Ein grauenhafter Fall von Tierquälerei in einem verwahrlosten Bauernhof in Waidhofen an der Ybbs ist kürzlich bekannt geworden. Eine Frau hatte 28 Vierbeiner und einen Hahn auf dem Anwesen gehalten - teilweise in stockdunklen Räumlichkeiten ohne Auslauf und mit nur wenig Kontakt zur Besitzerin. Erst durch einen anonymen Anruf beim Tierschutzverein Ybbstal konnte den komplett verwahrlosten Tieren geholfen werden.
Drei Ponys, drei Hunde, acht Ziegen, elf Katzen, zwei Hasen, ein Hängebauchschwein und einen Hahn hatte die Frau auf den unbewohnten Anwesen gehalten. "Die Tiere waren in ihren Boxen und den Räumen 24 Stunden am Tag eingeschlossen und standen in ihren eigenen Fäkalien, Dreck und Müll. Dieser wurde anscheinend nie ausgeräumt", schildert Maria Kuttner vom Tierschutzverein gegenüber krone.at die dramatischen Zustände auf dem Bauernhof.
Fenster mit Styropor abgedichtet
Wie lange die Tiere schon so gehalten wurden, könne man nicht sagen, meinte Kuttner, "aber mit Sicherheit schon sehr, sehr lange, so viele Fäkalien und Dreck wie sich dort bereits angesammelt hatten." Besonders grauenhaft seien ein Boxer und zwei Katzen gehalten worden. Die Vierbeiner waren bei völliger Dunkelheit in einem Raum eingesperrt, verdreckt von Fäkalien und Unrat - die Futterdosen wurden ebenfalls einfach in dem Zimmer zurückgelassen. Zusätzlich wurden die Fenster noch mit Styropor gegen das Licht abgedichtet. Nicht besser erging es zwei Border Collies, die ebenfalls ihr Dasein in Dunkelheit fristen mussten - vermutlich deshalb, damit sie nicht bellen.
Frau glaubte, "sie hätte alles getan für die Tiere"
Der Fall sei dem Verein bereits vor zwei Wochen durch einen anonymen Anruf bekannt geworden. Als die Tierschützer das Anwesen besichtigten, sei die Besitzerin am Abend schließlich zum Füttern vorbeigekommen. Mit einer Taschenlampe habe sie ihren Rundgang gemacht, da es in dem Gebäude keinen Strom gibt. Was die Tierschützerin am meisten schockierte, sei die fehlende Einsicht der Besitzerin gewesen: "Sie war der Meinung, sie hätte alles getan für die Tiere. Aber Füttern ist eben nicht alles, man kann Lebewesen ja nicht 24 Stunden am Tag einsperren." Für Kuttner ist diese Tierquälerei ein typischer Fall von falscher Tierliebe: "Die Frau war eindeutig überfordert."
Tiere brauchten tierärzliche Hilfe
"Am Montag haben wir für eigentlich alle Tiere Pflegeplätze vermitteln können", erzählt Kuttner. Viele der Tiere mussten erst medizinisch betreut werden, ehe das überhaupt möglich war: "Eines der Ponys hat einen Pilz gehabt, auch bei den anderen waren die Hufe in einem sehr schlechtem Zustand. Bei den Ziegen waren die Klauen bereits sehr lang." Weil er so lange kein Licht mehr gesehen hatte, habe der Boxer nach seiner Befreiung eine Augenentzündung erlitten. Der Hund musste noch zusätzlich wegen eines Tumors am Fuß operiert werden.
Anrainer schauten weg
Die Nachbarn hätten alle weggeschaut. "Das war eigentlich das Schlimmste für uns", entrüstet sich Kuttner. Den Tieren gehe es nun schon wesentlich besser. Nur einige der Katzen seien noch extrem verschüchtert von den grauenhaften Erlebnissen. "Eigentlich ist das sehr traurig: Tiere verzeihen einem einfach alles", so die Tierschützerin.