Angst vor Nachbarshund - wie prägend ist ein Beißvorfall?

4Pfötchen

Super Knochen
Also mein Hund Chico wird im März 2 Jahre alt, ist ein Rüde und kastriert. Er war immer schon sehr verträglich mit anderen Hunden und ist es auch heute noch. Vom Charakter her ist er sehr sensibel und keiner, der auf Ärger aus ist (also er ist immer der, der nachgibt und sich unterlegen macht und das Feld räumt, er würd sich also nie auf eine Rauferei einlassen, jedenfalls würde das mit Sicherheit nicht von ihm ausgehen).

Als er ein Welpe bzw. Junghund war (ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr genau wie alt er da war, etwa 4-5 Monate alt), da ist er einmal von der Nachbarshündin (Schäfermischlingshündin, ca. 10 Jahre alt) ins Ohr gebissen worden. Im Nachhinein betrachtet wars zum Großteil meine Schuld, ich war zu sorglos in der Situation, aber es ging zu schnell, sodass ich es nicht mehr verhindern konnte.
Es war so: wir gingen spazieren und trafen auf meine Nachbarin und ihre Schäferhündin. Ich war immer schon eher vorsichtig bei fremden Hunden, das war die erste Begegnung die mein Chico mit dieser Hündin hatte. Meine Nachbarin versicherte mir aber, dass sie friedlich und verträglich ist und mein Chico freute sich immer total wenn er einen anderen Hund traf. Wir haben nur kurz angehalten und uns unterhalten und sie hat dann einen Apfel oder Holzstöckchen (weiß es nicht mehr so genau ehrlich gesagt) vom Boden aufgehoben und ihn geworfen, damit die Hunde ihn apportieren konnten. Mein Chico ist voller Freude Richtung Apfel gelaufen und auch die Schäferhündin. Die Schäferhündin war schneller dort und hat den Apfel dann gebracht. Dann hat sie den Apfel liegen gelassen und nicht mehr weiter beachtet und sich einige Meter weiter ins Gras gelegt und dort einen anderen Apfel gekaut. Ich hab dann nur gesehen, dass mein Chico Richtung Apfel der am Boden lang gegangen ist und diesen vermutlich holen wollte, da hat die Hündin plötzlich von ihrem Apfel abgelassen und ist brummend auf meinen Chico losgestürmt und hat ihn ins Ohr gebissen, sodass der nur mehr gewinselt hat und überhaupt net gewusst hat wie ihm grad geschieht.

Ich war im ersten Moment wie erstarrt, bin dann aber gleich zu meinem Chico hin und hab geschaut ob er schlimmer verletzt ist. Ich hab an sein Ohr gefasst und meine Hand war dann voller Blut.

Vom Hundegeschrei kam dann auch ihr Mann aus dem Haus (wir standen in der Nähe ihres Hauses auf einer benachbarten Wiese) und sie hat dann zu ihm sowas gemeint wie: "Da siehst du, wie schlimm dein Hund ist und du sagst immer, sie ist soo brav."

Ich war total sauer auf die Leute und hab meinen Hund geschnappt und bin zum Tierarzt gefahren. Sie hat ihm ihre Fangzähne komplett durchs Ohr gebohrt, er hatte zwei Löcher im Ohr und bekam eine AB-Spritze.

Seitdem meide ich diesen Hund und frage mich imme wieder, wie und ob ich diese Situation hätte verhindern können. Es war ja nicht mal ihr Spielzeug, dass sie verteidigt hat, sondern irgendeinen Apfel, der auf dem Boden lag. Und sie hat ihn nicht warnend angeknurrt, sondern ist sofort auf ihn losgegangen und hat ihn gebissen. Nunja, im Nachhinein kann ich jetzt leider nichts mehr dran ändern und Chico ist nach wie vor ein lieber und verträglicher Hund, aber vor dieser Hündin hat er eine Heidenangst.

Gestern Nachmittag sind wir meiner Nachbarin und dieser Hündin wieder begegnet und Chico hat sich sogar angepinkelt und den Schweif eingezogen als die Hündin ihn abgeschnüffelt hat. Dann hat Chico bei mir Schutz gesucht und wir sind dann wieder heimgegangen, weil die Nachbarin wieder angefangen hat ihrer Hündin irgendwas zu werfen und ich ja weiß wie sie reagiert wenn ein anderer Hund an ihr "Spielzeug" ran will (wobei Chico sich in dem Fall mit Sicherheit nicht getraut hätte dem Schneeball nachzulaufen, er saß wie angewurzelt neben mir und ist an mir hochgesprungen weil er bei mir Schutz suchte).

Aber wenn ich ihn hochnehm (wobei hochnehmen bei nem 20kg Hund zwar machbar ist, aber nur für kurze Zeit und etwas lächerlich schauts auch aus) verstärk ich ihn ja in seiner Angst, oder? Andererseits will ich ihm auch das Gefühl geben, dass er bei mir Sicherheit findet wenn er Angst hat und nicht dass ich ihn dann mit seiner Angst allein lass.

Da es sich nicht vermeiden lässt, dass wir dieser Hündin ab und zu begegnen, ich aber mit Sicherheit immer einen Bogen um sie machen werd wenns irgendwie geht, wollte ich jetzt wissen, wie ich da am besten reagieren soll, wenn ich seh, dass mein Hund so ne Angst vor ihr hat. Ich will seine Angst nicht noch verstärken, obwohl ich weiß, dass ne Gefahr von der Hündin ausgeht und jeden Kontakt mit ihr vermeiden will.

Hat mein Hund deshalb vor ihr Angst, weil er sich an die Beißattacke erinnert??
 
Ein Erlebnis im Welpen- und Junghundalter kann für einen Hund tatsächlich sehr prägend sein.

Ich würde einfach ohne viel Aufsehen in einem Bogen an der Hündin vorbeigehen. Mit festem Schritt und ohne viel dabei zu sagen.
 
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