Was läuft da falsch?????

Russelbande

Gesperrt
Junior Knochen
Hallo an Alle!
Gestern waren wir auf Besuch bei lieben Freunden, die ebenfalls Hundler sind und auch, so wie wir, in den 60ern geboren sind. Wir haben uns gestern so gefragt, warum es soweit gekommen ist, dass es immer mehr verhaltensauffällige Hunde gibt. Ich nehme mal alle Hunde aus, die aus Notvermittlungen in ihre jetzige Familien gekommen sind und möchte bei dieser Gelegenheit allen meine Hochachtung aussprechen, die diesen Hunden, die ja zum Teil ganz furchtbare Erfahrungen machen mußten, diese Chance geben und sich intensiv mit deren Problemen befassen.
Nein, ich meine die Hunde, die in den Familien, in denen sie aufwachsen, zu Problemhunden werden. Hat es damit zu tun, dass sich unsere Gesellschaft schon soweit von der Natur und damit vom Tier entfernt haben und deshalb kaum einer mehr ein Bauchgefühl entwickelt, wenn es um den Umgang mit Hunden geht? Ich habe meine ganze Kindheit mit den Hunden von Nachbarn oder Bekannten verbracht - selber durfte ich meinen ersten eigenen Hund erst mit 16 haben. Es gab auch einzelne "scharfe" Hunde, aber ganz, ganz wenige und die wurden eben auch so verwahrt, dass sie keine Gefahr darstellten. Fast alle Hunde in meinem Umfeld und auch dem der gestrigen Runde, waren völlig normale Hunde, die weder verängstigt, noch agressiv waren. Ein "Hundeflüsterer" wäre in dieser Zeit sicher verhungert.
Ohne jetzt Kinder- und Hundererziehung in einen Topf werfen zu wollen: ich habe das Gefühl, wenn ich mit Erziehern und Therapheuten spreche, dass auch hier bei Eltern große Unsicherheit herrscht und die Zahl der verhaltensauffälligen Kindern immer mehr zunimmt.
Also was glaubt ihr: was läuft falsch?
LG Susi
 
Also ich kann nur von meinen Erfahrungen und Beobachtungen reden:

Mir kommt es so vor, als würden sich in den letzten Jahren sehr viele Junge Leute einen Hund holen - teilweise ist die Anschaffung unüberlegt und nicht durchdacht - aber wie wir ja alle wissen - Welpen sind einfach nur süss.
Der Hund kommt ins Haus und wird nach besten Wissen und Gewissen versorgt - die Leute glauben sie machen alles richtig und da sie eben keine bis wenig Hundeerfahrung haben schleichen sich in der Erziehung so kleine "Fehlerchen" ein die irgendwann, wenn der Hund größer (erwachsen) wird, zu einem Problem werden.

Es gibt auch viele, die sich einen Hund anschaffen und glauben, das Tier würde einfach so mitleben und an ihrem eigentlichen Leben würde sich nichts verändern - das schaut dann so aus, das es Hunde gibt, die viel zu lange allein bleiben müssen, weil Herrchen oder Frauchen einen 8 Stunden Job haben oder nächtelang ausgehen etc. - in vielen Fällen wird der Hund meiner Meinung nach zu wenig ausgelastet und ist die meiste Zeit allein und langweilt sich.

Es gibt aber auch den Fall, das ein Hund als Kindersatz angeschafft wird und nach Strich und Faden verwöhnt wird, einfach alles darf und seinen Willen überall durchsetzen kann - was auch irgendwann zu einem Problem wird - denn auch wenn ich einen Hund verwöhne - ein Hund muss auch Regeln befolgen, damit ein friedliches und harmonisches Miteinander überhaupt möglich ist.

Wie gesagt - das ist nur meine Meinung bzw. meine Beobachtungen bei manchen Leuten - es gibt überall Ausnahmen, wo auch Hundeneulinge sich gut informieren und sich bei Hundeschulen etc. erkundigen, Bücher lesen um ihren Hund richtig zu erziehen, zu versorgen und auszulasten.
 
Hallo!

