BARF bei eingeschränkter Nierenfunktion?

Giacomo

Super Knochen
Hallo liebe BARF-Experten!

Leider hat sich herausgestellt, dass mein ältester Rüde (Pudel-Spitz-Mix, 7,5 Jahre, kastriert seit April) relativ schlechte Nierenwerte hat. Ich mache mir darüber natürlich ziemliche Sorgen und möchte jetzt bei seiner Ernährung keine Fehler mehr machen. Bisher hat er verschiedene Sorten Trofu und eigentlich so ziemlich alles bekommen, was ihm schmeckt (Käse, getrocknete Lunge, Pansen, Ochsenziemer, Reis, Nudeln, Polenta etc.). Seit seiner Kastration schmeckt ihm sowieso alles. Er trinkt ganz normal - also weder besonders viel noch besonders wenig und macht auch einen gesunden Eindruck.

Kann mir bitte jemand sagen, ob eine Umstellung auf BARF in diesem Fall sinnvoll wäre und wenn ja, was ich ihm geben kann? Seit ein paar Tagen bekommt er Hühner- und Putenklein (mit Knochen) und Reiswaffeln (ungesalzen). Das schmeckt ihm und er verträgt es wunderbar. Gemüse mag er nicht - ich werde also mit Babyfutter von Hipp anfangen müssen. Welche Kräuter bzw. Zusätze soll ich ihm geben?

Ach ja, seine Werte: Harnstoff 83 mg, Kreatinin 1,6 mg, Kalium 5.6 mmol. Seine übrigen Blutwerte sind komplett in Ordnung.

Danke für Eure Hilfe
Gerda
 
...
Kann mir bitte jemand sagen, ob eine Umstellung auf BARF in diesem Fall sinnvoll wäre und wenn ja, was ich ihm geben kann? ...
Ich würde sagen: Ja, es ist sinnvoll, wenn du einige Details beachtest. Hier mal ein Anfang, vielleicht fällt ja sonst noch jemandem etwas zu der Problematik ein:

Diät bei Nierenschäden nach Ian Billinghurst

Das wichtigste Kriterium einer Diät für Hunde mit Nierenschäden ist,
dass die Nahrung wenig Eiweiss, wenig Phosphor und wenig Salz enthält.
Eine Nierendiät sollte keine kommerziell hergestellten Nahrungsmittel enthalten, weil in großen Mengen produzierte Futtermittel keine ganzen, rohen und natürlichen Bestandteile enthalten und alle einen sehr hohen Anteil von Getreide, Phosphor und Eiweiss enthalten.

Der Grund, warum eine Nierendiät kein Getreide enthalten sollte, ist weil Getreide im allgemeinen für Hunde biologisch nicht artgerecht ist. Sie enthalten viel Stärke (die Killer-Kohlenhydrate), viel Phosphor und ihr
Eiweiss wird schlecht verdaut und ist auch von schlechterer Qualität.

Nierendiäten müssen eiweissreduziert sein. Der Grad der Reduzierung ist
vom Grad der Nierenschwäche abhängig. Das Eiweiss muss weiter von
hoher Qualität sein. Um hohe Qualität von kleiner Menge zu erreichen,
sollen kleine Mengen von rohem Fleisch (Huhn, Rind usw.), Eier, Fisch
und Innereien wie Leber, Nieren, Hirn und Herz gefüttert werden. Es ist empfehlenswert, soviele Sorten wie möglich zu füttern.
Füttern Sie Leber aber nur wenig bei fortgeschrittenem Nierenschaden.

Wenn der Nierenschaden noch begrenzt ist, soll auch die
Eiweissreduzierung im Rahmen gehalten werden.
Im fortgeschrittenen Stadium muss das Eiweiss weiter reduziert werden.
Es ist hingegen wichtig, den Eiweissanteil so hoch wie möglich zu halten
in umgekehrter Relation zur Nierenerkrankung, um den Verlust von Körpermasse zu verhindern und das Immunsystem zu unterstützen.

Wenn das Problem nur klein ist, fahren Sie fort Knochen zu füttern,
weil der Vorteil bei weitem die Nachteile überwiegt. In fortgeschrittenen Fällen füttern Sie keine Knochen, um den Mineralgehalt der Nahrung zu senken.

Die Nierendiät muss einen hohen Fettanteil haben, besonders von den essentiellen Fettsäuren. Verwenden Sie das Fett von Eiern, Huhn und Leinsamenöl (Vorsicht: manche Hunde haben davon die Kratzerei
bekommen, können viele nicht vertragen).
Geben Sie ebenfalls Vitamin E, das das Ranzigwerden dieser Fette im
Körper verhindert.

Die Nierendiät enthält einen großen Anteil von rohem, püriertem,
frischem Gemüse. Sie muss ebenfalls leicht verdaulich sein und deshalb
ist die Zugabe von Verdauungsenzymen von Vorteil. (analog einer Bauchspeicheldrüsenerkrankung)

Der Nierenpatient erhält eine grosse Menge von wasserlöslichen
Vitaminen (C- und B-Komplex), weil jene durch die grosse
Urinausscheidung in grossen Mengen ausgeschieden werden.

