und Ansichten ziemlich oft vertreten.

Sogar meine Großeltern haben erst an eine Tötungsstation geglaubt, als ich Thyson aus Ungarn mitgebracht hatte... vorher haben sie geglaubt ich will ihnen einen Bären aufbinden.

Daher möchte ich, dass solche Videos und Bilder weiterhin der Aufklärung dienen... Wenns niemand sieht, hört, weiß - wird sich auch niemals etwas ändern...
 
Nisi, das ist nicht die Form der Tierquälerei, die ich angesprochen hab. Ich meinte Tierquälerei, die mit Geld nichts zu tun hat und somit nicht boykottierbar ist. Da kann man ruhig die Augen verschließen, man kann nämlich nichts tun außer mitleiden - was keinem was nützt.
 
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