Ich kann mich Sladdy nur anschließen. Oft liegt es daran daß Hunde zu sehr "vermenschlicht" werden und dadurch gar nicht die Möglichkeit bekommen sich wie "normale" Hunde zu entwickeln. Manche Leute nehmen sich einen Hund ohne sich vorher zu informieren und wundern sich dann warum das Ganze fehlschlägt. Wenn sie sich dann gar nicht mehr zu helfen wissen werden die Hunde geschlagen oder sonstwas. Da wundert es mich gar nicht wenn sie agressiv werden.
Manche Menschen nehmen sich Hunde ohne sich über verschiedene Rassen zu informieren und haben dann einen Hund der vom Charakter oder von den Ansprüchen her gar nicht zu ihnen paßt. Mit dem sie dann auch nichts anfangen können.

Und manche Leute nehmen sich Hunde spontan weil sie so süß aussehen, aber Zeit und Geld wollen sie nicht investieren :mad:

Lg Tanja & Simba
 
Ich glaube, früher konnten sich sehr viele Leute keinen Hund leisten, vorallem in der Stadt waren sehr wenig Hunde.
 
Interessantes Thema - klasse! ;)

Irgendwo hab ich mal gelesen, dass der Hund, wenn man bedenkt wie eng er mit dem Menschen zusammenlebt, das Tier ist dessen Verhaltensweisen am wenigsten erforscht sind.

Viele Grundlagen in der Hundeerziehung greifen auf Beobachtungen bei Wölfen zurück die in Gefangenschaft leben und fast immer ein gestörtes Sozialverhalten aufweisen. Das dies zu Problemen, Missverständnissen führt, ist somit eigentlich vorprogrammiert. Wäre so als würde ich mir Menschen in Gefangenschaft anschauen/beobachten und deren gestörtes Sozialverhalten nehmen und darauf die Kindererziehung aufbauen - muss in die Hose gehen!

Hinzu kommt, dass Hund Hund ist und Wolf Wolf. Immer noch nicht geklärt ist die Frage ob uns unser Haushund überhaupt als Rudelmitglied ansieht oder vielmehr als ein Wesen ausserhalb seiner Art (für mich kommt letzteres in Betracht).

In der Hundeerziehung wird meiner Meinung nach die Tatsache, dass ein Hund ein Individuum ist oftmals ausser acht gelassen. Was für den einen Hund gut ist, muss nicht für alle gelten. Hera ist z.B. ein Hund der sich auf einem Hundeplatz wohl fühlt; viele Artgenossen zum spielen und ein Fraule was sich intensiv mit ihr beschäftigt. Für Hera´s Kumpel ist Hundeplatz z.B. Gift; ist definitiv überfordert. Also gleich wie beim Menschen - einer fühlt sich zur rush hour in New York pudelwohl - der andere kriegt die Krise - ist deshalb der eine besser als der andere?

Weiter geht es mit der Vermenschlichung. Wir leben in einer recht unpersönlichen Welt und auch wenn mir die Gesellschaft meiner Hunde oftmals lieber ist als ein belangloser Smalltalk mit einem Menschen, so darf ich hierbei nicht vergessen dass ein Hund ein Hund und kein Mensch ist. Klar lege ich oftmals bei der Ernährung meiner Hunde mehr wert als auf meine eigene und klar dürfen beide auf´s Sofa - aber es sind Hunde und kein Menschenersatz.

Unsere Hunde wurden kurzerhand in ein Schema gepresst, ihnen wurde unsere Sprache und unsere Bedürfnisse auf´s Auge gedrückt ohne zu berücksichtigen, dass sie selbst hervorragend kommunizieren können und ganz eigene Bedürfnisse haben die von uns oft als Fehlverhalten eingestuft werden obwohl sie typisch "hundisch" sind.

Würden manche Menschen ihren Egoismus und die Liebe zu ihrer Vormachtstellung etwas zurückschrauben und sich mal vorsichtig in die Welt und das Verhaltensmuster der Hunde einfühlen, würde es meiner Meinung nach wesentlich weniger Missverständnisse und somit weniger "Problemhunde" geben.

Unsere Hunde haben uns soviel zu sagen - warum können wir nicht einfach mal zuhören?