Seealgenmehl darf wegen dem hohen Salzgehalt nicht gefüttert
werden und auch Lebertran ist wegen dem hohen Anteil an Vit. A nicht geeignet, ebenfalls abgeraten werden muss von Bierhefe wegen
dem hohen Eiweissgehalt.

Die Basis der Nierendiät besteht aus ¾ rohem, püriertem Gemüse
und ¼ rohen fleischigen Knochen (oder nur Fleisch bei fortgeschrittenen Fällen). Gut gehackt und gemischt mit dem Gemüse, dem Leinsamenöl,
den Vit. E, B und C. Nicht vergessen, bei fortgeschritten Nierenschäden keine Knochen!

Muster für eine Nierendiät:

- 3 kg rohe, pürierte Früchte und Gemüse
- 1 kg rohes, mageres, gehacktes Fleisch (Rind, Huhn, Lamm, ganze
Fische oder eine Mischung davon)
Ist die Nierenerkrankung im Anfangsstadium, wird dringend empfohlen,
mind. die Hälfte des Fleisches durch gehackte Hühnerhälse oder Flügel
zu ersetzen. Ansonsten mit 100 g Sesampaste ergänzen.

- 250 ml mageres Naturjoghurt
- 3 Eier (ganz mit Schale)
- 3-4 EL Leinsamenöl
- 250 gr. gehackte Leber, Niere, Herz, grünen Pansen, Hirn
- 3 Knoblauchzehen

Das übrige der Mischung, das nicht an einem Tag gefressen werden
kann, sollte tiefgefroren werden. Täglich die Vitamine B, C und E und
die Verdauungsenzyme daruntermischen.

Verschlechtert sich die Situation, muss die Fleischportion reduziert
werden.

Copyright: Ian Billinghurst
Im Übrigen würde ich persönlich die tägliche Futterration auf drei kleine Mahlzeiten aufteilen. Sagt mir jedenfalls mein Gefühl ... ;)
 
Hallo Namensvetterin,

da mein Timo auch schlechte Nierenwerte hatte (leider schon längere Zeit, ohne dass ein TA das ernst nahm), wurde mir vor einem Jahr die Billinghurst-Diät empfohlen. Habe sie für unseren Zweck abgewandelt, d.h. ich gebe 2/5 Fleisch und 3/5 Gemüse plus etwas Hunde-Reisflocken (und keine Verdauungsenzyme). Obst und Gemüse wollte er ursprünglich auch nicht, aber da es ganz fein faschiert und immer mit Honig und BECEL-Diätöl verbessert wird, liebt er jetzt seine Mahlzeiten :p . Knochen füttere ich wegen dem hohen Phosphorgehalt nicht mehr - hin und wieder gibt es eine Rinderkehle.
Nach 3 Monaten waren die Werte in Ordnung :D und wir bleiben bei diesem Menüplan.

Wenn Dich die Dät interessiert, kann ich sie Dir per PN schicken.

Gerda
 
Vielen Dank, ich werde gleich alles ausprobieren. In zwei Monaten haben wir einen Kontrolltermin bei unserer Tierärztin. Vielleicht hat sich dann schon etwas gebessert.

Noch eine Frage: was soll ich meinem Burschen zum Kauen geben? Kann ich getrocknete Ochsenziemer weiterhin füttern oder wären rohe Kalbsknochen (schön grauslich, wenn er die im Bett benagt) doch besser?
Kann ich als Leckerli selbstgemachtes (salzloses) Popcorn verwenden?

Oje, ich merk schon, mir wird noch allerhand einfallen. Naja, ganz wichtig war für mich zu erfahren, dass ich nicht das grausliche Diätfutter von Eukanuba und Co. füttern muss - das hätte ich echt nicht geschafft!

Danke!
Gerda
O
 
Was Leckerli betrifft, kann dir vielleicht deine Namensvetterin ;) mit ihrer Erfahrung weiter helfen.
Mir ist noch ein Futterzusatz eingefallen, der sich bei nierenkranken Hunden und Katzen bisher recht gut bewährt hat.

Noch ein allgemeiner Tipp:
Falls Hund (oder Katz) im Zusammenhang mit einer Nierenerkrankung an Übelkeit und Durchfällen leiden sollte, wäre noch Rotulmenrinde in Pulverform empfehlenswert :
1 gehäufter Teelöffel Pulver auf eine Tasse Wasser - aufkochen und etwas einkochen lassen, bis die Flüssigkeit sirupartig ist.
Der Sirup wird im Akutfall 4 mal tägl. (etwa 1 - 2 EL, je nach KG des Hundes) verabreicht. Er bewirkt eine Besserung/Linderung von Übelkeit und Durchfällen, und man kann oft lange auf Medikamente verzichten. :)

Und noch eine letzte Frage: Wurden auch die Schilddrüsenwerte bei deinem Wauz untersucht? ;)
 
Käse würd ich schonmal weglassen, bzw. nur cottage cheese nehmen bei Nierenproblemen;)
 
@Salinoa
Ja, Schilddrüsenwerte sind vollkommen ok. Ich bin ja eigentlich deshalb zur Blutabnahme gegangen weil ich was in die Richtung vermutet habe. Giacomo schuppt ein bisschen am ganzen Körper obwohl das Fell schön glänzt und er hat in letzter Zeit auch zugenommen (hängt aber offenbar nur mit der Kastration zusammen).