Connie
 
Mir ist auch aufgefallen daß sehr viel Leute Hunde haben weil sie einfach "in Mode" sind. Man sieht zur Zeit sehr viele Goldies. Am Freitag hatten wir wieder Hundetraining und ich war echt überrascht wie viele Welpen da waren. Die Weihnachtsgeschenke. Traurig nur dass davon nur ein Teil in die Hundeschule geht. Andere werden gar nicht erzogen oder landen sonstwo :(
 
@Sladdy und Simba: ja, werden sicher mit Gründe sein, aber auch früher hat man sich beim ersten Hund nicht unbedingt wer weiß wie informiert, damals gab´s ja auch nicht soviele Möglichkeiten der Information - kaum Literatur zum Thema Hund, kein Internet, Hundeschulen waren echte Dressurstätten (ich war mit meinen 16 Jahren einmal dort, da gings wirklich zu wie am Kasernenhof und Kurse in dem Sinn gab´s auch net). Trotzdem ist weniger schief gegangen.
@Josefinchen: hmm, die Leute, die ich kannte, die einen Hund hatten, waren keine reichen Leute. Ja, klar, es wurde nicht viel Aufhebens um den Hund gemacht. Kein teures Futter, eher Essensreste, Tierarzt nur im Notfall, Leine und Halsband wurden nur einmal angeschaft(wenn ich mir da so meine Sammlung dagegen anschau :o ).
 
Es stimmt schon daß es damals weniger Informationen gab. Aber damals sind die Hunde eher "Mittläufer" gewesen. Da hatte man kaum nur einen Hund. Ich erinnere mich an Erzählungen meiner Mutter. Die hatten Hühner, Hasen, Hunde, Katzen und was weiß ich was noch alles. Der Hund war auch in keiner Hundeschule. Aber damals stellte sich wahrscheinlich die Frage nicht welchen Platz der Hund in der Gesellschaft hat. Es war einfach so daß der Hund seine Hütte draußen hatte und daß er mit den anderen Tieren zusammenlebte. Das war übrigens in den 60ern.
Hunde waren lange Zeit einfach Begleiter. Die Menschen haben ihnen ihren Platz allein durch ihr Verhalten gezeigt. Das haben wir anscheinend verlernt. Wahrscheinlich auch deshalb weil sich die Zeiten einfach ändern.
Es ist ja erst in den letzten Jahren so extrem geworden daß Hunde nicht mehr wirklich artgerecht behandelt werden. Hab letztens einen Bericht gesehen über die Leute die ihren Hunden die teuersten Halsbänder und Klamotten kaufen und mit ihnen zum Friseur gehen. Na da wundert mich dann nix mehr. :confused:

Lg Tanja & Simba
 
@Heraline: interessanter Ansatz! Ich geb Dir recht, dass das hundliche Verhalten der Schlüssel zum Erfolg ist. Ich kann auch nicht verlangen, dass ein Japaner versteht, was ich von ihm will, wenn ich chinesisch mit ihm spreche! ABER: ich habe ein wenig das Gefühl, dass bei aller Notwendigkeit von theoretischem Wissen, das Bauchgefühl bei vielen Menschen nicht mehr funktioniert! Ich mache in meinem eigenen Leben immer wieder die Erfahrung, dass, egal ob bei meinen Hunden oder bei meinem Sohn, die Dinge, die ich aus dem Bauch heraus mache, am besten ankommen und verstanden werden. Auch wenn`s mal nichts positives ist. Aber auch das Loben kommt nur dann wirklich richtig rüber, wenn ich mich dabei ganz echt und ehrlich über das "Geleistete" freue. Und eben nicht mir überlege: "so, das hat der Hund jetzt richtig gemacht, nun muß ich ihn aber schnell auch mal bestätigen!" Mir hat mal eine Trainerin gesagt: "wenn ich meinen Hund lobe, soll für ihn die Sonne aufgehen!" Den Satz unterschreibe ich sofort! Und ich ergänze ihn noch um etwas: wenn ich etwas nicht mag, soll`s der Hund auch merken. Das hat jetzt nichts mit Prügel oder ähnlichem zu tun.
 
In der Famile meines VAters wurden immer HUnde gehalten und es waren immer Hunde aus dem Wr. Tierschutzhaus.
Obwol man damals sicher nicht soviele Erziehungsmethoden kannte und nicht gleich jeder ein Prügelpädagoge war, gab es zur heutigen Zeit gewaltige Unterschiede.
Ein Hund war ein Hund und wußte definitiv wo sein Platz in der Famile ist, auch wenns er eben der letzte war, einige Verhaltensweisen wurden einfach akzeptiert und man bastelte nicht endlos herum wieso weshalb.
Der Hund wurde als natürlicher Partner betrachtet, als Gehilfe oder als Ergänzung, selten wurde er als "Mensch" oder "Überwesen" gesehen.

Und auch früher mußten die Menshcen arbeiten, mehr als heute, manche hatten oft zwei Jobs um die Familie über Wasser zu halten.
EIn Hund bekam meistens das billigste Futter oder das was über blieb, trotzdem wurden diese Tiere alt und hatten nicht soviele Krankheiten wie heute.
Man machte sich keine Gedanken wie ein Hund "denkt", Hund war Hund.

Heute haben die Menschen ihren Drath zur Natur verloren, stellen sich taub wenn die innere Stimme etwas sagt, vertrauen nicht merh ihrem Instinkt (Bauchgefühl) und es herrscht Selbstverwirklichungswahn.
>Das geht nur mich was an.....
>Jeder soll machen wie er glaubt....
Solche Sätzte waren sehr rar, denn man wußte über die Leute im Haus bescheid, viele Dinge gehörten einfach nicht zum guten Anstand.
Heute leben wir nach unseren Regeln, lernen das wir das Wichtigste sind, das unsere Bedürfnisse an erster Stelle stehen.

Das ein Hund zu teuer war, eher nein, das billigste das es gab um eine Alarmanlage zu haben, einen Babysitter zu haben.
Nur war die "Arbeit" um das Tier den meisten Menschen zu groß.

Das was man immer wieder sieht ist das die Gesellschaft einem einredet man braucht für nichts Verantwortung übernehmen, keine Eigenverantwortung, Schuld hat man nie selbst und wenn, dann liegts an der miesen Kindheit, an den bösen Eltern, an einem schweren Trauma, am Umfeld, ....
Nie an einem selbst, wie wunderlich das viele Nachkriegskinder nicht allesamt Psychopathen sind.
 
hallo susi!

spannendes thema, wo meiner meinung sicherlich viele unterschiedliche faktoren rein spielen :)!

also ich glaube erstens, dass es daran liegt, dass "normal" und "verhaltensauffällig" zwei subjektiv definierte begriffe sind.
was für den einen noch "normal" ist, ist für den anderen schon "verhaltensauffällig". was früher gesellschaftlich gesehen noch "normal" war, wird heute als "verhaltensauffälig" diagnostiziert. (z.b.: früher wars halt "a lausbua - und der is a so..." heute leidet er unter "aufmerksamkeits-defizit-syndrom")

weiters denke ich, dass in den 50er, 60ern keine großartige zeit zum denken bezüglich erziehungsfragen da war, österreich war mit dem wiederaufbau beschäftigt, die leute mit ihrem eigenen aufbau und außwerdem gab es EINEN verbreiteten anerkannten erziehungsstil.
leinenruck und gsunde watschen waren net verpönt, sondern die gesellschaftlich verbreitete meinung war: "so ghörts, des macht ma aso..." und wurde (natürlich net von allen, aber größtenteils) auch so KONSEQUENT durchgeführt.

in den 70ern (teilweise bis 8oern) kam dann auch bei uns der "laissez fair" stil mal bei den kindern auf den markt. da gabs zwar haufenweise probleme, aber das waren wieder keine diagnostizierten probleme, denn "das ghört a so, damit das kind seine persönlichkeit entwicklen kann". leute, die diesen stil gewählt haben, taten es aus überzeugung und standen voll und ganz dahinter und waren sicher, dass es gut ist, was sie tun.
hunde wurden weiterhin autoritär erzogen. die leute standen geschlossen hinter diesem erziehungsstil und waren sich ebenfalls sicher, dass es das richtige ist.