Jedenfalls habe ich heute für ihn eingekauft: Beinfleisch (zum Kauen), Hühnerhälse, Hühnerrücken, Rindsgulaschfleisch, Hipp Gemüseallerlei, Alete Bio-Babykarotten, Reis, ungeschälte Leinsamen, Bio Cottagecheese (@ elBernado: danke für den Tipp - Emmentaler & Co. sind wahrscheinlich zu salzig). Ich habe nur Bio-Sachen für Menschen gekauft weil das bei einem 8 kg Hund eh nicht so teuer ist.

Ausserdem bekommt er seit einem Monat Vitamin-Tabletten (ich weiss jetzt nicht, wie sie heissen, sind von Pfizer für ein schönes Fell mit viel Vit.A, B, E und essentiellen Fettsäuren).
Wegen der Kräuter mache ich mich noch auf die Suche bei Pahema oder so. Könnt Ihr mir sagen, was ich als Grundausstattung sonst noch unbedingt brauche?

Bringt es was, wenn ich ihm ein bisschen Milch ins Wasser gebe damit er mehr trinkt?

Heute ist mein Kleiner nach drei Stück Hühnerrücken aber schon total satt - Gemüse frisst er sicher keines mehr. Gibts eben morgen nur Gemüse und evtl. Reis. Wäre das Eurer Meinung nach ok?

Danke für Eure Hilfe
Gerda
 
Hallo Gerda,
mein früherer Hund bekam auf seine alten Tage Nierenprobleme. Damals habe ich noch nicht gebarft, ließ mir aber von der Tierhochschule Hannover eine Nierendiät zum Selber Kochen für ihn zusammen stellen. Wenn ich mich recht erinnere, sollte er keinen Reis kriegen, da die TA mir sagte, dass Reis verhältnismäßig viel Phosphor enthält....
Ulrike
 
Hallo Gerda,
mein früherer Hund bekam auf seine alten Tage Nierenprobleme. Damals habe ich noch nicht gebarft, ließ mir aber von der Tierhochschule Hannover eine Nierendiät zum Selber Kochen für ihn zusammen stellen. Wenn ich mich recht erinnere, sollte er keinen Reis kriegen, da die TA mir sagte, dass Reis verhältnismäßig viel Phosphor enthält....
Ulrike
Hallo Ulrike,

Oje - die Reiswaffeln habe ich ihm gerne als Leckerli gegeben weil ich mir dachte, damit könnte ich Kalorien sparen. Wie schauts eigentlich mit Kartoffeln oder Mais (als Popcorn) aus?

Hast Du bei Deinem Hund die Probleme in den Griff bekommen?

Gerda
 
Hallo Gerda,
ich wollte dich nicht verunsichern, denke wenn du die Billinghurst Nierendiät durchziehst passt das sicher auch. Kannte damals Rohfütterung noch nicht und hab mir deshalb die Diät für ihn zusammenstellen lassen.
Fachübergreifend herrscht Übereinstimmung, dass die Hunde keinesfalls abnehmen dürfen, da beim Abnehmen Muskelmasse abgebaut wird, die die Nieren beim Abbau zusätzlich in Form von Eiweiß belastet.
Protein reduzieren, ebenso auf Phosphor achten. Reduziert man Protein droht die Abnahme, dem wird durch Fett entgegegen gewirkt. In den Punkten denke ich herrscht Übereinstimmung.
Die Futterpläne von Hannover sahen nur Muskelfleisch und Kammfleisch vom Rind sowie Kaninchen vor, da dies proteinärmere Fleischsorten sind. Dazu Kartoffeln - die wollte ich durch Reis ersetzen und bekam die Auskunft, dass Reis verhältnismäßig viel Phosphor enthält und gemieden werden soll.... - dass Reis Wasser treibt ist darüber hinaus allgemein bekannt - Pflanzenöl, Sahne, Milch, Vollei, Schweineschmalz waren die Futterkomponenten.
Die Nierenwerte haben sich trotz seines für einen 65 kg Hund hohen Alters wieder gut eingestellt. Uns er war verrückt nach dem Zeug. Klar, war ja auch Fett ohne Ende.
Ulrike
 
Hallo!

Danke für Eure Tipps - ich habe festgestellt, dass meine Hunde (alle drei) unbedingt gebarft werden wollen. Es schmeckt ihnen super gut (Robin mag allerdings kein rohes Geflügel, Rind findet er aber lecker) und sie haben keine Verdauungsprobleme. Schöne Haufis, nicht zu weich und nicht zu fest und nicht stinkig. Ich gebe ihnen das Futter über den ganzen Tag verteilt weil sie keine festen Fütterungszeiten kennen und sie sich so freuen, wenn sie was Leckeres bekommen. Ein ganz grosser Vorteil: sie sind nicht mehr ständig hungrig!:D

lg
Gerda
 
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