ca. in den 8oern, 90ern gabs wieder ein "gesellschaftliches umdenken". wir wollen kinder nimmer autorität aber a net laissez fair erziehen. es muss irgendeinen mittelweg geben, der aber gesellschaftlich nicht vorgezeichnet ist, sprich den mussten sich die leute selber suchen und es begann eine große unsicherheit. wenn das kind net "funktioniert" suchte jeder die schuld bei sich, seinem erziehungsstil, seinem leben. dadurch war die bereitschaft therapeuten aufzusuchen um einiges gestiegen (denn ICH bin ja schuld, dass dem kind so schlecht geht, ich muss wohl im vergleich zu anderen die grenzen zu hoch/niedirg etc. gesetzt haben,...)
geld is gesellschaftlich gesehen mittlerweile a scho genug da, also die therapeuten werden besucht und müssen diagnostizieren. (wer sich mal so ein klinisches diagnostikum zufällig angeschaut hat: also ich in laut dsm IV...vermutlich nach der neueren dsm V immer noch ;)...zumindest depressiv, wenn net no zusätzlich a boarderline :D :D :D)
also die therapeuten boomen, die medien bringen, dass die theraputen boomen, die leut werden noch unsicherer, was sich auf einen total CHAOTISCHEN ERZIEHUNGSSTIL mit immer wieder REVIDIERTEN GRENZEN auswirkt, das kind KENNT SICH NO WENIGER aus, REAGIERT auf INKONSEQUENTE GRENZENSETZUNG mit AUFFÄLLIGKEITEN, die leut gehn zum therapeuten, and so on.....
hier (und scho a bisserl früher a) kommt weiters die immer größer werdende belastung der frau hinzu, die frauenquote an halbtags/ganztagsjobs steigt, frau hat zwar ihr eigens geld/leben aber immer noch den großteil der hausarbeit/kindererziehung, die männer ziehen im bereich veratwortung für kinder übernehmen nicht schnell genug nach, es wird den kindern weniger zeit gewidmet, der gemeinsame erziehungsstil net abgesprochen, das erzeihungschaos steigt. (schuld is gesellschaftlich gesehen natürlich die frau --> schuldgefühle --> ab mit dem kind zum therapeuten --> rein in die medien, dass viele zum therapeuten gehen --> aber da war ma scho amal...)

übrigens: hunde werden weiterhin großteils autoritär erzogen (zwar net guat, aber KONSTANT) und es klappt halbwegs, die leut sind sich einig ;)...

wir kommen zu den letzten jahren: jetzt WANDELN sich auch die erziehungsstile bei den HUNDEN. von "nur autoritär" bis "nur durch positive verstärkung" (was meiner meinung nach unmöglich is, beispiel jagen: hund rennt in die schleppleine - ohne gehts net = aversiver reiz...vor langem im clickerthema) is die ganze bandbreite vorhanden.
es gibt kein gesellschaftlich anerkanntes definiertes "richtig" oder "falsch" mehr, die unsicherheit bricht auch in diesem bereich aus, die folge ist, wenn der hund nicht gleich "funktioniert" wird oftmals der ERZIEHUNGSSTIL GEÄNDERT, die GRENZEN verschoben, auch hier bricht das totale erziehungschaos aus. die medien greifens auf, die GESELLSCHAFT wird SENSIBILISIERT, ein hund der früher als "Normal" angesehen wird, wird (von der definition des halters selbst, da der in den medien ja a solche macken hat) als "problemhund" angesehen, die unsicherheit wächst und ab zum hundeflüsterer....

sodala. auf grund meines langen beitrags bin ich schon mal gespannt, was jetzt sonst noch da steht ;)!

alles liebe
mia
 
Russelbande schrieb:
Hallo an Alle!
Gestern waren wir auf Besuch bei lieben Freunden, die ebenfalls Hundler sind und auch, so wie wir, in den 60ern geboren sind. Wir haben uns gestern so gefragt, warum es soweit gekommen ist, dass es immer mehr verhaltensauffällige Hunde gibt. Ich nehme mal alle Hunde aus, die aus Notvermittlungen in ihre jetzige Familien gekommen sind und möchte bei dieser Gelegenheit allen meine Hochachtung aussprechen, die diesen Hunden, die ja zum Teil ganz furchtbare Erfahrungen machen mußten, diese Chance geben und sich intensiv mit deren Problemen befassen.
Nein, ich meine die Hunde, die in den Familien, in denen sie aufwachsen, zu Problemhunden werden. Hat es damit zu tun, dass sich unsere Gesellschaft schon soweit von der Natur und damit vom Tier entfernt haben und deshalb kaum einer mehr ein Bauchgefühl entwickelt, wenn es um den Umgang mit Hunden geht? Ich habe meine ganze Kindheit mit den Hunden von Nachbarn oder Bekannten verbracht - selber durfte ich meinen ersten eigenen Hund erst mit 16 haben. Es gab auch einzelne "scharfe" Hunde, aber ganz, ganz wenige und die wurden eben auch so verwahrt, dass sie keine Gefahr darstellten. Fast alle Hunde in meinem Umfeld und auch dem der gestrigen Runde, waren völlig normale Hunde, die weder verängstigt, noch agressiv waren. Ein "Hundeflüsterer" wäre in dieser Zeit sicher verhungert.
Ohne jetzt Kinder- und Hundererziehung in einen Topf werfen zu wollen: ich habe das Gefühl, wenn ich mit Erziehern und Therapheuten spreche, dass auch hier bei Eltern große Unsicherheit herrscht und die Zahl der verhaltensauffälligen Kindern immer mehr zunimmt.
Also was glaubt ihr: was läuft falsch?
LG Susi

Tsja.. Kauft ein Mensch sich ein Handy werden mehr Infos eingeholt, als wenn ein Hund gekauft wird und..
Viele Hundehalter denken nicht daran, daß sie ein intelligentes Tier an der Leine haben. Is ja nur ein Hund mit mit Druck auf der Blase. :rolleyes:

Problemhunde gabs damals auch genug. Wenn ich an unsere ersten beiden Rüden denke... Beide aus dem TH und vollkommen versaut.

Es sind auch die Medien in punkto Hunde gewachsen. Vor 20 Jahren sah man kaum Golden Retriver oder Dalmatiner zb.
 
ich denke damals hat man einfach weniger auf den hund geachtet bzw. seine psyche. ich sehe ja heut noch viele halter, deren hund ganz offensichtlich stress hat (warum auch immer) und die das nichtmal mitkriegen. die denken z.b. der hund zieht an der leine weil er nicht kapiert, daß ers nicht darf...und schon reagieren sie falsch. damals hat man sich auch nicht damit auseinander gesetzt ob der hund nun stress, angst oder sonstwas hat. er hatte einfach zu folgen.

heute achtet man vielleicht mehr drauf, erkennt solche sachen eher und daher haben die hundeflüsterer etc. hochsaison.

außerdem beißvorfälle gab es schon immer. nur damals hat kein hahn danach gekräht. es war "normal". heute zerreissen die medien jeden kleinen kratzer in der luft.

aber der vergleich stimmt, bei den kindern ists genauso. seit die antiautoritäre erziehung in mode ist, sind die meisten kids mehr als nur unerzogen.
 
Früher war die ganze Hundegeschichte noch kein blühender Wirtschaftszweig.
Da wurde erzogen und ausgebildet aus Notwendigkeit, und nicht, um Geld zu verdienen.
Wenn man heute in einen Supermarkt geht, gibts dort mehr Sachen für den Hund zu kaufen, als für das Kind.
Man hat den Hund als das betrachtet, was er eigentlich ist: Ein Raubtier.
Wenn er nicht gebellt oder gepackt hat, wenn Fremde auf den Hof kamen, hat man ihn erschossen oder in Ausbildung gegeben.
Das war eine Art natürliche Selektion.
Wenn ein Hund heute einen Fremden nicht mag, rennt man zum Therapeuten oder zum "Kynopädagogen" und lässt ihn das natürliche Verhalten wegtherapieren.
Übrig bleiben verzärtelte Marionetten, die ihrem Besitzer vor jedem Sylvester schlaflose Nächte bereiten.
Heute sch...man sich in die Hosen, wenn der "arme" Hund mal ein paar Stunden allein bleiben soll, oder wenns draussen kalt oder heiss ist.
Körperliche und geistige Robustheit sind die wichtigsten Eigenschaften eines Hundes, die darf man nicht "wegerziehen" !
Der Hund ist ein hierarchisch veranlagtes Tier, der kommt damit klar, dass man ihm seinen Platz im Rudel zuweist, auch wenns mal wehtut.
Man braucht nur die Hunde beim Spiel untereinander beobachten.
Da wird auch gezwickt, geknurrt und gewinselt, damit müssen sie klar kommen.
Das gilt für uns selbst im Beruf und Privatleben doch auch. Es scheint nicht immer die Sonne, und wenn man den Regen nicht erträgt, dann bekommt man die folgenden sonnigen Tage auch nicht mehr mit...
 
ET01 schrieb:
aber der vergleich stimmt, bei den kindern ists genauso. seit die antiautoritäre erziehung in mode ist, sind die meisten kids mehr als nur unerzogen.


Einer meiner Lieblingssprüche ist "Es gibt so viele liebe Kinder, ich wundere mich, wo die ganzen depperten Erwachsenen herkommen"

Ich weiss nicht woher der Spruch stammt, aber er zeigt uns deutlich, was unsere Gesellschaft anrichtet.

Ein Freund von mir ist Psychiater, der hat gesagt, es gibt 2 Arten verhaltensgestörter Kinder: Die, die antiautorität erzogen werden, und die, die streng autorität erzogen werden.
Die Folgen sind die gleichen.

Dem ist nix hinzzufügen.
 
Ich finde das Thema auch sehr interessant und möchte noch ein paar Ideen einwerfen.

Wie ET schon gesagt hat, wurde das Thema Hund früher einfach nicht so breitgetreten wie heute. Da wurde nicht ständig über Beißvorfälle berichtet, obwohl ich sicher bin das sie damals genauso häufig vorkamen wie heute.

Wenn Hunde damals "agressiv" reagierten war das oft normal und erwünscht, weil viele noch als richtiger Wachhund gehalten wurden.
Ich erinner mich da an die Geschichte die meine Oma mir immer erzählt vom Hund ihres Vaters, der Nachts den Hof bewachte (tagsüber war er angebunden) und wenn sie später nach Hause kamen haben sie sich nicht in die Wohnung getraut oder mussten sich irgendwie reinschleichen, davonlaufen, aus Angst vor dem Hund.

Noch ein wichtiger Faktor ist für mich das ich denke das früher nicht so viele, vorallem große, Hunde in der Stadt gehalten wurden.
Es leben jetzt viel mehr Leute auf engerem Raum, besonders in den Großstädten, und viele haben auch Hunde.

Außerdem müssen sich unsere Hunde heute auf viel mehr, für sie artwiedrige Verhalten einstellen. Unser gesamter Lebensstil hat sich verändert und unsere Hunde müssen sich anpassen. Als Beispiel: Es wird jetzt nicht mehr gestattet das die Hunde einfach so im Ort herumstromern und ein mehr oder weniger freies Leben führen (natürlich besonders auf größere Städte bezogen)

So, das waren jetzt ein paar Gedankengänge von mir.
 
Wie sich Hunde auf Umgebung einstellen, ist zum grossen Teil genetisch bedingt.
Ich kenne Hunde, die die ersten 1-2 Jahre ihres Lebens im Zwinger verbracht haben, und dann ohne Probleme in der Großstadt klarkamen, vom ersten Tag an.
Andere waren von Welpe an in der Stadt, und hatten zeitlebens Probleme.
Das kommt daher, dass heutzutage viele Hündinnen Welpen bekommen, die in der Natur dazu keine Chance hätten, und noch dazu von Rüden, auf die das auch zutrifft.
Das gilt auch für Mischlinge, die haben ja nicht nur die Vorteile ihrer Ahnen, sondern auch die Nachteile.
Deshalb stimmt es nicht, dass Mischlinge gesünder odgl. sind, es kommt auf die Mischung an.
Zum Thema
Beißvorfälle: Da gab es früher sicher mehr als heute, aber das war normal, da hat man nicht dem Hund die Schuld gegeben, sondern dem Gebissenen.
Und komischerweise kamen diese "scharfen/aggressiven" Hunde mit Kindern meist super klar.
Mein Opa hatte einen Dt. Schäfer, der das Grundstück seines Fuhrunternehmens bewachte. Der war echt heikel. Aber mit mir (damals ein Kleinkind, so 1-3 J. alt) hat er in der Sandkiste gespielt, und nie geknurrt oder gezwickt.
Ich würde sagen "Back to the roots", bei aller Liebe zum Hund, nicht verzärteln oder vermenschlichen, sondern ermöglichen, dass er ALLE seine Triebe auf natürliche Art ausleben kann und beherrschen lernt, dann gibts auch keine Probleme.
 
also wenn ich an früher denke, für mich sind das die 60:eek: :p , gab es wirklich nicht so viele große hunde u. wenn waren das meistens auch mischlinge
rassehunde konnte sich die normalen durchschnittsbürger wirklich nicht leisten und die rassen an die ich mich noch erinnere waren hauptsächlich dackel, pudel, foxterrier- die sieht man jetzt dafür wieder nicht mehr- boxer,spitz

die jetzigen sogenannten kampfhunde dobermann, rottweiler u. teilweise auch der schäferhund, zu dieser zeit auch noch wolfshund genannt, wurden damals wirklich hauptsächlich nur als arbeitshunde für polizei etc. gehalten, also nicht so wie jetzt in privathand, die wurden wirklich nur in sogenannte erfahrene hände vergeben

auf der anderen seite war es trotzdem einfacher mit dem hund in der stadt
aufteilungen im park in kinderzone-hundezone gabs da noch nicht- es gab natürlich auch streitereien, aber die hunde hatten trotz alledem mehr freiheit als heute, man mußte nicht mit der strassenbahn fahren, um in eine passende huzo zu kommen, dass sich der hund endlich mal wieder austoben kann, das konnte er täglich im nächsten park, man konnte z.b.mit kind u. hund gleichzeitig in den park gehen u. beide konnten stressfrei ihre freunde treffen

die beißunfälle waren meiner meinung schon weniger u. wenn dann waren sie nicht so verheerend wie jetzt - also von totgebissen kindern - hat man damals nichts gehört oder gelesen - da hätte sich bestimmt auch die presse darauf gestürzt
 
Ich persönlich finde einfach, das der Mensch seine Natur verliert, somit auch seinen natürlichen Drath zu ganz normalen Dingen.
Sicher ist es nicht schön wie damals HUnde erzogen wurden bzw. ausgebildet, aber mal ehrlich, mein Vater war Hundetrainer und er war auch dafür zuständig Hunde scharf zu machen.
Ich bin mit seinen Methoden nicht einverstanden, aber eines muss ich ihm lassen, kein Hund unter seiner Hand war jemals unsicher, ängstlich oder gar unnötig agressiv.
Seine Hunde waren gehorsam, machten keine Probs, hatten Mut und Härte und trotz der "harten" Ausbildung waren es keine gebrochenen Tiere.
Mein Vater lebte in der Stad.
Er hat als Kind gelernt sich gegen den Familienhund zu behaupten und hatte seinen eigenen ersten Hund relativ jung.
Es war eine Freundschaft die ihn bis heute zu Hunden hinzieht.
Bemerkenswert ist, das gerade er, der von der HUndepsyche nach neuen Erkenntnissen eigentlich gar nichts versteht (laut Experten), für Hunde ein wahrer Magnet ist.
Selbst Jack wird halbverrückt vor Freude wenn er ihn sieht, es gab bis jetzt ein zwei Hunde die ihn nicht leiden konnten, aber bis jetzt schien er einen besonderen Drath zu Hunden zu haben, wie gesagt obwol er eigentlich keinerelei Wissen verfügt, nach alten Methoden arbeitet udn zum Thema Hund simpel spricht.
Wer kann das heute noch von sich aus behaupten ?
Das ist was ich meine, ein NATÜRLICHER Drath.
 
Silvana schrieb:
die beißunfälle waren meiner meinung schon weniger u. wenn dann waren sie nicht so verheerend wie jetzt - also von totgebissen kindern - hat man damals nichts gehört oder gelesen - da hätte sich bestimmt auch die presse darauf gestürzt

Weil selbst die bösen Hunde mit Kindern klarkamen, weil sie nicht aus Angst böse waren.
Und weil die Beißereien nicht öffentlich wurden.

Ja, und die Hundezonen sind heutzutage schon grösser als die Kindespielplätze.

Übrigends war der Gebrauchshundesport in den 60igern schon weit verbreitet, es gab genug Private, die einen Gebrauchshund hielten.
Wenn auch nicht unbedingt im Haus als Kindersatz, weil man damals ja noch richtige Kinder hatte.

Ich erinnere mich an eine mail die ich vor einiger Zeit erhalten habe, wo es genau um das Thema ging, für Leute, die in den 60igern geboren wurden und aufwuchsen. herrlich, demnach hätten wir nach heutigen Maßstäben nicht überleben dürfen.
Ich habs leider bei einem Compi-crash verloren, aber vielleicht weiss jemand, was ich meine, und stellt es hier rein.
 
Oben